Sinking Cities
Lexikon

SinkingCities.de sammelt Texte zum Begriff Versinken.

 

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    Die 17 Artikel und das entstandene Online Lexikon www.sinkingcities.de, in dem die Beiträge kommuniziert werden, ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Begriff des Versinkens, welcher auf zwei persönliche Interessenswelten, dem Tauchen und meiner Heimatstadt Bytom, zurückgeht. Das Freitauchen ermöglichte eine neuartige Wahrnehmungssphäre abseits der „Regeln“ unseres alltäglichen Raumgefühls der oberirdischen Welt. Diese Unterwasserwelt wirkt oberflächlich betrachtet abweisend und lebensfeindlich: keine Atemluft, zerquetschender Druck, tiefe Dunkelheit, Kälte, Nässe und fremde Körperkoordination. Für einen Aquanauten, der die Materie durchdringt, verändern sich diese Aspekte in Neugier, Faszination und zu der Risikobereitschaft im Rausch der Tiefe und ihrer schwerelosen Geborgenheit unterzugehen. Das Versinken wird in einer sensorischen Qualität spürbar. Die zweite Gestalt des Versinkens gründet in der aktuellen Entwicklung meiner Geburtsstadt Bytom, welche im größten Kohlerevier Polens liegt. Seit dem Zusammenbruch der polnischen Volksrepublik 1989 unterliegt diese Region, und mit ihr die traditionellen Grubenstädte, starken wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, an denen sich die Stadt sichtlich aufreibt. Einem sozialen und ökonomischen Druck nicht standhaltend, versinkt die Stadt in einem Flechtwerk sich bedingender Faktoren. Arbeitsplätze, Infrastruktur und gesellschaftlicher Zusammenhalt zersetzten sich, Gebäude zerfallen aufgrund der Grubenschäden. In dieser existenziellen Bedrohung des Lebensraums entfachte sich ein kreativer Widerstandskampf einiger Lokalpatrioten. Zwischen diesen beiden Welten entstand die Fragestellung nach der Bedeutung des Begriffs Versinken. Anhand einer intuitiv festgelegten Liste von Phänomenen, zwischen Sinn und Sinnhaftigkeit, begann das „Beobachten“ und die Analyse des Begriffs. Durch die Überlagerung der verschiedenen Definitionen und Perspektiven auf das Versinken, mit Artikeln aus der Gegenwartskultur, Mythologie, Geschichte und aktuellen urbanen Konflikten, bildete sich ein Dynamisierungs- und Veränderungsprozess an bestimmten Gehalten des Wortes ab. Versinken muss im Wesentlichen als der Vorgang räumlichen Vergessens verstanden werden. Ein konstanter multidimensionaler Prozess zur Raumgewinnung. Die überzeitliche, non-lineare Qualität des Begriffs konnte nicht auf eine lineare Narration reduziert werden, die von seinem Ursprung und Semantik zu einer einzigen Wahrheit des Begriffs führt, sondern musste viel mehr die Synergien der Artikel in einer fragmentarischen Wissenssammlung abbilden. Dieses Online Lexikon des Versinkens versucht durch die einzelnen Lemma und ihre Vernetzung mehrere Hypothesen gleichzeitig aufzustellen. Die im Internet durch die Benutzter wählbaren Ordnungsprinzipien des Lexikons, eine alphabetische Lemmaliste und Netzstruktur, ermöglichen unterschiedliche Wissensdarstellungen. Eine dynamische Generierung zufälliger Wissensinseln in der Netzstruktur steht dem Kosmos der Lemmaliste gleichwertig gegenüber. Die digitalen „Lumpensammler“ des Netzes sollen hier ihre eigene Passage wählen dürfen, und auch die Möglichkeit als Lexikograph durch das Hinzufügen von Fundstücken den Begriff erweitern. Diese Form soll die Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit des Begriffs widerspiegeln. Das bisher entstandene Lexikon möchte ich in der kommenden MA-Abschlussarbeit zu Hilfe nehmen, um damit zur bisher ungeklärten Ausgangsfragestellung nach Bytom zurückzukehren. Das Ergebnis soll als Feldversuch unter das Lemma Bytom in den Wissenspool des Lexikons einfließen.

    [1] ”Lumpensammler”- Walter Benjamin: Passagen-Werk. Gesichtet in Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008

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    Apokalypse

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    Aralsee

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    Arche Noah

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    Atlantis

    Der Bericht über den Inselstaat Atlantis und dessen Versinken wird in Platons Dialogen Timaios und Kritias geschildert. Dieser Bericht wird auch als „der Atlantische“ bezeichnet[1]. Der Timaios-Dialog umspannt die naturphilosophischen Überlegungen Platons und bildet somit einen Schöpfungs-mythos der Welt[2] in den Platon die „Umsetzung“ seiner im Politea-Dialog gezeichneten Utopie eines Idealstaates anhand der beiden Staaten Urathen und Atlantis einbettet. Anders als in Politea wünscht Sokrates, einer der vier Redner im Timaios Dialog, diese Utopie „in Bewegung zu erblicken“:

     

    „ […] hört nun ferner, wie es mir in Bezug auf diesen Staat (gemeint ist der zuvor im Politea erläuterte Idealstaat Anm. d. Verf.) wie wir ihn entwickelt haben, geht. Ich habe nämlich ungefähr dieselbe Empfindung dabei, wie wenn einer schöne Tiere sieht, sei es bloß gemalte , sei es auch wirklich lebende, die sich aber in Ruhe verhalten, und ihn dann das Verlangen ankommt, sie auch in Bewegung zu erblicken und etwas von den Eigenschaften, welche belebte Körper zukommen, im Kampfe erproben zu sehen. Ebenso also geht es mir mit dem eben entwickelten Staate. Denn gerne möchte ich jemanden darstellen hören, wie er diejenigen Kämpfe, welche seinem Staate zukommen, gegen andere Staaten bestehen würde, indem er auf eine würdige Weise zum Kriege geschritten wäre)[3] […] “

     

    Kritias, als weiterer Sprecher in Platons Dialog Timaios, unternimmt die erste Beschreibung der Heeresmacht Atlantis. Hier nimmt er eine geografische Lokalisierung und Größeneinordnung vor: „Damals nämlich war das Meer dort fahrbar: denn vor der Mündung, welche ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles heißt, hatte es eine Insel, welche größer war als Asien und Libyen zusammen[4]“. Er erzählt weiter von dem Niedergang der Expansionsmacht Atlantis und dessen Scheitern im Kampf gegen die Ur-Athener. Nach dem kriegerischen Scheitern setzt eine göttliche Strafe ein und die Atlantiden gehen zusammen mit ihrer Inselstadt Atlantis innerhalb eines Tages und einer Nacht unter:

     

    „[…]Späterhin aber entstanden gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen, und da versank während eines schlimmen Tages und einer schlimmen Nacht das ganze streitbare Geschlecht bei euch scharenweise unter die Erde; und ebenso verschwand die Insel Atlantis, indem sie im Meere unterging.“

     

    Erst im Kritias-Dialog folgt eine ausführliche Beschreibung des Inselstaates. Die Gründung der Stadt Atlantis, auf der gleichnamigen Insel, geht auf den Meeresgott Poseidon zurück, welchem bei der Aufteilung der Erde durch die Götter, eben diese zufiel. Die Nachkommen, aus Poseidons Ehe mit der sterblichen Kleito, bevölkerten die Insel.[5] Diese Hauptinsel der Atlantiden hatte circa 400 bis 600 Kilometer Durchmesser und verfügte über ein reiches Vorkommen an Bodenschätzen wie Kupfer, Gold und anderen schmelzbaren Erzen. Die natürliche Vegetation wurde als üppig und sehr fruchtbar beschildert. Darüber hinaus erstreckte sich über die Insel ein künstliches Kanalsystem, welches die Ackerparzellen des Landes optimal bewässerte. Es wurden also ideale Ausgangsvoraussetzungen für eine Besiedlung beschrieben.[6]In der Mitte der Insel wurde die fruchtbarste und schönste Ebene auserwählt um zum Meer zugewandt eine ringförmige Stadtanlage zu errichten. Diese Anlage wurde durch drei gleichermaßen kreisrunde und befahrbare Kanäle, die einen Zugang zum Meer herstellten, definiert.[7] Der prachtvoll ausgestattet Poseidontempel und der üppig verzierte Königspalast mit weiteren königlichen Behausungen, bestehend aus Freibädern und Sportplätzen, lagen auf dem leicht erhöhten Zentrum der Anlage und beherbergten die politische Obrigkeit.[8] Die beiden übrigen vom Wasser eingeschlossenen Landringe waren der königlichen Garde als Wohnstätten vorbehalten. Darüber hinaus gab es eine Pferderennbahn, Kultstätten des Meeresgottes Poseidon, Gärten und Übungsplätze für die Soldaten. Die Wasserkanäle beinhalteten den inneren Kriegshafen und einen äußeren Handelshafen, der an die ummauerte Großstadt grenzte.[9] Regiert wurde der Staat von fünf Zwillingspaaren, welche auf Poseidons Verhältnis mit der sterblichen Kleito zurückgehen.[10] Mit dieser direkt vom Meeresgott abstammenden Generation, wurde die politische Grundstruktur eines Idealstaates, wie sie in der Politiea beschrieben wird, in Atlantis umgesetzt: „Diese Könige herrschen dem Gesetz und der Gerechtigkeit nach und waren untereinander gleichgestellt und folgten den Muster der Klugheit, Sanftmut und Uneigennützigkeit.“[11] Dieser Zustand bricht mit „Verdünnung des göttlichen Blutes“ des Herrschergeschlechts ab. Die „schlechten“ Attribute des „Menschseins“ nahmen bei den Atlantiden überhand und spiegelten sich in der aufkommenden Gier nach Machtausweitung und größerem Reichtum wider. Auf den moralischen Verfall[12] der Atlantiden folgte in ihrer Überheblichkeit die Niederlage gegen die Urathener, Platons noch intakter Idealstaat[13].Daraufhin bestrafte der Göttervater Zeus die entarteten Atlantiden[14]durch Erdbeben und Überschwemmungen.[15][16][17]

     

    Der Bericht über die Bestrafung, welcher auf die beiden Timaios und Kritias Dialoge aufgeteilt ist, bricht nach Zeus gefasstem Entschluss die Atlantiden zurück „zur Besinnung zu bringen“ ab und wird erst im Timaois- Dialog mit den Folgen für Atlantis, nämlich dem Versinken in den Flutwellen, beendet.

     

    Durch die in Platons Erzählungen enthaltenen vagen Ort- und Zeitangaben existieren zahlreiche Lokalisierungshypothesen des Atlantismythos. Sowohl Historiker als auch Naturwissenschaftler entschleiern, vermeintlich meist in Verbindung geohistorischer Veränderung einiger Regionen der Welt, die einstige Lage der Insel Atlantis.[18] Oft berufen auf die Theorien der Plattentektonik, wird Atlantis, je nach Auslegung der verschiedenen Hypothesen, mittlerweile an fast jedem Ort unseres Planeten wiedergefunden – vom Meeresboden der Azoren [19], über Nord- und Ostsee, bis unter die Eisdecke der Antarktis.[20] Dies hat aber weniger mit der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit der Hypothesen zu tun, als vielmehr mit der Interpretationsfreude der unterschiedlichen Autoren des Atlantis-Kontextes. Deshalb ist die Atlantiserzählung auch am sinnvollsten durch Platons Konzept des Mythos, als bildhaftes Gleichnis seiner Ideenwelt, zu verstehen, ungeachtet der vermeintlichen historischen Details. [21]

     

     

     

     

     

    In diesem Sinne muss das Versinken Atlantis, als die letzte Konsequenz eines entarteten Idealstaates verstanden werden. Die überzeitliche und raumlose utopische Idee des Idealstaates Platons aus dem Politeia-Dialog wird in einer weit entfernten Vergangenheit durch Atlantis und Urathen realisiert. Timaois möchte die „Idee in Bewegung“ sehen und ermöglicht die Verknüpfung des reinen Ideals aus dem Politeia-Dialog mit der Atlantis-Erzählung.[22] Atlantis ist eine „Verortung“ des Idealstaates. In dieser spiegelt das besiegte Atlantis die bereits entartete und untergehende Form des Idealstaates wider, während sie in Urathen noch als solches existiert und nicht degradiert ist. Trotzdem wird auch diese, wie wir aus dem Timaios-Dialog erfahren, durch die Überschwemmung der Erde vernichtet. Während also die Urathener für ihre Freiheit kämpfen, und Atlantis als kriegerische Expansionsmacht gezeichnet wird, stehen sich beide unterschiedlichen, fast schon dualistischen, Ausformungen der Idealstaaten kämpfend gegenüber. Die Erklärung liefert uns das Konzept der Utopie Platons selbst. Hier wird die Bedingung des „Menschseins“ bereits als Unvollkommenheit definiert, aber als Konzeption eines Ideals mit aufgenommen. Deshalb müssen auch beide Idealstaaten untergehen, der eine früher als der andere. Dem Perfekten wohnt etwas Unperfektes inne. „Menschsein“ bedeutet die Unvollkommenheit. Das Versinken ist die Konsequenz des Menschseins.[23] [24] Wenn selbst das noch „reine“ Urathen von der Bestrafung nicht ausgespart wird, wäre die Hypothese aufzustellen, dass der Prozess des Versinkens in einem kosmischen Kreislauf des immerwährenden Auf- und Untergangs eingebettet liegt. Dafür könnten Platons Dialoge eine Grundlage liefern. In der zeitlich differenten Einordnung der Idealstaattypologien Platons, Atlantis als bereits versunken, der Untergang Urathens als das Gegenwärtige und im Politiea das nicht verorteten zeitlose Untergehen, wird dem Begriff des Versinkens eine überzeitlich herrschende Konstante zugeschrieben.

    Auch taucht in Platons Texten der Untergang als immer wiederkehrendes Element auf. So beispielsweise im Nomoi Dialog :

     

    „Über jene ersten verzweifelten Tage, als der Ozean nach den Krämpfen der Erde über die Ufer getreten war[…]„den Sagen von den vielfachen Verheerungen, die unter dem Menschengeschlecht stattgefunden haben durch Überschwemmungen, Seuchen und vieles andere[…] „

     

    Athener: Dürfen wir nun nicht annehmen, dass sämtliche in der Ebene und am Meer gelegenen Städte zu der damaligen Zeit von Grund auf vernichtet wurden Kleinias bejaht dies“.[25]

     

    Timaios Dialog, in dem auch der Untergang Atlantis eingebettet ist :

     

    „[…]Wenn aber wiederum die Götter die Erde, um sie zu reinigen, mit Wasser überschwemmen, dann bleiben die, so auf den Bergen wohnen, Rinder- und Schafhirte, erhalten; die aber, welche bei euch in den Städten leben, werden von den Flüssen ins Meer geschwemmt; dagegen in unserem Lande strömt weder dann noch sonst das Wasser vom Himmel herab auf die Fluren, sondern es ist so eingerichtet, daß alles von unten her über sie aufsteigt. Daher und aus diesen Gründen bleibt alles bei uns erhalten und gilt deshalb für das Alteste. […]

     

    Ihr dagegen und die übrigen Staaten seid hinsichtlich der Schrift und alles anderen, was zum staatlichen Leben gehört, immer eben erst eingerichtet, wenn schon wiederum nach dem Ablauf der gewöhnlichen Frist wie eine Krankheit die Regenflut des Himmels über euch hereinbricht und nur die der Schrift Unkundigen und Ungebildeten bei euch übrigläßt, so daß ihr immer von neuem gleichsam wieder jung werdet […]

     

    Denn erstens erinnert ihr euch nur einer Überschwemmung der Erde, während doch so viele schon vorhergegangen sind; sodann aber wißt ihr nicht, daß das trefflichste und edelste Geschlecht unter den Menschen in eurem Lande gelebt hat, von denen du und alle Bürger eures jetzigen Staates herstammen, indem einst ein geringer Stamm von ihnen übrigblieb; sondern alles dies blieb euch verborgen, weil die Übriggebliebenen viele Geschlechter hindurch ohne die Sprache der Schrift ihr ganzes Leben hinbrachten. Denn es war einst, mein Solon, vor der größten Zerstörung durch Wasser der Staat, welcher jetzt der athenische heißt, der beste im Kriege und mit der in allen Stücken ausgezeichnetsten Verfassung ausgerüstet, wie denn die herrlichsten Taten und öffentlichen Einrichtungen von allen unter der Sonne, deren Ruf wir vernommen haben, ihm zugeschrieben werden[…]“

     

    Das Versinken wird in den Platonischen Mythen nicht als etwas Endgültiges gezeichnet, sondern als Teil eines wiederkehrenden Prozesses. Dieses wird in dem unvollendeten Kritias Dialogs aufgegriffen und mit den Worten Zeus den Untergang, das Versinken, nicht als die Auslöschung der Menschen sondern das Zurücksetzten ihres entarteten Daseins „ zu einer edleren Lebensweise“:

     

    „[…]Der Gott der Götter aber, Zeus, welcher nach den Gesetzen herrscht und solches wohl zu erkennen vermag, beschloß, als er ein treffliches Geschlecht so schmählich herunter-kommen sah, ihnen Strafe dafür aufzuerlegen, damit sie, durch diese zur Besinnung gebracht, zu einer edleren Lebensweise zurückkehrten. […]“[26]

     

     

    [1] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S.41

    [2] Donald Zeyl: Platos`s Timaeus, Stanford Encyclopedia of Philosophy, veröffentlicht 2005; überarbeitet 2013, http://plato.stanford.edu/entries/plato-timaeus/ (freie Übersetzung) (19.10.2013)

    [3] Ulrich Hofmann: Platons Insel Atlantis. BOD GmbH, S. 29. Google eBooks http://books.google.de/books?id=jbPiAAAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false

    [4] Zeno.org Bibliothek: Platon Timaios. Textabschnitt 102,

    http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Timaios (14.10.2013)

    [5] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 204, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [6] 205-206(14.10.2013)

    [7] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 211, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [8] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 212, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [9] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 213, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [10] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 210, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [11] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S.43

    [12] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 217, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [13] Sung- Chul Rhim: Die Struktur des idealen Staates in Platons Politeia. Die Grundgedanken des platonischen Idealstaates angesichts antiker und moderner Kritik, Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2005. S. 57-69

    [14] Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias. Textabschnitt 218, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

    [15] Zeno.org Bibliothek: Platon Timaios.

    http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Timaios (14.10.2013)

    [16] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S.41

    [17] Erich Rackwitz : Versunkene Welten- ferne Gestade, Urania- Verlag, Leipzig 1964. S. 25

    [18] Erich Rackwitz : Versunkene Welten- ferne Gestade, Urania- Verlag, Leipzig 1964. S. 16

    [19] Erich Rackwitz : Versunkene Welten- ferne Gestade, Urania- Verlag, Leipzig 1964. S. 19

    [20] Rand Flem-Ath / Rose Flem-Ath: Der versunkene Kontinent unter dem ewigen Eis, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1997

    [21] Donald Zeyl: Platos`s Timaeus, Stanford Encyclopedia of Philosophy, veröffentlicht 2005; überarbeitet 2013, http://plato.stanford.edu/entries/plato-timaeus/ (freie Übersetzung) (19.10.2013)

     

    [22] Ruth Hagengruber: Platons Timaios. Eine Anleitung zur wissenschaftlichen Hypothesenbildung , Koblenz. S. 78., Web-Link: http://kw.uni-paderborn.de/fileadmin/kw/

    institute/einrichtungen/humanwissenschaften/philosophie/personal/hagengruber/PublikationenDateien/61-74/Platons_Timaios.pdf

    [23] Sung- Chul Rhim: Die Struktur des idealen Staates in Platons Politeia. Die Grundgedanken des platonischen Idealstaates angesichts antiker und moderner Kritik, Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2005

    [24] Erich Rackwitz : Versunkene Welten- ferne Gestade, Urania- Verlag, Leipzig 1964. S. 11

    [25] Platon: Nomoi, Band 2;Bände 4-7;Band 9. Google eBooks:

    http://books.google.de/books?id=14v4IuX8ODkC&pg=PA7&lpg=PA7&dq=nomoi+übersetzung+platon&source=bl&ots=6qtPSWQWpJ&sig=WiS85BQp_2KMwGVXu-LVsu93yIM&hl=de&sa=X&ei=fNwEU_2KIaiuyAOn4ICYDw&ved=0CCsQ6AEwADgK#v=snippet&q=vernichtet&f=false

    [26]Zeno.org Bibliothek: Platon Kritias, http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias (14.10.2013)

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    Atlantis

    „The continent of Atlantis was an island which lay before the great flood in the area we now call the Atlantic Ocean. So great an area of land, that from her western shores those beautiful sailors journeyed to the South and the North Americas with ease, in their ships with painted sails. To the East Africa was a neighbour, across a short strait of sea miles. The great Egyptian age is but a remnant of The Atlantian culture. The antediluvian kings colonised the world All the Gods who play in the mythological dramas In all legends from all lands were from fair Atlantis. Knowing her fate, Atlantis sent out ships to all corners of the Earth. On board were the Twelve: The poet, the physician, the farmer, the scientist, The magician and the other so-called Gods of our legends. Though Gods they were – And as the elders of our time choose to remain blind Let us rejoice and let us sing and dance and ring in the new Hail Atlantis! Way down below the ocean where I wanna be she may be, Way down below the ocean where I wanna be she may be, Way down below the ocean where I wanna be she may be. Way down below the ocean where I wanna be she may be, Way down below the ocean where I wanna be she may be. My antediluvian baby, oh yeah yeah, yeah yeah yeah, I wanna see you some day My antediluvian baby, oh yeah yeah, yeah yeah yeah, My antediluvian baby, My antediluvian baby, I love you, girl, Girl, I wanna see you some day. My antediluvian baby, oh yeah I wanna see you some day, oh My antediluvian baby. My antediluvian baby, I wanna see you My antediluvian baby, gotta tell me where she gone I wanna see you some day Wake up, wake up, wake up, wake up, oh yeah Oh glub glub, down down, yeah My antediluvian baby, oh yeah yeah yeah yeah“ [1]

     

    [1] Donovan Leitch: Atlantis, 1968, http://www.elyrics.net/read/d/donovan-lyrics/atlantis-lyrics.html (18.02.2014)

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    Babylon

    Die Gegend am Euphrat, welche im heutigen Irak, südlich von Bagdad liegt, war 2400 v. Chr. die Geburtsstätte Babylons. Die vielen Chroniken und Geschichten berichten über Babylon als die Metropole wechselnder Völker, die Hauptstadt der Welt und das Zentrum Mesopotamiens. Zu ihrer ersten Bedeutung stieg die Stadt 1894 v. Chr. im altbabylonischen Königreich auf, das von den semitischen Stämmen der Amoriter und Sumu-abum gegründet wurden.[1] [2] Doch dieses babylonische Königreich war in dieser damals dicht besiedelten Region,[3] ständigen Regierungswechseln durch Eroberung anderer Völker ausgesetzt. Neben der Besetzung durch die Hethiter und anschließenden durch die Kassiten, kam das Königreich erst 800 v.Chr. durch die Hegemonie der Assyrer in eine von Stabilität geprägten neubabylonischen Dynastie.

     

    Das Jahr 604 v. Chr. kennzeichnet Babylons Höhepunkt und spiegelt sich in der großen Einwohnerzahl von 200 000 wieder. Doch nur 69 Jahre später wechselten die Herrscher Babylons erneut unter der Eroberung des persischen Königs Achämeniden. Dieser konnte jedoch keine beständige Regierung durchgesetzten und so versank die Stadt bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. allmählich durch einen Mangel an natürlichen und menschlichen Ressourcen in der Bedeutungslosigkeit. Erst 1899 wurde Babylon vom Archäologen Dr. Robert Koldewey wieder entdeckt. Bis dahin waren die meisten urbanen Strukturen im Wüstensand untergegangen, dennoch ließen sich manche bedeutende Architektur aus den Ausgrabungen rekonstruieren. Das wohl bekannteste Gebäude der Stadt bildete die Zikkurate Etemenanki, welcher der biblischen Erzählung vom Turm zu Babel entsprechen könnte. Der sakrale Stufenturm, der „das Haus, welches das Fundament von Himmel und Erde ist“[4], bildete das Zentrum des religiösen Kosmos der Babylonier und war Marduk, der höchsten Schutzgottheit der Babylonier, geweiht. In dem Schöpfungsmythos der Bibel wird der Turmbau durch das Eingreifen Gottes niemals fertig gestellt und verbleibt eine ewige Baustelle. Der Versuch der Menschen durch den Turmbau das Göttliche im Himmel zu erreichen wird durch Gott in der babylonischen Sprachverwirrung abgestraft. Das babylonische Reich versinkt in diesem Chaos.

     

    Während des Lebenszyklus der Stadt, konnte diese vielen unterschiedlichen Kulturen als Hauptstadt dienen. Jeder dieser politischen Umstände wirkte sich auf die Blüte oder ihren Untergang als Stadt aus. So wird z.B. mit der neubabylonischen Epoche des Königs Nebukadnezar, die Stadt aus der „Übernahme“ erneut aufgebaut. Um auch seinen Herrschaftsanspruch im gleichen Maße zu erneuern, versieht er die zum Wiederaufbau gebrannten Ziegeln mit seinem Namen. Die Legitimation seiner Herrschaft wird durch den Akt des „Brandings“ der Stadt vollzogen. Auch wenn Nebukadnezenars Königreich, und die Stadt mit ihm, versunken ist, knüpfte Saddam Hussein an diesen Ritus der Machtbestätigung 1985 an: Er ließ Teile der Stadt rekonstruierten und versah die dafür verwendeten Steine ebenso mit seinem Namen und fügte den Zusatz „als Sohn Nebukadnzenar der rechtmäßige Nachfolger“ hinzu.

     

    Durch die materielle Übernahme der Stadt, wollte Hussein an die Kontinuität eines Herrschaftsanspruches anknüpfen. Genau diese immaterielle Eigenschaft „Macht“ wurde an Babylon immer wieder materialisiert. Selbst in jüngerer Zeit, in der möglicherweise schon der „alte“ Objektfetischismus durch immaterielle Werte zu bröckeln begann, musste Babylon, oder eher gesagt die Rekonstruktion, noch einmal als Zeuge der veränderten Machtverhältnisse in der Golf-Region herhalten.

     

    Denn als die US-amerikanischen Soldaten 2003 ihr Lager auf der Ausgrabungsstätte errichteten, wurde Husseins Babylon „geschliffen“ und damit seine politische Entmachtung vorausgenommen. [5]

     

    In den glasierten Ziegeln der Stadt spiegelten sich die verschiedenen Herrschaftsansprüche ihrer Zeit wieder, und versetzten so die Stadt in eine Dynamik, welche ihren Wachstum oder den Untergang bedeutete.

    [1] Wikipedia Eintrag: Babylonien, http://de.wikipedia.org/wiki/Babylonien

    [2] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 114-121

    [3] Andreas Exenberger: Wirtschaftspraktiken in Altmesopotamien, Working Paper 00/04, Universität Innsbruck 2000. http://homepage.uibk.ac.at/~c43207/die/

    papers/mesopot.pdf (05.02.2014)

    [4] Bernd Janowski / Beate Ego: Das biblische Weltbild und seine altorientalischen Kontexte. Forschung zum Alten Testament, J.C.B. Morh (Paul Siebeck) Tübingen, 2001. S. 238

    [5] Joel Levy: Lost Cities. Versunkene Städte der Vergangenheit, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2008. S.28-30

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    Beksinski Arche Noah

    Zdzislaw Beksinski Arkady , Warsaw 1989

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    Beksinski[1]

    Zdzislaw Beksinski Arkady , Warsaw 1989

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    Beyond Blue

    „Stand on the shores of a site unseen

    The substance of this dwells in me

    Cause my natural eyes only go skin deep

    But the eye’s of my heart anchor the sea

    Plumbing the depths to the place in between

    The tangible world and the land of a dreams

    Because everything ain’t quite it seems

    There’s more beneath the appearance of things

    A beggar could be king within the shadows,

    Of a wing

     

    And wisdom will honor everyone who will learn

    To listen, to love, and to pray and discern

    And to do the right thing even when it burns

    And to live in the light through treacherous turns

    A man is weak, but the spirit yearns

    To keep on course from the bow to the stearn

    And throw overboard every selfish concern

    That tries to work for what can’t be earned

    Sometimes the only way to return is to go,

    Where the winds will take you

     

    And to let go, of all, you cannot hold onto

    For the hope, beyond,the blue

    Yellow and gold as the new day dawns

    Like a virgin unveiled who waited so long

    To dance and rejoice and sing her song

    And rest in the arms of a love so strong

    No one comes unless they’re drawn

    By the voice of desire that leads em’ along

    To the redemption of what went wrong

    By the blood that coveres the innocent one

    No more separation

    Between us.

     

    So lift your voice just one more time

    If there’s any hope may it be a sign

    That everything was made to shine

    Despite what you can see

    So take this bread and drink this wine

    And hide your spirit within the vine

    Where all things will work by a good design

    For those who will believe

     

    And let go, of all, we cannot hold onto

    For the hope, beyond, the blue

     

    Said I let go, of all, I could not hold onto

    For the hope, I have, in you“ [1]

     

    [1] Josh Garrels: Love & War & The Sea in Between, 2011 https://joshgarrels.bandcamp.com/track/beyond-the-blue (25.02.2014)

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    Bubbles[1]

     

    Lukas Stopczynski: “41″, Photography, 2004-2014

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    Bubbles[2]

    Lukas Stopczynski: “01″, Photography, 2004-2014

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    Bubbles[3]

    Lukas Stopczynski: “01″, Photography, 2004-2014

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    Bytom

    Sinkende Stadt in Oberschlesien, Polen. Siehe hierzu → Lukas Stopczynski: „#bytom,_eine_unverbesserliche_architektur, #sinkingcities, #agora“, Abschlussarbeit MA SS 2014, sAdBK-Stuttgart“ [1]

     

    [1] Keine weiteren Informationen bekannt

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    Bytom Gebäude[1]

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    Chuquicamata

    Chile, Kupfermine Chuquicamata

     

    Aufnahmedatum: 1. Juli 2007, 23:00 UTC, Originalauflösung: 1 Meter (Bilddarstellung reduziert), Modus: High Resolution Spotlight Mode, Polarisation: HH

     

    Quelle: DLR.

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    Darkness

    Drawing by Lukas Stopczynski, ABK-Stuttgart 2013

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    Deichsprengung

    Description

    The Great Mississippi Flood of 1927, dynamiting through the levee to create an artificial crevasse at Caernarvon, St. Bernard Parish, Louisiana, 14 miles below New Orleans. The crevasse was created to take pressure off levees at New Orleans.

     

    Date 1927

    Source wea00739, Historic NWS Collection, [1]

    Author Archival Photography by Steve Nicklas, NOS, NGS

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    Fraking

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    Freitauchen

    “Don’t get set into one form, adapt it and build your own, and let it grow, be like water. Empty your mind, be formless, shapeless — like water. Now you put water in a cup, it becomes the cup; You put water into a bottle it becomes the bottle; You put it in a teapot it becomes the teapot. Now water can flow or it can crash. Be water, my friend.” – Bruce Lee

     

    Das Freitauchen oder auch Apnoetauchen, aus dem griechischem a-pnio: ohne zu atmen, bezeichnet das Tauchen ohne Zuhilfenahme unterstützender Atemgeräte. Diese Technik des Tauchens, welches in Küstengebieten unterschiedlicher Gewässer schon seit der Steinzeit zur notwendigen Nahrungsbeschaffung existiert, wird heutzutage vermehrt als Freizeitgestaltung ausgeübt. Das Bild des tauchenden Menschen wurde in der Antike ausführlich beschrieben, da es eine wesentliche wirtschaftliche Einnahmequelle zahlreicher Mittelmeerstädte ausmachte. Darauf stützen sich zahlreiche antike Mythen und Legenden. Die bekannteste und unterschiedlich gedeutete mythologische Figur Glaucus vermittelt die mythologische Figur eines Tauchers am stärksten. Einerseits wird er als sterblicher Fischer, der sich durch den Verzehr einer magischen Wasserpflanze in einen Wassermann und Meeresgott verwandelte, andererseits wird er als Sohn des König Minos beschrieben, der im 16. v. Chr. auf Kreta gelebt haben soll. Nachdem er in einem Topf aus Honig ertrunken sei, gab ihm der Göttervater Zeus das Leben zurück; von diesem Moment an verschwor sich Claucus des Schutzes der Fischer. Eine weitere Glaucus Legend erzählt über einen seiner beeindruckenden Tauchgänge, die selbst den Meeresgott Poseidon so sehr imponiert haben soll, dass er Glaucus in einen seiner Unterwasserpaläste einlud. Überwältig von der Schönheit dieser Unterwasserwelt vergaß Glaucus die Zeit, sodass er ertrank und nur noch sein lebloser Körper an die Oberfläche zurückkehrte. Diese Legenden beschreiben das Tauchen, in dem damals noch viel mystischen Medium Wasser, oszillierend zwischen Gefahr und Schönheit (auch wirtschaftlich) des Meeres.

     

    Historische Aufzeichnungen von der Notwendigkeit die Luft anzuhalten, um Unterwasser zu verharren, gehen weit bis ins 9. Jahrhundert v. Chr. zurück. So zeugen assyrischen Steinreliefs über die Tätigkeiten tauchender Menschen. Auch Platon und Homer beschrieben um das 8. Jahrhundert v. Chr. Schwammtaucher, welche in Tiefen von 30 Metern hinunter sanken, um die begehrten Badutensilien heraufzuholen. Des Weiteren wurden Taucher auch auf ägyptischen Zeichnungen dargestellt, welche zum Vergnügen ihrer Pharaonin Kleopatra Fische an Marcus Antonius Angel hängen. Aus solchen historischen Berichten und Anekdote über das Tauchen wird die Bedeutung im alltäglichen Leben, dieser vom Wasser dominierten antiken Ländern, aufgezeigt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass ebenso über eine militärische Nutzung des Tauchens Belege existieren. Im antiken Griechenland wird ihr Einsatz, während der Belagerung Athens, zur geheimen Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln, beschrieben. Solche verdeckte Erwähnung von Tauchern zum Kampfeinsatz, zeigt sich anhand der römischen Spezialeinheit der Urinatores (vom lateinischen Verb „ūrīnārī“ – „abtauchen“ abgeleitet) im 4. Jahrhundert v. Chr., die hier vor allem für Infiltration, Spionage und Sabotage eingesetzt wurden.

     

    Unter diesen ökonomischen und militärischen Druck entwickelte sich das Abtauchen des Menschen auch technologisch weiter. Von den Beschreibungen Aristoteles, der die Benutzung einfacher kleinerer Bronzekammern und ersten Schnorchel, die dem Taucher ein Luftreservoir unter Wasser zur Verfügung stellten, zu den Erfindungen der Renaissance durch Leonardo da Vinci, der den ersten pneumatisch betriebenen und aus Schweinehaut gefertigten Taucheranzug entwarf, dehnte sich die Dauer und Distanz der Tauchgänge mit jedem technologischem Fortschritt aus. Mit jeder neuen technologischen Stufe einer Tauchglocke, Schwimmflossen, Druckflasche, Tauchanzug oder den ersten Atemgeräten des Meeresforscher Jacques Yves Cousteau, versuchten die Menschen ihr Verlangen nach dem Tiefenrausch und der Neugier, welche in dem unbekannten Lebensraum lag, zu stillen. [1]

     

    Das Freitauchen als Sport, im Gegensatz zum Schwimmen, weist erst eine junge Geschichte auf, die eher einer aufkommenden introvertierten Wettkampfsituation, als der gestiegenen Popularität, geschuldet ist. Der Individualsport bezieht seine Wurzeln auf das Überschreiten einer gewissen Wassertiefe durch den griechischen Taucher Haggi Statti. Man nahm bis dahin an, dass die Grenze von 50 Metern unter Wasser aufgrund des Drucks von keinem Menschen überschritten werden konnte. 1913 überschritt Haggi Statti, mit der gewöhnliche Bergung eines Ankers, die mystische Tiefengrenze von 50 Metern und kam aus einer Tiefe von 73 Metern zurück an die Oberfläche. [2] Dieser vor 101 Jahren aufgestellte inoffiziellen Rekord übte in einem überschaubaren Kreis von Tauchern eine solche Faszination aus, welche bis heute die Professionalisierung des Freitauchens bewegt. Die nun ausgetragenen Wettkämpfe werden von dem 1990 gegründeten Dachverband „Association Internationale pour le Dèvelopement de l`Apnèe“ (AIDA) organisiert. Dieser sportliche Ehrgeiz führte über verschiedene Disziplinen zu neuen Rekorden. Vom statischen Tauchen, bei dem Zeiten ohne Atemzüge von 11 Minuten überschritten werden, dem Streckentauchen mit Längen von bis zu 281 Metern oder dem Tiefentauchen mit Distanzen von 214 Metern werden einige der internationalen Bestmarken aufgestellt. Trotz eines institutionalisiertem Ausbau des Sportes, bleibt vermutlich aufgrund der spezifischen Anforderungen und körperlichen Grundvorrausetzungen, bis heute eine Popularisierung des Sports aus.[3] [4]

     

    Dennoch sitzt, unberührt von einer technologischen wissenschaftlichen Notwendigkeit, die Faszination an der Erfahrung, der Wahrnehmung der Wassertiefen, im Freitauchen erhalten. Hier ersetzt die nach Innen gekehrte Entwicklung einer Körperbeherrschung, den technologisch motivierten Fortschritt. Die Evolution des Freitauchens wird nicht am technisch Machbaren, sondern am Grad der geistigen Konzentration und der individuellen Risikobereitschaft gemessen. Die mit der Zeit immer neuen Rekorde sind also nicht der nach Außen gerichteten Entwicklung (z.B. Wachstum von Muskelmasse) des menschlichen Organismus, welcher im wesentlichen seit Jahrhunderten identisch geblieben ist, sondern im Wesentlichen durch die innere Festigung des Geist bestimmt. Weiter gründet der Erfolg des Freitauchens, im Gegensatz zu anderen Sportarten, in der bewussten Reduktion der Körperfunktionen. Das Minimieren aller Körper- und Geistesfunktionen entscheidet über die Qualität eines Tauchgangs.

     

    Der freiwillige Entzug der Atemluft ist eine Übergangskondition, in der ein Mensch nur wenige Momente überleben kann. Aber das bewusste Überschreiben eines natürlichen Zustands ist für das Abtauchen notwendig. [5] Sobald das Gesicht und die Extremitäten in Berührung mit Wasser kommen, wird durch Stimulation des Parasympathikus der sogenannte Tauchreflex aktiviert. Dieser Prozess führt zu einem Verlangsamung den Herzschlags und der Verringerung des Sauerstoffverbrauchs anderer Organe. [6] [7] Der Taucher begibt sich von hier in einen körperlichen aber auch mentalen Ruhezustand. Der Psychologie Professor Lugig Odoe, welcher sich mit den psychodynamischen Auswirkungen des Freitauchens beschäftig, spricht von einer Rückkehr des Tauchers zu seinem pränatalen Ursprung. Das Schweben im Wasser und der spürbare Druck der Umgebung verstärkt dieses Empfinden. [8] Dazu wird die Sinneswahrnehmung unter Wasser verzerrt, sodass Distanzen näher und Objekte größer wirken. Außerdem verringert sich in der Tiefe des Wassers, das Spektrum und Intensität des Lichtes, und endet mit der völligen Dunkelheit ab 60 Meter.[9]

     

    Unter dem Wasserdruck liegen die Sinneshaarzellen im Gleichgewichtsorgan komplett von einer Körperflüssigkeit umhüllt und erzeugen durch ihre Bewegungsfreiheit das Gefühl von Schwerelosigkeit. Während zudem die Geräuschkulisse durch das Wasser geschluckt wird, bildet sich so ein andersartiger, der Oberfläche gegensätzlicher, Kosmos.[10]

     

    Dieser Kosmos wird durch das Wasser, über seine empirische Stofflichkeit hinaus, zu einer vielschichtigen Metaphorik, an deren Anfang die Aussagen des antiken Philosophen Thales stehen. Durch Aristoteles erfahren wir, da Thales selbst keine Schriften überlieferte, dass Wasser den Anfang alles Seienden bildet: „ Das Wasser ist die ἀρχή (arche) alles Seienden“.

     

    „Thales [...] bezeichnet als [...] Ursprung [arché] das Wasser [hydor]. Auch das Land, lehrte er deshalb, ruhe auf dem Wasser. Den Anlass zu dieser Ansicht bot ihm wohl die Beobachtung, dass die Nahrung aller Wesen feucht ist, das die Wärme selber daraus entsteht und davon lebt; woraus aber jegliches wird, das ist der Ursprung von allem. War dies der eine Anlass zu seiner Ansicht, so war ein andrer wohl der Umstand, dass die Samen aller Wesen von feuchter Beschaffenheit sind, das Wasser aber das Prinzip für die Natur des Feuchten ausmacht. Manche nun sind der Meinung, das schon die Uralten, die lange Zeit vor dem gegenwärtigen Zeitalter gelebt und als die ersten in mythischer Form nachgedacht haben, die gleiche Annahme über die Substanz gehegt hätten. Diese bezeichneten Okeanos und Tethys als die Urheber der Weltentstehung und das Wasser als das, worauf die Götter schwören. [...] Ob darin wirklich eine so ursprüngliche Ansicht über die Substanz zu finden ist, das mag vielleicht nicht auszumachen sein. Jedenfalls von Thales wird berichtet, dass er diese Ansicht von der obersten Ursache aufgestellt habe.“[11]

     

    Dem griechischen Wort „archè“ weilt nicht nur die Bedeutung „erster sein“ inne, sondern auch die weitere Bestimmung „herrschen“. [12] Das Wasser wird damit nicht nur die Grundsubstanz, aus dem das Leben hervorgeht, sondern in Thales kosmologischer Ordnung zum „Alles Beherrschenden“ erweitert.

     

    Der lateinische Schein des griechischen Wortes „archè“ verführt dazu Verbindungen zur abrahamitischen Schöpfungsmythologie zu schlagen. In der Erzählung über die Arche Noah erfahren wir über die göttliche Sintflut, dessen Wasser nicht nur in ihrer Vernichtungskraft beherrschte, sondern auch einen zivilisatorischen Neuanfang ermöglichte. Beherrschung und Anfang durch Wasser wären so wieder zu finden, wenn diese Verknüpfung nicht aus einem orthografisch linguistischem Fehler hervorgehen würde. Denn der Wortursprung von „Arche“, welcher in der Bibel verwendet wird, bezieht sich auf das lateinischen Wort „arca“, das mit „Kasten“ oder „Sarg“ richtig übersetzt wäre.[13] [14]

     

    Dennoch wird mit Thales beschriebener Bestimmung des Wassers, der Beginn eines weiten philosophischen Diskurses der wandlungsfähige Materie des Wassers begonnen, nicht zuletzt da Thales den Anfang der abendländischen Philosophiegeschichte markiert. Ob es nun in der Analogie des Flusses für das Entstehen von Leben und Zeit ist, oder in Form des Ozeans bei Kant als Metapher einer Scheinwelt des Verstandes: [15]

     

    „Wir haben jetzt das Land des reinen Verstandes nicht allein durchreiset, und jeden Teil davon sorgfältig in Augenschein genommen, sondern es auch durchmessen, und jedem Dinge auf demselben seine Stelle bestimmt. Dieses Land aber ist eine Insel, und durch die Natur selbst in unveränderliche Grenzen eingeschlossen. Es ist das Land der Wahrheit (ein reizender Name), umgeben von einem weiten und stürmischen Ozeane, dem eigentlichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank, und manches bald wegschmelzende Eis neue Länder lügt, und indem es den auf Entdeckungen herumschwärmenden Seefahrer unaufhörlich mit leeren Hoffnungen täuscht, ihn in Abenteuer verflechtet, von denen er niemals ablassen, und sie doch auch niemals zu Ende bringen kann. Ehe wir uns aber auf dieses Meer wagen, um es nach allen Breiten zu durchsuchen, und gewiß zu werden, ob etwas in ihnen zu hoffen sei, so wird es nützlich sein, zuvor noch einen Blick auf die Karte des Landes zu werfen, das wir eben verlassen wollen.

    Zuerst fragen wir, ob wir mit dem, was es in sich enthält, nicht allenfalls zufrieden sein könnten, oder auch aus Not zufrieden sein müssen, wenn es sonst überall keinen Boden gibt, auf dem wir uns anbauen könnten; zweitens, unter welchem Titel wir denn selbst dieses Land besitzen, und uns wider alle feindselige Ansprüche gesichert halten können“[16]

     

    In diesem Spannungsfeld des Wassers, der metaphysischen Aura und der physisches Divergenz, schwebt der freie Taucher. Anders als es die Erde unter unseren Füßen erlaubt, ist es dem Menschen im Wasser möglich in dieser Materie versinken– in dieser Dichotomie schließlich unterzugehen oder aufzugehen.

     

    [1] Cesare Ross: Ancient Engineers Inventions. Precursos of the Present (History of Mechanism and Machine Science), S.143-144 (Kindle Edition) (freie Übersetzung)

    [2] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri: Manual of Freediving. Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 7

    [3] World Records of Freediving, AIDA International Rankings : http://www.aidainternational.org/competitive/worlds-records (17.12.2013)

    [4] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri : Manual of Freediving : Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 2-3

    [5] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri: Manual of Freediving.Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 70

    [6] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri: Manual of Freediving.Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 74

    [7] P. Radermacher / C.-M. Muth: Apnoetauchen. Physiologie und Pathophysiologie, Deutsche Zeitrschift für Sportmedizin, Ausgabe 2002 Heft 6,

    http://www.zeitschriftsportmedizin.de/fileadmin/externe_websites/ext.dzsm/content/archiv2002/heft06/a04_0602.pdf (18.02.2013)

    [8] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri: Manual of Freediving.Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 82

    [9] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri: Manual of Freediving.Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 63-65

    [10] Stig Avall Severinsen: Breatheology. The art of conscious breathing,

    Idelson Gnocchi 2012 S. 128

    [11] Wikipedia Eintrag: Metaphysik, Aristoteles http://de.wikipedia.org/wiki/Metaphysik_(Aristoteles) (03.01.2014)

     

    [12] Umberto Pelizzari / Stefano Tovaglieri: Manual of Freediving.Underwater on a single breath, Idelson Gnocchi 2004, S. 63-65

    [13] Wikipedia Eintrag: Noach, http://de.wikipedia.org/wiki/Noach (06.02.2014)

    [14] Pons Online Übersetzung: arca, http://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch/arca (06.02.2014)

    [15] Oya Erdogan: Wasser. Über die Anfänge der Philosophie, Passagen Verlags Wien 2003

    [16] Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, Werke in zwölf Bänden. Band 3, Frankfurt am Main 1977, S. 267-308,

    http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/Kritik+der+reinen+Vernunft/I.+Transzendentale+Elementarlehre/Zweiter+Teil.+Die+transzendentale+Logik/Erste+Abteilung.+Die+transzendentale+Analytik/Zweites+Buch.+Die+Analytik+der+Grunds%C3%A4tze/3.+Hauptst%C3%BCck.+Von+dem+Grunde+der+Unterscheidung+aller+Gegenst%C3%A4nde+%C3%BCberhaupt+in+Phaenomena+und+Noumena (03.01.2014)

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    G-Cans

     

     

    Description

    日本語: 首都圏外郭放水路 (春日部市) 2006年6月7日撮影

    撮影日:2006年6月7日 撮影者:Dddeco

    English: The Metropolitan Area Outer Underground Discharge Channel (Kasukabe, Saitama , Japan). Taken by Dddeco.

    Date 7 June 2007

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    Godzilla

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    Godzilla Menfriend

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    Hasta Las Narices

    Ivan Puigs: hasta las narices

    2004

    VW sedan, agua, pigmento, plotter sobre pvc, vaso de vidrio y figurillas escala, medidas variables

    , http://www.ivanpuig.net/hln.html

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    Hurrican Sandy

    Keystone/AP/Steve Earley

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    Katastrophen

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    Kiruna

    Die nordschwedische Stadt Kiruna liegt 140km nördlich des Polarkreises in der Provinz Norrbottens län und der Provinz Lappland. Kiruna befindet in einem an Eisenerz reichen Gebiet zwischen den Bergen Luossavaara and Kiirunavaara.[1] Die hier vorhandenen hochwertigen Erzvorkommen führten zu einer schnellen Erschließung durch die Eisenbahn (schwedische Erzbahn) Mit der Aufhebung des schwedischen Exportverbots für Erz konnte Kiruna Ende des 19. Jahrhundert aus vereinzelten Siedlungen der Samen, die Urbevölkerung Nordschwedens, zu einer Gemeinde und Stadt zusammenzuwachsen.[2][3] Als Katalysator für eine organisierte Stadtplanung gelten, entgegen der bis dahin vorherrschenden unkontrollierten informellen Siedlungen entlang der Abbaugebiete, die Entscheidungen von Hjalmar Lundbohn. Dieser war 1898 Generaldirektor des schwedischen Bergbauunternehmens LKAB[4] und nahm gemeinsam mit den Architekten Per Olof Hallman und Gustaf Wickman erste stadtplanerische Entwürfe für die zukünftige Siedlung vor. In diesem sehr ambitionierten Entwurf gelang es einen neuartigen Prototyp für Bergwerkstädte in Schweden zu entwickeln, welcher die urbane Grundstruktur mit den gemeinschaftlichen Bedürfnissen der Einwohner, wie Schulen, Feuerwehrstation, Kirchen und Gemeinschaftshäuer, zu einem städtischen Gewebe verwob.[5] Zudem wurden regionale klimatische Gegebenheitenin von der Architektur berücksichtigt und die Infrastruktur der Topografie angepasst. Anhand dieser Merkmale wird Kirunas Stadtarchitektur auch als „Kiruna Stil“ bezeichnet. Die wirtschaftliche und städtische Expansion endete nach dem Zweiten Weltkrieg. Von einer Restrukturierungsphase der Bergbaugesellschaft 1970 wurde auch die Stadt ergriffen, sodass Infrastruktur und einige Gebäude abgerissen und modernisiert wurden. Erst mit dem schleichenden Verlust historischer Bauten entwickelte sich ein öffentliches Bewusstsein für Denkmalschutz, welcher in einem Konservierungsplan im Jahr 1984 mündete und bestimmte Gebäude zum ersten mal unter Schutz stellte. Weiterhin wurde das urbane Gefüge Kiruna vom Bergbau bestimmt, der mit dem wachsenden Bedarf an Eisenerz des Weltmarktes weiter expandierte und in Tiefen von 1365 Meter vordrang. Durch die exzessiven Erzförderungen kam es über die letzten Jahrzehnte immer wieder zu erheblichen Absenkungen in der Region. Besonders betroffen war in der Zeitspanne von 1970 bis 1980 der Stadtteil Ön, dessen gesamter Grund beinahe abgesunken ist.

    2004 beschloss das Bergbauunternehmen LKAB, welches komplett im Besitz des schwedischen Staates liegt, eine weitere Expansion der Fördervorhaben in der Region. Dadurch würden große Teile der Stadt und der Kommune, zudem viele denkmalgeschützte Gebäude, von einer massiven Veränderung betroffen sein. Die den Minen am nächsten gelegene betroffene Stadt Malmberget musste zum großen Teil schon 2006 geräumt werden und die Bewohner wurden in die Gemeinde Gällivare umgesiedelt. Auf Grund des Ausmaßes der Minenerweiterung müssen auch in Kiruna große Bereiche, darunter auch das Stadtzentrum aufgegeben werden. Deshalb sehen ersten Planungen die sukzessive Verlegung der Stadt bis 2021 vor.

    Durch den Ausbau der Bergbauanlagen und die damit gravierenden Veränderungen in der natürlichen als auch städtischen Landschaft ist ein interessantes Spannungsfeld der ökonomischen (Bergbau), ökologischen (Landschaft und Rentierzucht) und kulturellen (Denkmalschutz) Interessen entstanden. Da der Bergbau für die Stadt unverzichtbar ist, überwiegen die Interessen der LKAB, welche für aufkommende Schäden Kompensationszahlungen tätigen will. Aber bereits jetzt sind in der Umsetzung des neuen Stadtplans kontroverse Meinungen bezüglich des Erhalts denkmalgeschützter Gebäude aufgetaucht. Wenn der Denkmalschutz den weiteren Ausbau der Minen verhindert, würde die wirtschaftliche Grundlage der Stadt entzogen und somit zu einem ökonomischen Desaster führen. Andererseits plädieren die kulturellen Kräfte der Stadt für den Erhalt des architektonischen Erbe als Verpflichtung gegenüber der Identität des Ortes.

     

    Der Konflikt zwischen ökonomischer Notwendigkeit und kultureller „Wertschöpfung“ aus dem gebauten Erbe manifestiert sich in Kiruna in einer Auseinandersetzung bezüglich →Denkmalschutz, Identität, und der Entfremdung von existenzielle Erfordernissen in einer sozialstaatlichen Struktur. Anhand der „Industriearchitektur“ Kirunas wird deutlich, wie ein „Erhaltens-Wert“ eines Objektes über seine eigentliche Funktion hinaus entsteht.

    Interessant ist dabei der Prozess der Transformation und Übersetzung von materiellen Werten, in Kirunas Fall Architektur, zu immateriellen Werten der Gesellschaft. Hierzu muss eben der Begriff des →Denkmalschutzes , aus seiner präservierenden Funktion, erweitert werden: „to refer to the process by which objects and places are tranformed from funtional „things“ into objects of display and exhibition.” [6] Aber gerade in Bezug auf die industrielle Produktionsstätte Kiruna, wird die Wertumkehr im selben Augenblick zum Paradoxon. Wenn das „Industrieerbe“ seiner Funktion und Produktion beraubt, nur noch als immaterieller Wert, besteht wird gleichzeitig ein Wandel der Gesellschaft vollzogen, die eben diese Produktion nicht mehr benötigt. Es vollzieht sich ein Schritt von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft, in der das Immaterielle den höheren Wert hat.

    Nur ist in der prosperierenden Bergbaustadt Kiruna eben gerade die Produktion das wichtigste Organ der Stadt. Würde man sie zu einem Museum umwandeln, wäre das so, als ob man ihr das Herz herausreißt. Gleichzeitig stellt sich natürlich die Frage nach der Lebensdauer einer ausschließlich von wirtschaftlichen Faktoren getriebenen Stadt, denn sobald die Erzvorräte aufgebraucht sind, werden ihr die kulturellen Wurzeln fehlen, um in der Einöde Lapplands zu überleben. Das räumlichen Versinken[7] Kirunas, zeugt von einer erheblichen Imbalance der urbanen Dimensionen der Stadt.

     

    [1] Jennie Sjöholm: Heritagisation of Built Environment. A Study of the Urban Transformation in Kiruna, Sweden, Lulea University of Technology Department of Civil, Environmental and Natural Resources Engineering – Divsion of Architecture and Water. 2013, S. 18, http://pure.ltu.se/portal/files/42779498/Jennie_Sj_holm.Komplett.pdf (27.01.2014)

    [2] Wikipedia Eintrag: Geschichte Kirunas http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Kirunas (27.01.2014)

    [3] Wikipedia Eintrag: Kiruna, http://de.wikipedia.org/wiki/Kiruna (27.01.2014)

    [4] Wikipedia Eintrag: LKAB http://de.wikipedia.org/wiki/LKAB (27.01.2014)

    [5] Jennie Sjöholm: Heritagisation of Built Environment. A Study of the Urban Transformation in Kiruna, Sweden, Lulea University of Technology Department of Civil, Environmental and Natural Resources Engineering – Divsion of Architecture and Water. 2013 http://pure.ltu.se/portal/files/42779498/Jennie_Sj_holm.Komplett.pdf ( 27.01.2014)

    [6] Jennie Sjöholm: Heritagisation of Built Environment. A Study of the Urban Transformation in Kiruna, Sweden, Lulea University of Technology Department of Civil, Environmental and Natural Resources Engineering – Divsion of Architecture and Water. 2013 http://pure.ltu.se/portal/files/42779498/Jennie_Sj_holm.Komplett.pdf ( 27.01.2014) Kevin Walsh 1992 und Rodney Harrison 2013 werden zitiert und Jenni Sjöholm bezieht sich auf Harrisons Publikation Heritage: Critical Approaches

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    Lagrange Punkte

    „ Die Lagrange-Punkte (benannt nach Joseph-Louis Lagrange) oder Librationspunkte (Libration, von lateinisch librare „schwanken“ oder „das Gleichgewicht halten“) sind die Gleichgewichtspunkte des als sogenanntes eingeschränktes Dreikörperproblem bekannten speziellen, aber trotzdem wichtigen Sonderproblems der Himmelsmechanik: An diesen Punkten im Weltraum heben sich die Schwerkräfte (einschließlich der Zentrifugalkräfte) für ein System aus drei Körpern – zweier „schwerer Himmelskörper“ (z. B. Sonne und Planet) und eines sehr „leichten Probekörpers“ (z. B. eines Forschungssatelliten) – gegenseitig vollständig auf, sodass jeder der drei Körper kräftefrei ist. Lagrange konnte beweisen, dass das im Allgemeinen analytisch nicht lösbare Dreikörper- Problem für einige Spezialfälle des eingeschränkten Problems doch analytisch lösbar ist: Für zwei um den gemeinsamen Schwerpunkt kreisende Körper gibt es für einen dritten Körper – mit im Verhältnis zu den anderen beiden verschwindend kleiner Masse – fünf solcher Lagrange-Punkte. “[1]

     

    „ [...]. Bei vergleichbar großen Massen bewegen sich drei Körper in einem Rotationssystem im Allgemeinen chaotisch umeinander. Anders sieht es aus, wenn entweder die Masse der drei Körper gleich groß oder einer der drei Körper sehr klein gegenüber den beiden anderen ist. Lagrange betrachtete den letzteren Fall. Der erstere ist hingegen gut verwendbar zum Einstieg in das Verständnis des Effekts, der zum Gleichgewicht im letzteren Fall führt. [...] “ [2]

    [1] Wikipedia Eintrag: Lagrange-Punkte, http://de.wikipedia.org/wiki/Lagrange-Punkte (06.09.2013)

    [2] Wikipedia Eintrag: Lagrange-Punkte, http://de.wikipedia.org/wiki/Lagrange-Punkte (06.09.2013)

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    Lexikon

    Überlegungen zum Begriff Lexikon.

    1. Mit dem Sprechen erhalten die menschlichen Zeichen die Macht Abseits des Körperlichen. Das niedergeschriebene Wort führt zur Macht des Geistes über den und die Körper. Wer Wörter festlegt, legt Herrschaft fest. [1]

    2. Durch Aufzeichnungen wird diese Macht gesichert. Ein Grundgesetz ist eine Art Regel-Lexikon der Gesellschaftsstruktur. Verändert sich das politische System, werden mit ihm auch die Aufzeichnungen des Vergangenen vernichtet. Kaiser Qin Shi Huang, welcher den Bau der chinesischen Mauer in seiner Dynastie zur Sicherung seines Reiches veranlasste, ließ auch in einer der größten Bücherverbrennungen sämtliche Literatur, Gedichte und philosophische Schriften, welche vor der Gründung seiner Herrschaftszeit entstanden sind, vernichten. [2] Auch die Azteken ließen bei der politischen Übernahme einer neuen Adelsordnung, die alten Geschichtsbücher verbrennen, um mit der neuen Ordnung auch die Geschichte neu festzulegen. Eine Neutralität des Wissens existiert nicht, sondern wird von Gruppen festgelegt, verteidigt und gesichert. Sie legitimiert in der physischen Welt Herrschaftsansprüche. Im Transit aus einer körperlichen Welt des Schwurs zu einer immateriellen Welt des festgehaltenen Wissens übernimmt das Wissen die Vormachtstellung. [3]

    3. Der griechische Ursprung des Wortes „Enzyklopädie“ verweist auf die mythologische Favorisierung des Kreises als Urbild der Ordnung.

    4. In der Antike reichte eine runde Scheibe aus, um das Wissen über die Welt zu beherbergen. Das Schild des Achilles aus Homers 19. Gesang der Ilias trug das Verständnis des gesamten Kosmos auf sich, und zeigte die geschlossene harmonische Weltordnung ihrer Gegenwart wieder. [4]

    5. Das Bild der Enzyklopädie in seiner Frühzeit war von einer göttlichen Ordnung bestimmt. Eine Sammlung von „Natur gegebenem Wissen“, in der die göttliche Macht und Herrlichkeit sichtbar wurde.

    6. Wissen wird nicht nur in Worten sondern auch in Darstellungen, Skizzen, Modellen, Tabellen und Piktogrammen gesammelt.

    7. SinkingCities.de versammelt Lexikonartikel zur Beschreibung und Analyse des Versinken- Begriffs. Das Online-Lexikon soll als Sammelbecken für neue Lemmata und ihrer Vernetzung fungieren.

    8. Im Gegensatz zu einer traditionellen enzyklopädischen Sammlung, der Archivierung des Vernünftigen und dem Eliminieren des Unvernünftigen, soll in dem SinkingCities Lexikon auch das Unvernünftige seinen Platz finden.

    9. Seit der Moderne hat sich die enzyklopädische Einheit in partikulares Wissen aufgespaltet.

    10. In der Erkenntniskritik an dieser französischen Enzyklopädie entwickelte sich die Enzyklopädistik.

    11. „der Funke der Erkenntnis soll sich dem Leser alleine in der Art und Weise entzünden, [...]. Thesen und Theorien in ihrer unerwartenden Konstellation (großer Unordnung), Reibung, Ergänzungen und produktiven Widersprüchen sollen zu Wissenserzeugung selbst führen.“ [5]

    12. Der Lumpensammler steigt zum Herrscher auf.[6]

    13. Das ehrgeizige Enzyklopädie-Projekt von Denis Diderot und J. le Rond d’Alembert im 17. Jahrhundert enthielt in 17. Textbänden 71.818 Artikel und 2885 Kupferstiche in 2885 Bildbänden. Eine Summe von 20 Millionen Wörtern. Schon während der Bearbeitung des Sammelwerkes war den Autoren bewusst, dass sie niemals das gesamte Wissen ihrer Zeit aufnehmen könnten – Dichotomie zwischen Optimismus und Selbstzweifel. Diderot war am Ende von der Uferlosigkeit seines Vorhabens frustriert.

    14. Anfang des 18. Jahrhunderts umfasste die Yale Bibliothek circa 1000 Bände. Bereits im Jahr 1938 wuchs diese auf 2.748.000 Bücher an und wurde auf 129 Kilometern Regal untergebracht. Der Katalog zu dieser Bibliothek umfasste 10.000 Karteikästen. Die Prognosen für den Wachstum und Umfang der Bibliothek im kommenden hundert Jahren wurden auf 200 Millionen Bänden und 9.660 Kilometer Regal geschätzt.[7]

    15. Bewusst über den unaufhörlichen Wachstum des menschlichen Wissens erfindet Vannevar Bush 1945 in der Funktion seiner fiktiven Maschine Memex, die technische Erweiterung unseres Gehirns. Die Memex-Maschine sollte dem Menschen hinsichtlich der Produktion, Speicherung und Nutzung seiner Aufzeichnungen und Dokumente helfen. Durch die Prinzipien der Miniaturisierung des Wissens auf Mikrofilm und der Darstellung willkürlich zugeordneter Informationen nebeneinander, welche das Abspeichern mittels assoziativer Zuordnung beim Menschen bewirken sollte, hat Bush mit seinem fiktiven Entwurf den Grundstein für die Idee des Hypertextes gelegt. [8]

    16. Theodor Holm Nelson entwickelte die Memex 1960 in seinem Hypertext-Projekt Xanadu weiter. Sein „Docuversum“ sollte existierende und neu entstehende Dokumente in einer universellen Bibliothek miteinander Verknüpfen. Wären alle Informationen gleichwertig in derselben Struktur versammelt, wäre der Austausch der Dokumente untereinander problemlos möglich. Zitate und Fußnoten würden so überflüssig werden, da Textteile nahtlos von einem Dokumente ins andere implementiert werden könnten. Dateien würden so anwachsen und über eine Versionsverwaltung nachvollziehbar werden. [9]

    17. Die kostenlose Online-Enzyklopädie Wikipedia umfasst rund 30 Millionen Artikel in 280 Sprachen. Die Wissens-Plattform wird momentan von 1.762.000 Nutzern und zahlreicher nicht registrierter Personen durch das Einpflegen von Artikel, das kollektive Korrigieren und Aktualisieren der Beiträge gebildet. Jeder Autor ist gleichberechtigt an der Wissensgenerierung beteiligt. Die aktuelle Größe der deutschsprachigen Wikipedia beläuft sich auf circa 30 GByte[10] und wächst stetig an.[11]

    18. „Das Internet ist wie die Luft zum Atmen.“ [12]

    19. 2014 beschloss das Print-on-Demand Unternehmen PediaPress die englische Version der Wikipedia Online Enzyklopädie in 1000 Büchern mit je 1200 Seiten auszudrucken.[13] Nach Meinung des Unternehmens soll damit die Arbeit der freiwilligen Autoren gewürdigt und die Ausmaße des aktuellen Wissens verdeutlichen werden. Paradoxerweise bewegt sich dieses Projekt gegen all das, wofür eine internetbasierte Enzyklopädie steht. Das geschaffene Symbol wird zum Götzenopfer für die längst legitimierte Herschafft des immateriellen Wissens.

    20. Architektur als anleitende Kunst im Gegensatz zu den ausführenden Künsten. [14] Architektur basiert auf Wissen von Raum, und dem Wissen vom Bauen – aber als Produkte entstehen lediglich Anleitungen.

    21. Architektur ist eine Disziplin der Ordnung. Der Architekt erschafft eine Ordnung von Materialien, ihrer Abfolge und der einzunehmenden Dimensionen. Der Architekt als Lexikograph des Raumes und Materials.

    22. „Das Infinite-Monkey-Theorem [...] auch deutsch Theorem der endlos tippenden Affen, besagt, dass ein Affe, der unendlich lange zufällig auf einer Schreibmaschine herumtippt, fast sicher irgendwann alle Bücher in der Bibliothèque nationale de France, der Nationalbibliothek Frankreichs, schreiben wird. In englischsprachigen Ländern heißt es, dass so irgendwann die Werke William Shakespeares entstehen werden. Eine von mehreren Varianten des Theorems geht von einer unendlichen Anzahl von Affen aus, die gleichzeitig auf Schreibmaschinen herumtippen, und behauptet, dass mindestens einer von ihnen direkt und ohne Fehler die oben genannten Werke eintippen wird.

    Die Formulierung des Theorems soll verblüffen und bedient sich daher einer bildlichen Sprache. Das Theorem ist wissenschaftlichen Ursprungs und hat einen mathematisch fundierten Hintergrund. Es verdeutlicht in Form eines Beispiels eine Aussage der Wahrscheinlichkeitstheorie, das Lemma von Borel und Cantelli. Das aus dem Theorem resultierende Gedankenexperiment kann bei der Vorstellung von Unendlichkeit und der Einordnung von Wahrscheinlichkeiten nützlich sein und wird auch zu diesen Zwecken gebraucht. Die Motive „unendlich viele Affen an Schreibmaschinen“, „ein ewig auf einer Schreibmaschine tippender Affe“ sowie „zufällige Entstehung von sinnvollen Texten“ fanden in Literatur und Popkultur Anklang und wurden vielfach benutzt. In einer künstlerischen „Performance“ mit Affen und Schreibmaschinen wurde der Realitätsbezug des Theorems untersucht.“ [15]

    1 Giorgio Agamben: Das Sakrament der Sprache. Eine Archäologie des Eides, Suhrkamp Verlag, Berlin 2008

    [2] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S. 41

    [3] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S. 54

    [4] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S. 39

    [5] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S. 133

    [6] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S. 101-105

    [7] Stephan Porombka: Hypertext. Zur Kritik des digitalen Mythos. Diss, Wilhelm Fink Verlag, München 2001, S.37

    [8] Vannevar Bush: As We May Think, The Atlantic Science Magazine, July 1945 , http://www.theatlantic.com/magazine/archive/1945/07/as-we-may-think/303881/?single_page=true (25.02.2014)

    [9] Wikipedia Eintrag: Ted Nelson, http://en.wikipedia.org/wiki/Ted_Nelson (25.02.2014)

    20 Stephan Porombka: Hypertext. Zur Kritik des digitalen Mythos. Diss, Wilhelm Fink Verlag, München 2001, S.69

    21 Wikipedia Eintrag: Ted Nelson, http://en.wikipedia.org/wiki/Ted_Nelson (25.02.2014)

    22 Wikipedia Eintrag: Ted Nelson, http://en.wikipedia.org/wiki/Ted_Nelson (25.02.2014)

    [10] Internet: Wikipedia herunterladen & offline benutzen, PcWelt.de, http://www.pcwelt.de/ratgeber/Tipp-Wikipedia-herunterladen-offline-benutzen-273943.html (25.02.2014)

    [11] Internet: Wiedergeburt eines Print-Dinosauriers. PediaPress will die komplette Wikipedia drucken, Buchreport,http://www.buchreport.de/nachrichten/nachrichten_detail/datum/2014/02/13/wiedergeburt-eines-print-dinosauriers.htm?no_cache=1&cHash=223d504504456e1a8d765cea62db84b3 (25.02.2014)

    [12] Internet: Offline bin ich nur, wenn ich schlafe. Liebeserklärung an das Internet, SternOnline, http://www.stern.de/digital/online/liebeserklaerung-an-das-internet-offline-bin-ich-nur-wenn-ich-schlafe-2092881.html (25.02.2014)

    [13] Internet: Verlag plant englische Printausgabe von Wikipedia, ZeitOnline Digital, http://www.zeit.de/video/2014-02/3254101551001/enzyklopaedie-verlag-plant-englische-printausgabe-von-wikipedia#autoplay (25.02.2014)

    [14] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S. 25

    [15] Wikipedia Eintrag: Wikipedia, Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia (25.02.2014)

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    Living Shorelines

    Als Gegenentwicklung zu traditionellen Schutzmechanismen in Küstengebieten, wie Flutschotten, Wellenbrechern oder Bodenversiegelung, werden durch das Engagement von Umweltschützern und staatlicher Behörden unter dem Begriff „Living Shorelines“ hybride Schutzeinheiten aus natürlicher, einheimischer Küstenbepflanzung und Meeresorganismen zusammen mit technischen Abwehrelementen entwickelt. „Living Shorelines“ haben eine höhere Wirksamkeit im Schutz von Küstenregionen vor Erosion und leichten Überflutungen als frühere monostrukturelle Methoden. Weiter können so bereits existierende Habitate erhalten oder neue Lebensräume geschaffen werden[1] Der Aufbau eines ganzheitlichen „Living Shoreline“-Projekts gliedert sich in fünf Stufen. Zunächst muss eine detaillierte Analyse des jeweiligen Einsatzgebietes erfolgen. Hierbei müssen Erosionsgrad der Küstenline, Wellenenergie, Wind- und Wasserrichtung, bereits vorhandene Vegetation und Gesteinstypen evaluiert werden. Erst darauf aufbauend kann ein Entwurf erstellt und mit den beteiligten Institutionen abgesprochen werden. Wird dieser Plan genehmigt, muss das Einsatzgebiet von Schutt, instabilere Vegetation sowie maroder Deich- und Wallkonstruktionen befreit werden. Eine typische „Living Shoreline“ kann aus Auenpflanzen, Marsch oder Sumpfland, organischen Fasermatten, Austernriffen und ähnlichen Muschelorganismen bestehen. Die Strukturierung der einzelnen Elemente ist je nach Bauplatz unterschiedlich, soll aber im Allgemeinen die Wellenstärke vermindern oder teilweise schon vor dem Erreichen der Küste abbremsen. Die letzte Phase ist dauerhaft an das Projekt geknüpft und umfasst alle Wartungs- und Überwachungsaufgaben. Darunter fällt das Sammeln relevanter Daten für die Weiterentwicklung und Verbesserung jener und aber auch zukünftiger Schutzmaßnahmen sowie die Wiederbepflanzung beschädigter Bereiche und Aufrechterhaltung eines stabilen Lebensraum für die Meeresorganismen.

     

     

    Der Artikel „Living Shoreline“ existiert in der deutschsprachigen Wikipedia nicht. Du kannst den Artikel erstellen.

    [1] State Coastal Conservancy : The San Francisco Bay Living Shorelines, http://scc.ca.gov/webmaster/ftp/pdf/restore-shoreline/sfbay-living-shorline-project-052412.pdf (01.02.2014)

    [2] Orrin H. Pilkey/ Rob!Young/ Norma Longo / Andy Coburn: Living Shoreline at the North Carolina Center for the Advancement of Teaching Ocracoke, North Carolina http://www.wcu.edu/WebFiles/PDFs/PSDS_Living_Shorelines_White_Paper.pdf (01.02.2014)

    [3] Living Shoreline Planning and Implementation, NOAA Fisheries Office of Habitat Conservation protect, http://www.habitat.noaa.gov/restoration/techniques/lsimplementation.html (01.02.2014)

    [4] NOAA Shoreline Website, A Guide to National Shoreline Data and Terms, http://shoreline.noaa.gov/glossary.html (01.02.2014)

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    Lukas Stopczynski

    Ann Richter, http://annrichter.de/

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    Maya

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    Merapi

    Indonesien, Merapi auf Java

     

    Aufnahmedatum: 8. Juli 2007, 10:51 UTC, Originalauflösung: 3 Meter (Bilddarstellung reduziert), Modus: Stripmap Mode, Polarisation: HH

     

    Quelle: DLR.

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    Miami

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    Mississippi Delta

    Description

    Mississippi River Delta from space. This image was acquired on May 24, 2001 by the Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer (ASTER) on NASA’s Terra satellite. Hurricanes Katrina and Rita destroyed much of the Mississippi River Delta in 2005.

     

    Date 24 May 2001

    Source http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA03497

    en wiki, uploaded by Darwinek

    Author NASA

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    Natur

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    Neutektonik

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    New Orleans

    Die Landschaft des amerikanischen Bundestaates Louisiana wird charakterisiert durch das Marschland mit vereinzelten Inseln aus Büschen und Bäumen, entlang einem der größten Flüsse der Welt, dem Mississippi. Die Mündungsarme des Fluss-Systems erstrecken sich über 804 Kilometer entlang der pazifischen Küste Nordamerikas, dem Golf von Mexiko. Der Fluss fließt durch zehn Bundesstaaten der USA; weitere 22 werden zum großen Teil davon durchdrungen. Dies entspricht einem Areal von ca. 40% der Kontinentalfläche der USA. [1] Die Landmassenbildung dieser Region geht auf einen 7000 Jahre langen Prozess massiver Sedimentablagerung im Flussdelta zurück. Die Chandeleur Inselkette, auf der New Orleans liegt, bildete sich durch erosionsbedingte Ablagerungen aus. Dieses Gebiet ist schon aufgrund des niedrigen Dichtegrads der oberen Sedimentschichten und der tektonischen Aktivitäten der Region einem natürlichen Versinkungsprozess ausgesetzt.[2] Beschleunigt wird dieser geomorphologische Setzungsprozess durch menschliche Umweltveränderungen, u.a. in Form vom massiven Abpumpen des Grundwassers. Diese Gegebenheiten bewirken seit 1940 eine Transformation von ungefähr 4050 Quadratkilometer Küstenmarschland zu offenem Gewässer.[3][4]

     

    Bei dieser Beschreibung ist es nicht verwunderlich, dass der amerikanische Geograf Professor Peirce Lewis New Orleans als eine „impossible but inevitable city“ (eine unmögliche, aber zwangsläufige / (natur)notwendige / unabänderliche Stadt) bezeichnete, die quasi wörtlich aus dem Schlamm ihrer Umgebung heraus konzipiert wurde.

     

    Diese erste amerikanische Stadt unter dem Meeresspiegel geht zurück auf die Siedlungsversuche französischer Kolonialisten. Die erbaute Gründungstätte der Franzosen orientierte sich an den kleineren Siedlungen der Cahokia Indianern, welche vor dem Eintreffen der Europäer bereits die Umgebung in einer einfachen Weise kultivierten und diese dadurch auch schon sehr früh formten.[5] Der Entdecker Pierre Le Moyne d`Iberville und seine nachfolgenden Brüder, auf welche die 1718 datierte Gründung der Stadt zurückgeht, setzten mit ihrer Aussage das zukünftige Schicksal der Stadt relativ genau: „Es ist undurchdringlich, ob wir diese Landschaft jemals kontrollieren könnten ohne sie ‚französisch’ zu machen.“[6] Auch wenn Le Moyne d’Iberville mit „französisch machen“ wohl in erster Linie den kulturellen Transfer seiner Heimat sah, wäre hier der Bezug zum französischen Gartenmodel der Ordnung und Abgrenzung interessant, welches die im Folgenden beschriebene Problematik an diesem Ort ganz gut widerspiegeln würde. Dieser „(to) battle the countryside“ zieht sich stringent durch die Geschichte.[7] Die anfänglichen Kultivierungsversuche von Weizen oder anderen mitteleuropäischen Pflanzen schlugen aufgrund der klimatischen Bedingungen fehl. So waren die Franzosen bald gezwungen sich zunächst dem Land, wie es vor ihnen die Ureinwohner getan haben, anzupassen und unterzuordnen. Erst als die Franzosen nach einigen Jahren ihre landwirtschaftlichen Versuche den natürlichen Gegebenheiten anpassten, indem sie Kulturpflanzen, welche den regionalen Umweltbedingungen besser angepasst waren, wie den Reis anbauten, war es den Neuankömmlingen möglich in der sonst feindlichen Umwelt eine urbane Population aufzubauen.

     

    Mit der Grundsicherung einer stabilen Bevölkerung, begann der wohl folgenreichste Entschluss der Siedler. Zur Erweiterung ihres bewohnbaren Gebietes und Schaffung von Flächen für die Viehzucht begann man mit der Aufschüttung von Deichen. Durch massiven Sklaveneinsatz konnten die Grenzen der natürlichen Umwelt verschoben werden.[8] Die Konsequenzen des Deichausbaus wurden schon in den Anfängen der Befestigungsanlagen spürbar. Umso höher die Landbesitzer die Deiche aufschütteten, desto höher wurden Fluten von Jahr zu Jahr. Die kostspieligen Investitionen in die immer aufwendigeren und größeren Deiche forderten aber nicht nur die Transformation der Landschaft, sondern führten auch vom Konzept des adaptiven Umgangs mit der Dynamik des Ortes hin zur Unterwerfung der Natur.

     

    So entwickelte sich aus dem bis 1763 feuchten und gefährlichen Ort eine bewohnbare Landschaft, die zunächst den Spaniern und dann 1803 dem Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika übergeben wurde. Dieser historische Punkt markiert den Beginn der wichtigen Stellung von New Orleans, als südöstliche Vergrößerung des amerikanischen Handelsnetzwerks. Unter diesen neuen ökonomischen Herausforderungen wuchs die Stadt kontinuierlich und mit ihr der Schutz gegen das Wasser. Gleichzeitig erforderten aber neue landwirtschaftliche Zweige, wie der Baumwollanbau, die Veränderung des Flutschutzes. Die Trockenlegung der bis dahin natürlichen Drainagebecken wurde nötig. Eine Konsequenz daraus war der unaufhaltsame Ausbau der Deiche, um die Fluten des Mississippis noch kontrollieren zu können. Um 1900 wuchsen die Deiche teilweise über die Höhe eines Hauses hinaus..[9]

     

    In der ständigen Wandlung der Einstellung der Menschen zu ihrer Umgebung kamen nun im Zeitalter der Dampfmaschinen weitere technologische Errungenschaften auf, welche die Vormachtstellung des Menschen im Kampf gegen seine Umgebung bestärken sollten. Als Wahrzeichen in der Geschichte von New Orleans und der Deltaregion für den vermeintlichen Sieg über das Wasser steht das Raddampfschiff. Dieses für damalige Zeiten extrem schnelle und für das teilweise sehr flache Gewässer des Mississippi Flusses gut geeignete Fahrzeug machte aus dem „Hinterland“ der Südspitze Louisianas das Zentrum des Handelsnetzwerks der USA an der Deltamündung. In diesem Triumph über die →Natur durch technologischen und sozialen Wandel, wurden die natürlichen Schutzfunktionen der Region, z.B. Bewaldung, vergessen. Denn für den unstillbaren Hunger nach Brennmaterial als Treibstoff, wurde die Abholzung der restlichen Waldgebiete vorangetrieben. Um 1842 wurden bis zu 75.000 Bäume abgeholzt.[10] Aber nicht nur das Dampfzeitalter veränderte erneut die Landschaft gravierend, sondern auch die Mentalität der Bewohner urbaner Siedlungen. Sie glaubten nun, mit Hilfe der übernatürlichen Technologie, ein Werkzeug für die Unterwerfung der Natur in ihren Händen zu halten. Genauso verhält es sich mit dem Deichbau in der Region, der nicht nur die Transformation der natürlichen Topografie, sondern auch eine gesellschaftliche Veränderung, auf die ich später noch einmal eingehen werde, nach sich zog. Die Geschichte des Deichbaus von Louisiana und New Orleans beginnt mit einfachen Erdanhäufungen, welche sich zu komplizierten Systemen aus künstlich errichteten Abflüssen und Flutbecken entwickelte. Hierbei markiert die Periode von 1846 bis 1869 eine wesentliche Änderung der Anlagen, die auch in den Swamland Act Dokumenten von 1850 festgehalten wurde. Die Überflutungen von der bis dahin zu 45% unter dem Meeresspiegel erbauten Stadt, nahmen von einem Abstand von durchschnittlich 5,8 Jahren auf durchschnittliche 2,6 Jahre[11] zu. Dies waren Folgen der massiv ausgedehnten Kultivierung der Landschaft und der damit verbundenen Erhöhung der Deiche, welches die Messlatte des ständigen Kampfes der Stadt mit dem Fluss zeichnete. Die ausschließliche Verwendung von Deichen zur Flutsicherung war um 1850 so ungenügend, dass die Regierung gezwungen war ihre Maßnahmen für den Schutz der Stadt auszubauen und durch Gesetze einheitlich für alle zu regeln. Ironischer Weise griff man auf die Systematik natürlicher Prinzipien des Flussdeltas zurück, welche vor den Eingriffen des Menschen durch flächige Überflutung von Feuchtgebieten die Regulierung des Mississippi Stroms übernommen hatte. So wurden künstliche Drainagebecken und Abflusskanäle als Erweiterung der Deichanlagen errichtet. Die Ingenieure Caleb Goldsmith Forshey und William Hewson, maßgeblich für die Planung verantwortlich, wollten so den Mississippi zu einem einzelnen Kanal bündeln, welcher durch die erbauten Abflüsse und Überflutbecken, unter die Kontrolle des Menschen gestellt werden sollte. Der Bau dieses künstlichen Korsetts des Flusses sollte eine Gesamtlänge von 1.619Kilometern betragen[12] und bis 1873 circa 41 Millionen Dollar verschlingen.[13]

     

    Die einstige dynamische Koexistenz, welche bestimmte angepasste Siedlungsmuster erforderte oder sogar erzwang, ging bei der Abgrenzung durch mimetische Deichanlagen unter. Die charakteristischen Zwischenräume des früheren New Orleans, welche schwammig die Grenzen von Stadt und Natur ineinander verwoben, verschwanden hinter den meterhohen Deichen. Damit ging auch der Ausblick auf ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Natur verloren, wie sich mit den Auswirkungen des großen Bauprojektes zeigen sollte.[14]

     

    So konnten immer wieder die Wassermassen nicht ausreichend durch die künstlichen Abflüsse abgeleitet werden und die entstandenen Spalten in den Deichen zogen verheerende Überflutungen des urbanen Gebiets nach sich. Neben dem natürlichen Aggressor Wasser, begann die Spaltung der Interessen an der Nutzung des Landes ein weiteres Risiko für das Versinken der Stadt New Orleans darzustellen. Während die ansässige Agrarwirtschaft teilweise auf das Überflutungswasser angewiesen war, wie der Reisanbau, oder das Züchten einer bestimmten Flusskrebsart sogar Löcher in den Deichen benötigte, verwies die steigende Bevölkerungszahl auf den Bedarf urbaner Wohnflächen, welche durch die Deich- und Drainageanlagen geschützt werden mussten. Vom Jahr 1850 an nahm die Bevölkerung von New Orleans von 100 000 bis 1930 auf 450 000 zu.[15]

     

    Das uneinheitliche Handeln der Bevölkerung, die daraus vernachlässigte Wartung der Schutzanlangen und die dramatische Beeinträchtigung des Ökosystems des Mississippi-Deltas führten so nicht nur zur regelmäßigen Beschädigung der Stadt, sondern führten auch unaufhaltsam zur ersten katastrophalen Konsequenz im Jahr 1927. Obwohl die Mississippiflut von 1927 als eine der größten Katastrophen während Friedenszeiten in den USA gewertet wird, ist der Hergang relativ simpel. Als das Fassungsvermögen des Mississippi durch niederschlagsreiche Wintermonate erschöpft war, kam es während weiteren langanhaltenden Regenfällen im Mai zu einem Anwachsen des Flusses auf eine Breite von fast 100 Kilometern.

     

    Als die Deiche durch Risse zu versagen begannen und die künstlichen Überlaufbecken überquollen, wurde zum Schutze New Orleans die Sprengung von Deichen mit Dynamit flussaufwärts genehmigt. Die Konsequenz war das bewusste opfern der Stadt St. Bernard Parish, welche Flussaufwärts von New Orleans lag.

     

    Die Zerstörungen durch die Fluten waren größer als die Verwüstungen des großen Feuers von Chicago 1871 und die Vernichtungen durch die Erdbeben von 1906 in San Francisco zusammen. Die Kosten der Schäden beliefen sich auf 2,4 Millionen Dollar, was heutigen 12 Millionen entsprechen würde,[16] und 800 000 Menschen verloren in den Fluten ihre Häuser. Die Sprengung der Deiche und das Versinken der Stadt St. Bernard Parish, ein landwirtschaftliches Zentrum des Deltas, deutete auch einen Paradigmenwechsel in der sozialen Struktur der Bevölkerung an, hin zum städtischen Erhalt des urbanen New Orleans.[17] Diese erste „Abkehr“ von der Agrarwirtschaft schaffte die Grundlage für die aufkommende Schwerindustrie, welche mit ihrem massiven Ausbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu neuen Problematiken und sozioökonomischen Machtkämpfen führen sollte.

     

    Weitere Folgen der Mississippiflut waren große Abwanderungen der ärmeren, durch die Flutkatastrophe betroffenen, Bevölkerungsschichten, die sich der ersten Welle der „Great Migration“-Wanderbewegung vieler Afroamerikaner anschloss. Strukturell hinterließ die Flut neue Gesetzte zur Überwachung, der Sicherung und dem Ausbau des Flutschutzes. Die im Flood Control Act von 1928 zusammengefassten Gesetzte bewilligten paradoxerweise einen weiteren Ausbau der Deichanlagen zur Begradigung des Mississippiflusses, welcher zuvor maßgeblich zur Katastrophe von 1927 beigesteuert hat. So wurde nichtsdestotrotz, von den amerikanischen Streitkräften unterstützt, die längste Deichanlage der Welt errichtet.[18] [19]

     

    Die nachfolgenden Jahre entging die Stadt zunächst größeren natürlichen Gefahren, denn die drei Hurricanes Flossy 1956, Carla 1961 und Hilda 1964 passierten nur knapp die Perimeter der Stadt. Aber auch als New Orleans im September 1965 vom einem der größten Zyklone Nordamerikas[20] getroffen wurde, entschied die Regierung Louisianas die Flutschutzmaßnahmen gleichermaßen fortzuführen und lediglich eine erneute Anpassung der Deiche vorzunehmen.[21] Die Verdrängung der Lebensmittelproduktion von 1947 bis 1967 durch Chemie- und Petroleumwerke erschuf aber eine neue Belastungen für den Fluss. Die nahezu zwei Jahrzehnte lang hochtoxischen Abwässer, welche ungefiltert in den Mississippi entlassen wurden, verursachten 1963 das erstes große Fischsterben. Diese Belastung schadeten der Landwirtschaft und hatte gesundheitliche Folgen für den Menschen. In der anthropogenen Degradierung der Wasserqualität des Mississippis, spiegelt sich das heutige Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt wieder. Alte Bezeichnungen des Mississippi als natürliche Lebensader des Landes weichen heutigen Namen wie „Cancer Alley“ (für den 200 Kilometer langen Flussabschnitt zwischen der Stadt Baton und New Orleans) oder „Dead Zone“ (entlang der Mündung zum Golf von Mexiko).[22]

     

    Aber New Orleans blieb nicht am Rande seines vermeintlichen Untergangs stehen, sondern die Stadt und ihre Einwohner wurden im August 2005 diesem noch ein Stück näher gerückt. Zyklon Sandy erreichte mit Windgeschwindigkeiten von 280 km/h die höchste der fünf Saffir-Simpson Hurricane Windstufen, als dieser am 26. August auf New Orleans prallte. Auch wenn 80% der Bewohner dank der Frühwarnsysteme und des Notfallmanagements evakuiert werden konnten, mussten die Zurückgebliebenen und die im Superdome Football Stadion Zuflucht Suchenden sich das Wüten des Sturms, eingeschlossen von den Wassermengen, gegen ihre Stadt anschauen. Es war ein Heimsieg für die Flutwellen, welche diese Stadt schon bestens kannte. In einer sechs Meter hohen Wasserschicht versanken 80% des Stadtgebietes[23]. Die Industrie kam zu 95% zum Erliegen und die Gesamtkosten für den Staat beliefen sich auf über 100 Millionen US Dollar Sachschäden und weitere 40 Millionen Dollar Versicherungszahlungen. 1500 Menschen kamen ums Leben.[24] Nicht nur zeigte Katrina die Verwundbarkeit der Schutzstrukturen der Stadt auf, sondern offenbarte auch die tiefen Risse im sozialen Gefüge der Stadt auf. Denn hauptsächlich waren die ärmeren afroamerikanischen Gebiete der Stadt von den Fluten betroffen und es waren auch ihre Bewohner die zumeist zurückgelassen wurden. Die soziale Hierarchie der Stadt wurde auf einmal durch die Überflutung sichtbar; während die einflussreicheren und wohlhabenden Bewohner die höher gelegen Stadteile bewohnten, mussten sich die Ärmeren mit den gefährlicheren Gebieten zufrieden geben. Die einstige sozial heterogene Durchmischung der Wohngebiete der Stadt, aufgrund mangelnden Platzbedarfs, wurde durch die fortschreitende Trockenlegung der Feuchtgebiete und damit der weiteren Ausdehnung der Stadt, wie auch ihrer Abgrenzung zur Natur, weiter ausgebreitet und führte so zu einer stärkeren sozialen Trennung.[25]

     

    Am „Alluvial New Orleans“ erkennen wir die Folgen menschlicher Manipulation eines natürlichen hydrologischen Systems. Gerade die primitivste Handlung, das Anhäufen von Deichen, verursachte unkontrollierbare Veränderungen des Systems und damit einen verheerender Eingriff in die gesamte Küstenlandschaft Louisianas. Aber trotz der Folgen für die städtischen Siedlungen in diesem durcheinander gebrachten System rafft sich die Stadt, der absurden Kraft eines Sisyphos gleichend auf und hält an der Bevölkerung des Gebiets weiter fest. Die Bevölkerung ist nach 2005, nach der Katrina Katastrophe, von 200.000 Bewohnern auf 343.829 in 2010 und in 2012 erwartenden 369.250 angestiegen.[26] 75% der zerstörten Häuser wurden entfernt oder wieder aufgebaut. Auch die Tourismusbranche läuft wieder an und hat die Stadt vor der amerikanischen Wirtschaftsrezession bewahrt. Man übernahm aus den Fehlern des Krisenmanagements 2005 neue Regelungen für das „Federal Emergency Management“ in 2006, um die Schäden kommender Naturgewalten zu reduzieren. Zum einen ist die Verbesserung von Infrastruktur wie Evakuierungsrouten und öffentlichen Gebäuden vorgesehen, zum anderen auch vorbeugend wirkende Maßnahmen, wie das Verhindern der Bodenversiegelung, werden angestrebt.[27][28] Auch soll das Netz der Drainageanlagen um weitere Pumpwerke erweitert werden, um das Fassungsvermögen der künstlichen Überlaufbecken zu erhöhen. Möglicherweise findet auch zum ersten Mal ein Einlenken in der Geschichte der Wehranlagen New Orleans statt.

     

    Die Bedeutung hybrider Schutzzonen aus natürlichen Elementen, wie Muschelbänken und Marschland, und festen Barrieren wie sie unter dem Begriff  Living Shorelines momentan auch für andere von Flutwellen betroffene Städte entwickelt werden, könnten das Stadtbild, besonders der in vielen Gebieten zur industriellen und kommerziell degradierten Wasserfront, wider die starre Aufteilung, auf der viele Probleme der Stadt gründen, zu einem feingliedrigen Gewebe von öffentlichem und natürlichem Raum bewirken.

     

    Aber auch mit diesen neuen Sicherheitsmaßnahmen bleibt die Zukunft der Stadt weiterhin ungewiss. Einerseits steht die Stadt immer aggressiver werdenden Umwelteinflüssen gegenüber; nach Klimaberechnungen der NOAA, National Oceanic and Atmospheric Administration, werden die Hurricanes zunehmend häufiger und stärker auf die Küsten des Kontinents prallen und weiter ist ein Meeresspiegelanstieg von 480 Millimetern in den nächsten 90 Jahren zu erwarten, was das ohnehin schon unter dem Meeresspiegel liegende New Orleans unaufhaltsam entgegensteht.

     

    Andererseits bleibt New Orleans als Metropolregion mit 2.1 Millionen Jobs, welche 15% des Gesamtvolumens an Öl und Gas der USA fördern, weiterhin ein funktionierender wirtschaftlicher Motor der Vereinigten Staaten,[29] Das Verlassen dieser Region würde eine wirtschaftliche Katastrophe für das Land nach sich ziehen. Somit wird die Reibung der urbanen Strukturen der Stadt an ihrer längst selbstgemachten Umwelt weitergehen, solange es Geld in die Kassen der USA spült.[30] Die Risikobereitschaft der Amerikaner am Experiment New Orleans ist mit all ihren Konsequenzen ungehindert und hat möglicherweise erst die kulturelle Einzigartigkeit der Stadt hervorgebracht. Dass der Mensch nach circa sieben Jahren die meisten Folgen einer Naturkatastrophe vergisst, bestätigt nur das positive Momentum welches aus dem Versinken New Orleans zu lesen ist.[31]

     

    „Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. [...] Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. Wenn es ein persönliches Geschick gibt, dann gibt es kein übergeordnetes Schicksal oder zumindest nur eines, das er unheilvoll und verachtenswert findet. Darüber hinaus weiß er sich als Herr seiner Tage. In diesem besonderen Augenblick, in dem der Mensch sich seinem Leben zuwendet, betrachtet Sisyphos, der zu seinem Stein zurückkehrt, die Reihe unzusammenhängender Handlungen, die sein Schicksal werden, als von ihm geschaffen, vereint unter dem Blick seiner Erinnerung und bald besiegelt durch den Tod. Derart überzeugt vom ganz und gar menschlichen Ursprung alles Menschlichen, ein Blinder, der sehen möchte und weiß, daß die Nacht kein Ende hat, ist er immer unterwegs. Noch rollt der Stein. […] Dieses Universum, das nun keinen Herrn mehr kennt, kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. Jeder Gran dieses Steins, jedes mineralische Aufblitzen in diesem in Nacht gehüllten Berg ist eine Welt für sich. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

    Der Mythos des Sisyphos: 6. Aufl., Reinbek, 2004, S. 159f.

    [1] Ari Kelman: A River and Its City. The Nature of Landscape in New Orleans, University of California Press Berkeley and Los Angeles, California 2003, S. 3, http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=M8XQ3QcbqfMC&oi=fnd&pg=PR7&dq=new+orleans+sinking&ots=jwWcuTRBK9&sig=rYfpQUJYFoQiCrClMJm-W9gxxaE#v=onepage&q=new%20orleans%20sinking&f=false (21.01.2014)

    [2] Virginia R. Burkett / David B. Zilkoski / David A. Hart: Sea- Level Rise and Subsidence. Implications for Flooding in New Orleans Louisiana, OSS Foundation 2008, S. 64, http://ossfoundation.us/projects/environment/global-warming/summary-docs/oss-reports/slr-research-summary-2008/Sea-Level-Rise.pdf (21.01.2014)

    [3] Virginia R. Burkett / David B. Zilkoski / David A. Hart: Sea- Level Rise and Subsidence. Implications for Flooding in New Orleans Louisiana, OSS Foundation 2008, S. 64, http://ossfoundation.us/projects/environment/global-warming/summary-docs/oss-reports/slr-research-summary-2008/Sea-Level-Rise.pdf (21.01.2014)

    [4] Virginia R. Burkett / David B. Zilkoski / David A. Hart: Sea- Level Rise and Subsidence. Implications for Flooding in New Orleans Louisiana, OSS Foundation 2008, S. 64, http://ossfoundation.us/projects/environment/global-warming/summary-docs/oss-reports/slr-research-summary-2008/Sea-Level-Rise.pdf (21.01.2014)

    [5] Virginia R. Burkett / David B. Zilkoski / David A. Hart: Sea- Level Rise and Subsidence. Implications for Flooding in New Orleans Louisiana, OSS Foundation 2008, S. 17, http://ossfoundation.us/projects/environment/global-warming/summary-docs/oss-reports/slr-research-summary-2008/Sea-Level-Rise.pdf (21.01.2014)

    [6] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 7, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [7] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 22, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [8] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 33, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [9] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 45, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [10] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 60, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [11] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 89, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [12] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 75, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [13] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 80, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [14] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 84, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [15] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 119-121, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [16] Craig E. Colten: Transforming New Orleans and ist environs. Centuries of change, Univeresity of Pittsburgh, Digital Research Library 2009, S. 126, http://digital.library.pitt.edu/cgi-bin/t/text/text-idx?c=pittpress;cc=pittpress;view=toc;idno=31735043682677 (21.01.2014)

    [17] Ari Kelman: A River and Its City. The Nature of Landscape in New Orleans, University of California Press Berkeley and Los Angeles, California 2003, S. 100

    [18] Ari Kelman: A River and Its City. The Nature of Landscape in New Orleans, University of California Press Berkeley and Los Angeles, California 2003, S. 100

    [19] Matthew T. Pearcy: After the Flood. A Histroy of the 1928 Flood Control Act, Journal of the Illinois State Historical Society 1998, Vol. 95, No. 2 Summer 2002, University of Illinois Press, S. 180, https://dig.lib.niu.edu/ISHS/ishs-2002summer/ishs-2002summer172.pdf

    [20] http://www.hurricanescience.org/history/storms/1960s/betsy/

    [21] Ari Kelman: A River and Its City. The Nature of Landscape in New Orleans, University of California Press Berkeley and Los Angeles, California 2003, S. 122

    [22] Matthew T. Pearcy: After the Flood. A Histroy of the 1928 Flood Control Act, Journal of the Illinois State Historical Society 1998, Vol. 95, No. 2 Summer 2002, University of Illinois Press, S. 178, https://dig.lib.niu.edu/ISHS/ishs-2002summer/ishs-2002summer172.pdf (21.01.2014)

    [23] Internetseite: National Climatic Data Center. Special report on Hurricane Katrina, http://www.ncdc.noaa.gov/extremeevents/specialreports/Hurricane-Katrina.pdf (21.01.2014)

    [24] Eric S. Blake / Christopher W. Landsea / Ethan J. Gibney: The deadliest, costliest, and most intense united states tropical cyclones from 1851 to 2012. And other frequently requested hurricane facts, NOAA Technical Memorandum, Florida 2011, http://www.nhc.noaa.gov/pdf/nws-nhc-6.pdf (21.01.2014)

    [25] Ari Kelman: A River and Its City. The Nature of Landscape in New Orleans, University of California Press Berkeley and Los Angeles, California 2003

    [26] Internetseite: U.S. Department of Commerce. Sate & County Quick Facts- New Orleans (city) Louisiana, http://quickfacts.census.gov/qfd/states/22/2255000.html (21.01.2014)

    [27] Virginia R. Burkett / David B. Zilkoski / David A. Hart: Sea- Level Rise and Subsidence. Implications for Flooding in New Orleans Louisiana, OSS Foundation 2008, S. 70, http://ossfoundation.us/projects/environment/global-warming/summary-docs/oss-reports/slr-research-summary-2008/Sea-Level-Rise.pdf (21.01.2014)

    [28] Keith Bea: Changes After Hurricane Katrina. A Summery of Statutory Provisions, Federal Emergency Management Policy CRS Report for Congress 2007, https://www.fas.org/sgp/crs/homesec/RL33729.pdf

    [29] Ari Kelman: A River and Its City. The Nature of Landscape in New Orleans, University of California Press Berkeley and Los Angeles, California 2003

    [30] NOAA`s National Climatic Data Center: Hurricane Katrina. A Climatological Perspective, Technical Report 2005, http://www.ncdc.noaa.gov/oa/reports/tech-report-200501z.pdf (21.01.2014)

    [31] Eric S. Blake / Christopher W. Landsea / Ethan J. Gibney: The deadliest, costliest, and most intense united states tropical cyclones from 1851 to 2012. And other frequently requested hurricane facts, NOAA Technical Memorandum, Florida 2011, S. 6 , http://www.nhc.noaa.gov/pdf/nws-nhc-6.pdf (21.01.2014)

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    New York

    Mit mehr als 19 Millionen Einwohnern ist die Metropolregion New York die größte in den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus machen die über 8 Millionen Bewohnern im Stadtzentrum New York City sowohl zum Herz dieser Region als auch zur bevölkerungsreichsten Stadt der USA.[1] Die Landentdeckung der heute sogenannten New Yorker Bucht im Jahr 1614 durch Giovanni da Verrazano und Henry Hudson und der folgende Verkauf des Landes 1625 an niederländische Kaufleute markieren den Beginn der Stadtgründung New Yorks. Bis zum Jahr 1664 hieß die Stadt Nieuw Amsterdam und war eine Kolonien der →Niederlande. Dieses spiegelt sich bis heute in den Farben der Stadtflagge wider.[2] 1664 fiel die Stadt in die Hände des Britischen Königreiches und wurde mit Beendigung des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1783 zur Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika ernannt. Zwar musste New York City diesen Titel schon 1790 wieder abgeben, wuchs aber kontinuierlich bedingt durch die großen Einwanderungswellen des 19. Jahrhunderts und stieg mit dem ökonomischen Wachstum des Landes im 20. Jahrhundert zu einer Metropole auf. Zwar erlitt die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg ein soziales und ökonomisches Tief, das bis in die 70er Jahre hinein anhielt, erhob sich aber im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs ab 1980 wieder aus diesem und prosperierte zu einer oder sogar der bedeutendsten Weltstadt unsere Zeit.[3] Trotz ihrer erst jungen Geschichte von 389 Jahren, oder vielleicht auch gerade deswegen, sind die westliche und kapitalistische Symbolhaftigkeit und Manifestation in der Stadt New York verwirklicht. Der Hauptsitz der UNO, die Freiheitsstatue und der Freedom Tower als höchstes Gebäude der USA, das MoMA und die New Yorker Börse an der Wall Street bilden die markanten Punkte der kulturellen Landschaft dieser Stadt, welche von einer hohen ethnischen Diversität bevölkert wird.

    Die geografische Lage der Metropole wird durch Wasser bestimmt. Die Stadt liegt an der atlantischen Küstenebene, an der Mündung des Hudsons und East Rivers. Das Stadtzentrum erstreckt sich größtenteils über die Inseln innerhalb der Bucht. So nehmen die fünf Stadtteile Manhattan, Staten Island, Queens und die Bronx auf rund 785 km² innerhalb der zwei Buchten, Lower Bay und Upper Bay, ihren Platz ein. Dabei ist die Bronx der einzige auf dem Festland liegende Stadtteil. Das Zentrum bildet das von den Wassermengen umgebene Manhattan, deren felsiger und metamorpher Untergrund ihren Ausbau zu einem der höchsten Stadtzentren der Welt begünstigte. Diese spezielle Geomorphologie verhindert eine weit weniger starke Landerosionen, eine Problematik, unter der viele andere stark urbanisierte Küstenstädten leiden.[4] [5] [6]

     

    Die Stadt New York ist statistisch gesehen, in dem sonst häufig von Stürmen geplagten USA, unterdurchschnittlich und unregelmäßig von →Naturkatastrophen betroffen. Trotzdem häufen sich die Aufzeichnungen über größere Zerstörungen der Stadt seit dem 19. Jahrhundert durch Hurrikans. Die gewaltigsten Verwüstungen der 14 registrierten Vorfälle durch die Tropenstürme [7] waren 1821 der Hurrikan „Great September Gale“ und fast ein Jahrhundert später 1938 der Sturm „Long Island Express“. Beide Male wurde die Stadt ohne Vorwarnung von den Zyklopen getroffen und das Stadtzentrum wurde unter meterhohe Flutwellen gesetzt, die vielen Bewohnern das Leben gekostet und Schäden in Millionenhöhe hinterließen haben. [8]

     

    In jüngster Zeit rücken die Ängste der Weltstadt, von solchen Naturkatastrophen erneut erfasst zu werden näher. Angefacht durch die Klimawandeldebatten in den 1990ern und den aktuellen wissenschaftlichen Prognosen des Weltklimarats, der 1988 gegründet wurde, [9] sehen sich viele dieser glitzernden Hochhäuser der Metropole unter dem Anstieg des Meeresspiegels im Wasser versinken. [10] Die gegenwärtigen Bilder der untergehenden Stadt, die ein biblisches Ausmaß annehmen, sind besonders von zwei herausstechenden Faktoren der letzten 10 Jahre geprägt.

     

    Die erste Perspektive auf das Versinken New Yorks wurde uns durch das Kino gezeigt. Im Jahr 2001 präsentiert der Regisseur Steven Spielberg für seinem Science Fiction Film „ A.I.- Artificial Intelligence“ eine bereits versunkene Metropole im Hintergrund seiner Geschichte. Auch wenn nur unwesentlich das Verschwinden der Stadt im Meer erklärt wird, bleibt ein ganz bestimmtes Standbild des Film stehen: die aus dem Wasser ragende Fackel der Freiheitstatue.[11] Ein filmisch imposantere und detailliertere Beschreibung des Untergangs der Stadt zeigt der im Jahr 2004 erschienene Katastrophenfilm „The Day After Tomorrow“ von Filmemacher Roland Emmerich, in dem das Motiv einer plötzlich über die Welt hereinbrechenden Eiszeit kinematografisch im Mittelpunkt steht. Hier fegt eine riesige Flutwelle über die Stadt und begräbt die Wolkenkratzer zum größten Teil unter den Schnee- und Eismassen der anschließend alles verzehrenden Kälte. Die Protagonisten, gerettet durch ihr Ausharren in der öffentlichen Bibliothek von New York, gewärmt vom Feuer brennender Bücher, müssen bei ihrer Rettung durch das Militär die Stadt verwüstet zurücklassen.[12] Das von Emmerich aufwendig produzierte Bildspektakel, dem ein gewisser wissenschaftlicher Gehalt zugeordnet werden kann, schafft eine visuelle Brücke zwischen Fiktion und Realität, als sieben Jahre später, in Folge des Hurrikans Sandy, Bildern eines von Wasser zerstörten New Yorks durch die Medien gehen.

     

    Diese zweite Perspektive wirft Licht auf die realen Gefahren durch Naturkatastrophen für die Stadt. Diese sich durch das Auftreten von starken Windstürmen gefolgt von Flutkatastrophen in jüngerer Vergangenheit zeigen. Der Hurrikan Sandy steht hierbei idiosynkratisch für die Bewohner New Yorks als Symbol der Verwundbarkeit ihrer Stadt gegenüber Naturkatastrophen. Als der Hurrican Sandy am 29. Oktober 2012 New York traf, war diese nicht gegen die Stärke des Zyklons gewappnet. Eine vier Meter hohe Flutwelle setzte große Teile des Zentrums und 60% der Fläche von Queens unter Wasser [13], zerstörte über 800 Gebäude komplett und beschädigte weitere 70.000. Gerade die vermehrt an den Küsten New Yorks eingesetzte Holzrahmenbauweise für Gebäude zeigte sich dem Wasser wehrlos. Bei anschließenden Bränden gingen im Anschluss noch weitere 100 Gebäude in Flammen auf. Die Bewohner saßen für mehrere Tage in einer von Strom und Verkehr abgeschnitten Stadt fest. Hurrikan Sandy forderte 43 Menschenleben und richtete 10 Milliarden $ Sachschaden an. Schlussendlich zeigte sich, dass die leichten Schutzmaßnahmen, welche die Stadt schon 1983 an der Küste errichten lies, und im Jahr 2007 durch die Umsetzung einiger Punkte der Nachhaltigkeits-Entwicklung PlaNYC 2030 verstärkte, nicht ausreichten, die Katastrophe abzuwenden. [14] [15]

     

    Die Reaktion der politischen Führung New Yorks bestand aus einem neuen Handlungsplan, dem Special Initative for Rebuilding and Resiliency (SIRR), welcher kurzfristige und langfristige Ziele zur Bekämpfung von Flutkatastrophen für die Stadt definierte. In diesem Bericht, welcher den Titel „Stronger, more resilient New York“ trägt, sollten die verursachten Schäden analysiert und dementsprechende adaptive Schutzmaßnahmen für kommende Folgen eines Klimawandels aufgebaut werden.[16]

     

    Die wichtigsten baulichen Überlegungen und Anweisungen der 35 staatlichen Anordnungen des SIRR-Plans bestehen aus hybriden Küstenschutzbauten. Diese Living Shorelines, welche auch Organismen, wie Korallen und Muscheln, in Schutzstrukturen einbetten, sollen feinere Übergänge zu den urbanen Gebieten ermöglichen und trotzdem ausreichend Sicherheit gegen Überflutungen geben.[17] Auch die Idee künstlicher Dünen zum Schutz der Häuser an der Küste wird gerade in Erwägung gezogen. Verschließbare Flutbarrieren, wie das àMO.S.E.S Projekt in Venedig, wären in der Größenordnung New Yorks nicht nur zu teuer, sondern auch bei der intensiven Nutzung der Häfen, für den industriellen und gewerblichen Schiffsverkehr nicht denkbar. Weiter bewilligte die Stadt durch den SIRR Plan mehrere Wettbewerbe zur Um- oder Neugestaltung der innerstädtischen Wasserfronten, um innovative städtebauliche Konzepte für ein zukünftiges Leben mit den wiederkehrenden Fluten zu entwickeln.[18] Der 445 Seiten starke Bericht verheimlicht aber auch nicht die Realität, welcher sich die Stadt stellen muss. Es gehe nicht darum den Fluten zu entkommen, sondern lediglich ein Überleben der Zerstörungen und ein Fortbestehen der Stadt zu sichern. Der damalige amtierende Bürgermeister Michael Bloomberg sprach bei der Verabschiedung des neuen Entwicklungsplans SIRR: „ We are a coastal city and we cannot and will not abandon our waterfront. Instead, we must build a stronger, more resilient city. This plan (SIRR 2012) puts us on a path to do just that. It will not be easy and it will take time, but as New Yorkers we are more than up to the task.“ [19] Vielleicht erinnert sich die Stadt an ihre einstigen niederländischen Wurzeln zurück, um den Kampf mit dem Wasser aufzunehmen.

     

    Das Versinken der Stadt findet auf zwei Ebenen statt, die der immaterielle Traumebene des Filmes und jener realen logischen Folge durch Veränderung und Zufälligkeit einer nicht kontrollierbaren Umwelt. Während die realen Umweltbedingungen, ähnlich den Städten à New Orleans oder àVenedig, einen Kampf zwischen Technik und Naturgewalten evoziert, scheint die filmische Ebene hierbei einen interessanten Aspekt hinzuzufügen. Bei der Versenkung der Stadt New York im Film, lässt man nicht nur irgendeine Stadt im Wasser verschwinden, sondern reißt die bedeutendste zeitgenössische Stadt unserer westlichen Welt in den Untergang. Aber anders als in Platons àAtlantis geht dabei nicht das Menschengeschlecht unter, sondern überlebt die Katastrophe und entkommen ihr dank seiner Technik. Zum Schluss wird im Film „The Day after Tomorrow“ die Stadt zurückgelassen. Diese Szenen verweisen möglicherweise auf einen aktuelle Architekturbetrachtung. Die „Modelstadt des Westens “scheint den extremen Anforderungen ihrer Umgebung nicht mehr zu entsprechen; sie ist antiquiert. Es wird deutlich, dass uns die Architektur nicht vor den Gefahren „retten“ kann. Es ist die Technik, im Film durch das Feuer der Bücher zu deuten, welche uns vor der wieder zur Gefahr gewordenen Natur schützen kann.

    Die Bibliothek als Wissensspeicher fällt zurück auf den Status einer Höhle, in der zu allerletzte das Wissen verbrannt werden muss. Gleichzeitig wird aber damit auf die ursprünglichste Technik des Feuers verwiesen wird. Auch im Bild der aus dem Wasser ragenden Fackel der Freiheitstatue (im Film „A.I. – Artificial Intelligence“ von Steven Spielberg) überlebt nicht die Stadt oder Konstruktion, sondern lediglich das Symbol des Feuers ragt aus den Fluten. Das Ursymbol verweist auf Prometheus, den Vorrausschauenden, welcher als Symbol für die technische Rationalität des Menschen steht und uns gegen den Willen des Göttervater Zeus das Feuer gebracht hat.[20] Welche Sicherheit zeichnet sich durch das Bild des versunkenen New Yorks für unsere Zeit ab? Wenn wir nicht im Stande sind New York zu retten, dann ist sind keine unserer Städte sicher. Diese sind aber nicht mehr als Schutz nötig, denn der Mensch überlebt auch ohne die Architektur. Demnach braucht eine zukünftige Gesellschaft nicht einmal mehr die Geborgenheit der Stadt, sondern sucht sie in der Technologie. Gleichzeitig würde das bedeuten, dass Architektur keine Technik ist, sondern zum „natürlichen“ Habitat zählt, das wie einst die Höhlen zurückgelassen werden muss, um sich als Mensch weiterzuentwickeln. Die Rolle des Bewahrers übernehmen wieder die Ingenieurbauten, welche uns mit den riesigen Staudämmen und Fluttoren beschützen können; Architektur kann es nicht mehr.

     

    Diese völlige Abwesenheit von Architektur nach einer Naturkatastrophe wird in dem postapokalyptischen Film „Waterworld“ aufgezeigt. Durch das Schmelzen der Polarkappen ist die zivilisatorische Neuzeit völlig untergegangen. Die überlebenden Menschen wohnen auf Booten, Öltankern und zu schwimmenden Pontons zusammengeschlossenen Wasserfahrzeugen. [21] Erde wird zur Reliquie einer anarchischen Gesellschaft aus sich ums Überleben bekämpfenden Gruppierungen. Die Verheißung einer Karte auf das letzte übriggebliebene Land wird zur Motivation der Protagonisten. Entlang dieser Suche nach der Insel, entbrennt der Kampf Gut gegen Böse. Die Ölreserven in einem der bewohnten Tanker, einer mit Gewalt und Furcht regierten Gruppe, gehen zu Ende und damit gerät ihr Herrschaftsanspruch in Gefahr. Die andere Gruppe rund um den Helden der Geschichte lebt in einem Symbiotischen Verhältnis zur Natur. Diese sehen in der Karte und dem letzten Stück Land die Hoffnung auf einen Neubeginn. Diese Einsicht und Entwicklung wird an der Mutation des Hauptprotagonisten, ihm sind Kiemen gewachsen, dargestellt. Der Mensch entwickelt sich ohne die Technik auf evolutionäre Weise und passt sich dadurch perfekt an. Diesen Kampf, welchen man auch abseits des Filmes in einer Ökologiebewegung unserer Zeit wiederfinden kann, verzichtet vollkommen auf die Darstellung von Architektur. Selbst die Darstellung eines kulturellen Rudiments wird übersprungen. Anscheinend gibt es in dieser Zukunftsvision eines apokalyptischen Klimawandels keinen Platz für die Architektur unserer Generation. Die vortäuschende Maschinenarchitektur wird durch funktionierende Maschinen ersetzt.[22]

     

    Im aktuellsten filmischen New York City- Untergangsszenario „Oblivion“, liegt die Stadt begraben unter der Erde. Die Trennung zwischen Gebäuden und Natur ist dabei fließend. Während die Aussichstplattform des Empire State Buildings auf neuem Bodenniveau steht, verschmelzen die einstigen Häuserschluchten zu natürlichen Canyons, durchzogen von Wasserfällen, welche die Landschaft durchschneiden. Ein genauer Grund für diesen Untergang wird nicht genant. Den Mittelpunkt der Erzählung bildet eine außerirdische Invasion, welche die Menschheit größtenteils vernichtet oder zerschlägt, um an die Wasservorräte der Erde zu gelangen. Die Extraktion der Wasserreserven wird von zwei geklonten Menschen, welche die reale Situation ihres Planeten nicht kennen, unter Kontrolle der Außerirdischen geleitet. Weiter übernehmen technischen Drohnen die Überwachung der Anlagen und ihren Schutz vor Attacken überlebender Widerstandskämpfer. Die in „Oblivion“ geschilderte Katastrophe ist viel-schichtiger und zwischen den Polen des natürlichen, existenziellen und dem Technischen verwoben. Zwar steht die natürliche Ressource Wasser als Antrieb für die Geschichte, doch spannender ist das Symbol der Erinnerung als Wert, welcher durch den Protagonisten Jack aufgeführt ist.[23]

     

    Der ganz seiner Aufgabe, die Wasserextraktion abzuschließen, verschriebene Klon beginnt bei seinen Herumstreifen durch die einstigen Ruinen der Metropole anhand verschiedener Gegenstände sich seines Menschseins bewusst zu werden. Er führt diese heimlich aus der Großstadt heraus, zu einem Refugium an einem versteckten See. In einer einfachen hölzernen Blockhütte, welche an jene ersten Häuser der amerikanischen Siedler erinnert, hortet Jack die kulturellen Überreste einer ihm unbekannten Zivilisation. Durch diese Objekte beginnt er sich langsam seiner Vergangenheit bewusst zu werden, und Wechselt die Seiten, um zusammen mit den Widerstandkämpfern die Außerirdische Besatzung nieder zu schlagen. Dabei stirbt die Hauptfigur Jack, taucht aber in Form eines anderen Klons der gleichen Figur wieder an seiner Hütte auf. Es gibt drei Ebenen von Architektur, welche in diesem Film auf einen Untergang verweisen. Zunächst haben wir das bereits erwähnte New York, welches in einer Metamorphose zu Landschaft geworden ist. Ihre einstiege Funktion als Behausung hat sie verloren und kann nur noch dem Erinnern dienen. Durch die noch intakte Aussichtsplattform des Empire State Buildings, von 1930 bis 1972 und 2001 bis 2013 die höchste architektonische Legende New Yorks, wird dem Protagonisten der Ausblick durch ein Fernroh ermöglicht,– welches ihm aber nicht den Blick in die Ferne sondern in seine menschliche Vergangenheit (in Form von zurückkommenden Erinnerungen) ermöglicht. So wird auch hier anhand der versunkenen Stadt New York das Bild einer durch die Natur wieder übernommene, unzureichende Struktur gezeigt, welche einzig noch den immateriellen Wert der Erinnerung in sich birgt. Die Architektur der Großstadt ist verloren und Jack muss diese Artefakte bergen und in die Hütte bringen, welche dem Protagonisten als Erinnerungsstädte dient. Die Heiligtümer stehen, im Gegensatz zur „Erde“ aus dem Film →Waterworld, abseits der materiellen Wertigkeit der einzelnen Objekts für die „unbezahlbare“ Kultur des Menschen. Aber selbst das können die Wolkenkratzer nicht mehr leisten. Diese Symbolkraft einstiger Monumente, verschwindet für Jack hinter dem Sichtschirm seiner geborgenen Baseballkappe.

     

    Das biblische Bild der Bestrafung wird also in den Kinofilmen an New York vorgeführt. In unserer säkularisierten Gesellschaft verschwindet zwar Gott, jedoch die wiederholende Bestrafung bleibt. Aber welches Bild der Selbstbestimmung wird uns über unsere selbstgemachte Umwelt aufgezeigt. Der Klimawandel oder Umweltveränderungen werden als kollektive Bestrafung dargestellt. Da aber das Happy End bei Blockblustern nie ausbleibt, wird dem Zuschauer vermittelt, dass „wir noch einmal mit dem blauen Auge davon kommen“. Zwar belegen Studien, dass Filme wie „The Day after Tomorrow“ das Publikum für die Gefahr der Klimaveränderung sensibilisiert, jedoch der Zuschauer für sich keinerlei individuelle Verhaltensänderung daraus ableitet. Das Handeln wird also nicht durch das Bewusstsein über ein Risiko einer möglichen Katastrophe gesteuert, sondern viel mehr über die persönliche Beurteilung meiner Handlungsmöglichkeit. [24] In keinem der hier analysierten Filme wird die Prävention durch den Menschen thematisiert, und schon gar das Überleben seiner Architektur. Weiter noch, verliert die gegenwärtige Architektur in den Phantasien Hollywoods ihren technologischen Wesenszug. Die Möglichkeiten und Freiheiten der Fiktion befähigen den Menschen Alternativen zur gegenwärtigen Realität aufzustellen. In der Ausformulierung der Sehnsüchte spiegelt sich ein gesellschaftlicher Wunsch von Realität wieder. [25] Denn in einer (wie z.B. Katastrophen uns das aufzeigen) unbestimmten Realität, bewältigt es die Fiktion, ein in sich geschlossenes System aufzubauen. Diese kontrollierbare Alternativwelt, erlaubt es dem Menschen, Simulation von Zukunftsmodellen experimentell zu erforschen, um dann Rückschlüsse auf die grenzenlose Realität zu ziehen [26] oder Orientierungspunkte zu entwickeln.

     

    In zwei der beschriebenen kinematografischen Fiktionen erstellen wir aber Welten, die der erlebten gegenwärtigen Realität aus prophezeienden Klimadaten und medialen Bilderfluten, sehr ähnelt. Im Gedankenspiel ,die Gesellschaft auf die „Couch“ zu setzten, könnten wir eine Traumdeutung versuchen:

     

    Die gesellschaftlichen Alpträume entstehen durch unkontrollierbare Dämonen der Wissenschaft, die aber so „echt“ in ihrem Gewand aus Wahrscheinlichkeitsrechnung und empirischen Studien erscheinen, das wir gar nicht mehr in der Lage sind, zwischen Weissagung und Gegenwart zu unterscheiden– wir schlafen nicht mehr gut. Unsere eigene Vorstellungskraft und Phantasie wird überschrieben von den flimmernden Zukunftsängsten auf Sicherheiten basierender Wissenschaft. Wir sind nicht mehr in der Lage das Extrem zu denken, in einer Welt die Abseits der gaußschen Glocke nicht existieren darf. Es scheint als ob wir verlernt haben, uns ortslose Utopien vorstellen zu können. Wir beschneiden uns des Potentials der Fiktion, unsere Zukunft zu bestimmen. Wollen wir diese lähmenden Dämonen loswerden, müssten wir wieder lernen die Unwahrscheinlichkeit des Wahrscheinlichen zu akzeptieren. [27] Diese neuen Perspektiven könnten uns von den Bildern des Versinkens befreien.

     

    Anders könnten wir aber auch die filmischen Fiktionen sehr wohl als Utopien sehen, in der nun mal kein Platz für Altes ist. Diese noch materielle Welt unterliegt dem Fortschritt der Technik, sodass dem Menschen nichts anderes übrigbleibt, als sie zurückzulassen. In der Neuen Welt übernimmt die unsichtbare teknoide Macht, nachdem die glättende Meeresoberfläche alles verschlungen hat.

    „Don Quijote galt als verrückt, weil er die beiden Realitätssphären nicht auseinanderhalten konnte.“ [28] Rem Koolhaas hingegen ist ein Pionier unserer Zeit, weil er eben das Potential der Verschränkung beider Welten sieht: den Wahnsinns des Traums und die Dynamik der Wirklichkeit, welches er uns an der Erfindung New Yorks im 20. Jahrhunderts zeigt.

     

    Die einst wirtschaftliche und politische Dynamisierung der Architektur New Yorks (Zoning Laws von 1916) zeigt die Möglichkeit für eine neuartige Bautypologien durch diese Verschränkung. Die Notwendigkeit, vielleicht auch die Gefahr, von Naturkatastrophen kann nur bedingt die Architektur, wie es im SIRR Plan New Yorks leicht angedacht wird, verändern– von einem Experimentierfeld, wie Koolhaas das New York des 20. Jahrhundert sieht, kann leider noch nicht die Rede sein, sodass auch die Weltstadt New York nicht von dem Zyklus der Erneuerung heraustreten kann. In Koolhaas „ Delirious New York “ wird die Stadt aus ihren gegensätzlichen Zwängen zu kreativen Lösungen gezwungen, kann aber diese wieder in die Erschaffung einer neuartigen Kultur, die Revolution der Großstadt, umwandeln. Sie schafft es also in dieser Episode nicht in der Krise zu versinken, sondern genau ins Gegensätzliche, in die ultimative Höhe zu wachsen. Dass aus New Yorks ökonomischer Katastrophe des 20.Jahrhunderts die Architektur für eine bestimmte Kultur der Katalysator erwachsen kann, erfahren wir, „Gott sei Dank“, doch von einem Architekten.

     

    Koolhaas sieht in dem urbanen Wahnsinn eine Chance; genau so sollte New York die nächsten Zwänge, die Prognosen der Klima- und Sturmwarnung, nutzen, um in den Wellen der Veränderung aufzuschwimmen– anstatt passive unterzugehen.

     

    „New York, New York

    it`s helluva town

    The Bronx is up,

    and the Battery`s down[...]“[29]

     

    „[...] In New York,

    Concrete jungle where dreams are made of,

    There’s nothing you cant do,

    Now you’re in New York,

    these streets will make you feel brand new,

    the lights will inspire you,

    lets hear it for New York, New York, New York[...]“ [30]

     

     

     

    „[...] I want to wake up in that city

    That doesn’t sleep

    And find I’m king of the hill

    Top of the heap

     

    My little town blues

    They are melting away

    I gonna make a brand new start of it

    In old New York

     

    If I can make it there

    I’ll make it anywhere

    It’s up to you

    New York, New York

     

    New York, New York

    I want to wake up in that city

    That never sleeps

    And find I’m king of the hill

    Top of the list

    Head of the heap

    King of the hill

     

    These are little town blues

    They have all melted away

    I am about to make a brand new start of it

    Right there in old New York

     

    And you bet [Incomprehensible] baby

    If I can make it there

    You know, I’m gonna make it just about anywhere

    Come on, come through

    New York, New York, New York“ [31]

    [1] Internetseite: U.S. Department of Commerce. City and Town Totals 2012, http://www.census.gov/popest/data/cities/totals/2012/index.html (11.01.2013)

    [2] Internetseite: Nationalflaggen.de. Die große Flaggensammlung, http://www.nationalflaggen.de/stadt/flagge-new-york-stadt.html (11.01.2013)

    [3] Internetseite: Geography Department of Loughborough University. The World According to GaWC 2010, http://www.lboro.ac.uk/gawc/world2010t.html (11.01.2013)

    [4] Internetseite: New York City Geology, http://geology.about.com/od/geology_nyc/ (11.01.2013)

    [5] Internetseite: New York City and San Francisco Geology, http://geology.about.com/od/geology_nyc/a/aa_NYC_SFgeo.htm (11.01.2013)

    [6] Internetseite: New York: Geography and Climat , http://www.city-data.com/us-cities/The-Northeast/New-York-Geography-and-Climate.html (11.01.2013)

    [7] NYC Special Initiative for Rebuilding and Resiliency, NYC 2012, S. 21 http://www.nyc.gov/html/sirr/downloads/pdf/final_report/Preface_Singles.pdf (11.01.2013)

    [8] NYC Special Initiative for Rebuilding and Resiliency, NYC 2012, S. 21 http://www.nyc.gov/html/sirr/downloads/pdf/final_report/Preface_Singles.pdf (11.01.2013)

    [9] Weltklimarat: 5. IPCC- Sachstandsbericht, 2014, http://www.de-ipcc.de/_media/de-ipcc-kompaktinfo_AR5_web.pdf (11.01.2014)

    [10] Weltklimarat: 5. IPCC- Sachstandsbericht, 2014, http://www.de-ipcc.de/_media/de-ipcc-kompaktinfo_AR5_web.pdf (11.01.2014)

    [11] Internetseite: A.I. Künstliche Intelligenz, 2001, International Movie Databank, http://www.imdb.com/title/tt0212720/?ref_=fn_al_tt_6 (11.01.2013)

    [12] Internetseite: The Day After Tomorrow, 2004, International Movie Databank, http://www.imdb.com/title/tt0319262/ (11.01.2013)

    [13] NYC Special Initiative for Rebuilding and Resiliency, NYC 2012, S. 6 http://www.nyc.gov/html/sirr/downloads/pdf/final_report/Preface_Singles.pdf (11.01.2013)

    [14] NYC Special Initiative for Rebuilding and Resiliency, NYC 2012, S. 23 http://www.nyc.gov/html/sirr/downloads/pdf/final_report/Preface_Singles.pdf (11.01.2013)

    [15] NYC Office of Long- Term Planning and Sustainability: PlaNYC 2030. A greener greater NYC, http://nytelecom.vo.llnwd.net/o15/agencies/planyc2030/pdf/planyc_2011_planyc_full_report.pdf (11.01.2014)

    [16] NYC Office of Long- Term Planning and Sustainability: PlaNYC 2030. A greener greater NYC, S. 64, http://nytelecom.vo.llnwd.net/o15/agencies/planyc2030/pdf/

    planyc_2011_planyc_full_report.pdf (11.01.2014)

    [17] Henry Fountain: Natural Allies fort he Next Sandy, The New York Times Online, 2013, http://www.nytimes.com/2013/10/29/science/natural-allies-for-the-next-sandy.html?_r=0 (11.01.2013)

    [18] Internetseite: Rebuild by Design. Initative of the Hurricane Sandy Rebuilding Task Force and HUD, http://www.rebuildbydesign.org/what-is-rebuild-by-design/ (11.01.2013)

    [19] NYC Special Initiative for Rebuilding and Resiliency, NYC 2012,

    http://www.nyc.gov/html/sirr/downloads/pdf/final_report/Preface_Singles.pdf (11.01.2013)

     

     

     

    [20] Cornel Zwierlein: Der gezähmte Prometheus. Feuer und Sicherheti zwischen Früher Neuzeit und Moderne, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH, Göttingen 2011, http://books.google.de/books?id=qOv31mGinroC&pg=PA16&lpg=PA16&dq=prometheus+naturkatastrophen&source=bl&ots=NT78CCc1ZD&sig=gHR36AlFDpuUlF1Wsgz7zMWEc3U&hl=de&sa=X&ei=4GcHU_3HNKn9ywOg8IDgDg&ved=0CEQQ6AEwAw#v=onepage&q=prometheus&f=false (11.01.2013)

    [21] Internetseite: Waterworld, 1995, International Movie Databank, http://www.imdb.com/title/tt0114898/ (11.01.2013)

    [22] Internetseite: Waterworld, 1995, International Movie Databank, http://www.imdb.com/title/tt0114898/?ref_=nv_sr_1 (11.01.2013)

    [23] Internetseite: Oblivion, 2013, International Movie Databank, http://www.imdb.com/title/tt1483013/?ref_=fn_al_tt_1 (11.01.2013)

    [24] Dr. Fritz Reusswig: The Day After Tomorrow. Risikoaufklärung durchKatastrophenpädagogik? Potsdam- Institut für Klimafolgenforschung, http://www.umweltbildung.at/cms/download/130.pdf (11.01.2013)

    [25] Elena Esposito: Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität, Suhrkamp Verlag,

    Frankfurt am Main 2007, S. 18

    [26] Elena Esposito: Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität, Suhrkamp Verlag,

    Frankfurt am Main 2007, S. 56

    [27] Elena Esposito: Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität, Suhrkamp Verlag,

    Frankfurt am Main 2007, S. 50

    [28] Elena Esposito: Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität, Suhrkamp Verlag,

    Frankfurt am Main 2007, S. 20

    [29] Erste Strophe von: New York, New York von Leonard Bernstein, Betty Comden, Adolph Green, aus dem Musical On the Town, http://de.wikipedia.org/wiki/On_the_Town#.E2.80.9ENew_York.2C_New_York.E2.80.9C

    [30] Alicia Keys singt den Refrain in Jay-Z „Empire State Of Mind“, Liedtext von http://www.magistrix.de/lyrics/Jay-Z/Empire-State-Of-Mind-405440.html (25.02.2014)

    [31] Frank Sinatra: New York, New York, Album Trilogy: Past Present Future, http://en.wikipedia.org/wiki/Trilogy:_Past_Present_Future

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    New York A. Lukas

    Orignal Image from Alex Lukas

    http://alexlukas.com/images.html

     

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    Niederlande

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    Panzertaucher

    From NOAA Photo Library

    Image ID: nur07501, National Undersearch Research Program (NURP) Collection

    Credit: OAR/National Undersea Research Program (NURP)

    Source: http://www.photolib.noaa.gov/nurp/images/big/nur07501.jpg

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    Panzertaucher[2]

    Titel Entwicklung der Naturforschung unter Wasser im Tauchergerät

    Autor E. Wasmund

    Erscheinungsjahr 1938

    Zeitschrift Geologie der Meere und Binnengewässer

    Band Bd. 2., Heft 1

    Seiten S.87-151

    Nachweis Wasmund,1938, 107

     

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    Pompeji

    Das 89. v. Chr. von den Römern eroberte Pompeji war eine antike Stadt am Golf von Neapel, welche später, in ihrer Blütezeit, durch den Ausbruch des nahegelegenen Vulkans Vesuv begraben und dadurch der allmählichen Vernichtung durch die Zeit entzogen wurde.[1] Die im August 79. n. Chr. unter hohen Schichten aus Asche und Bimsstein begrabene Stadt gilt als eine der am besten erhaltenen antiken Ruinen.[2]

    Pompeji zählte zu den wohlhabenden Städten des Römischen Reichs, was sich auch in der Stadtarchitektur widerspiegelte. Viele der größeren öffentlichen Gebäude wurden schon 63. n. Chr. in einem vorausgegangenem Erdbeben beschädigt. Trotzdem konnten vieler dieser antiken Baustellen größtenteils rekonstruiert werden. Der ausschließlich Fußverkehr überlassene Stadtkern bildete das aus Verwaltungsgebäuden, Thermen sowie der Markthalle bestehende Forum. Ein zweistöckiger Säulengang umgab das circa 38 mal 142 Meter große Gelände und bildete das politische Herz im Südwesten der Stadt. In nächster Nähe des Forums befanden sich eine Basilika aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und der Stoffgroßhandel „Eumachia“ mit einer beträchtlichen Größe von 40 mal 60 Meter. Auf der Westseite befand sich der prunkvolle Venus Pompejana, ein der Stadtgöttin Pompejis geweihter Tempel.[3][4]

    Weitere größere Gebäude waren das große, der griechischen Tradition folgende Theater im Süden, mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Menschen, und ein kleineres überdachtes „theatrum tectum“. Darüber hinaus lag im Südosten Pompejis ein aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammendes Amphitheater, das u.a. für Gladiatorenkämpfe genutzt wurde, und mit rund 20.000 Zuschauerplätzen nahezu der gesamten Bevölkerung Pompejis Platz bot. Die Landschaft Kampanien, in der die Stadt lag, war eine der fruchtbarsten und reichsten Landschaften Italiens, und stellte durch die auf ihr betriebene Landwirtschaft die wichtigste Einnahmequelle Pompejis dar.[5]

    Der Ausbruch des Vesuvs 79. n. Chr. wurde, trotz der schon bekannten Erdbeben früherer Jahrzehnte in dieser Region, von den Bewohnern Pompejis nicht erwartet; er galt als bereits erloschen. Die Umstände und Auswirkungen des Vulkanausbruchs können aufgrund detaillierter zeitgenössischer Berichte sehr gut rekonstruiert werden. Hierbei spielen die Briefe des Gelehrten Plinius, welcher selbst bei dem Vulkanausbruch ums Leben kam, eine bedeutende Rolle. So wird von zwei Phasen des Vulkanausbruches erzählt, welche in den Zerstörungswellen aus Glutwolken, Lavagestein und Erdbeben die Städte in der Region nahezu vollständig unter sich begruben oder vernichteten.[6] Die Verluste in der Bevölkerung Pompejis werden auf ungefähr 2.000 Menschenleben geschätzt, was nahezu 10% der damaligen Gesamtbevölkerung ausmachte. Einzelne Schicksale und Todesursachen können durch die hinterlassenen Spuren in den Ascheresten der Stadt gut rekonstruiert werden. Die damaligen Rettungsmaßnahmen wurden von Kaiser Titus über ein Art Katastrophenmanagement auf mehrere Konsuln verteilt, die dann die ihrer Pflicht entsprechend, die Hilfe in die verwüstete Region leiteten.

     

    Trotz der Hilfe konnten die größeren Städte der betroffenen Region, Pompeji und Herculaneum, auf Grund der bis zu 25 Meter hohen Verschüttungen nicht mehr gerettet werden.[7] Den überlebenden Städtern wurde neuer Wohn- und Siedlungsraum in Neapel und anderen umliegenden Städten versprochen.[8] Die noch aus den Ascheschichten herausragenden Überreste gingen durch anschließende Plünderung verloren, so dass von der Stadt Pompeji kein Anzeichen mehr übrig blieb. Die antiken Wiederaufbauarbeiten der Infrastruktur zogen sich bis 122 n. Chr. und erst im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden einige kleinere Städte, darunter auch Herculaneum, wieder aufgebaut. Pompeji blieb aber unter den Steinen und der Asche vergessen, bis es 1592 durch Kanalarbeiten und bei weiteren privaten Ausgrabungen 1748 wiederentdeckt wurde.

    Unter der Prämisse Wertgegenstände und antike Schaustücke bergen zu können wurden so die Ausgrabungen fortgeführt. Eine flächendeckende Freilegung erster Sichten der Stadt begann ab 1863 durch den italienischen Archäologen Guiseppe Fiorelli und seinem Nachfolger Michele Ruggiero. So wurden bis in unsere Zeit, durch zahlreiche weitere archäologische Grabungen, bis zu 75% der Stadt wieder an die Oberfläche befördert. Damit wurden weitestgehend auch die Ausgrabungen in der Neuzeit beendet und der wissenschaftliche Fokus auf die Konservierung der nun dem natürlichen Zerfall und Besuchern ausgesetzten Gebäude und Objekte.[9]

    Die Ausgrabungsstätten der einst versunkenen Stadt am Golf von Neapel werden heutzutage von 2,5 bis 3 Millionen Besuchern jährlich wieder zum Leben erweckt– täglich würde das eine neue ständige Population von 8.200 Menschen ergeben. Die aus ihrer schützenden Ascheschicht aufgetauchte Stadt muss sich nun den Gefahren der Neuzeit stellen. Denn nicht nur die Touristenmasse und die kommerzielle Übernutzung der Ruinen gefährden die 1.500 Häuser und Millionen Quadratmeter Mosaike der größten Stadtruine der Welt, sondern auch die langsam an der Stadt nagenden veränderten Umweltbedingungen der letzten 2.700 Jahre. Zudem wurde durch Einsparungen im Regierungsbudget die Pflege der Ruinenstadt in den letzten Jahrzehnten so stark vernachlässigt, dass bereits einige der Villen, das Haus der Gladiatorenschule oder das Steintor „Porta di Nola“ eingestürzt sind. So zeigt diese Lage, dass die aus dem Eintrittsgeld erwirtschafteten 33 Millionen Euro[10] nicht an den Erhalt der Stadt geknüpft sind. Der Verfall der UNESCO geschützten Stadt erfordert nun einen erneuten Rettungsplan, wie ihn einst Kaiser Titus vor 1.933 Jahren ins Leben gerufen hat, um in einem internationalen Katastrophen-management Pompeji vor einem erneuten Untergang zu schützen.[11]

    Einerseits graben wir die Stadt aus, um in ihr den Eindruck antiker Urbanität zu erhalten, andererseits wird sie aber durch die Besuchermassen zu einem aktuellen Phänomen des Massentourismus, welcher die ursprüngliche Vermittlung dermaßen überschreibt, dass man sich die Frage stellt, über welche Epoche Pompeji mittlerweile mehr aussagt. Das heutige Pompeji ist unter den Millionen Touristen nur museologisch erfahrbar. Unsere urbane Schicht fügt sich nicht sorgsam in rekonstruierte Antike ein, sondern beginnt ihren Träger, die Ausgrabungsstätte, zu vernichten. Die Wertigkeit und Bedeutung ihres Trägers wird nicht mehr wahrgenommen. Während die Schichtung und Überschreibung den Gehalt und auch gleichzeitig den Schutz Pompejis bedeutete, bedingt das Abschaben unserer Zeit den Verlust der Informationen des antiken Trägermaterials. Das was selbst die Lavaschichten des Vesuvs nicht geschafft haben, könnte nun unter den Fußabdrücken der Touristen zum endgültigen Untergang Pompejis führen.[12]

    [1] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte.

    Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 84

    [2] Siegfried Oertwig: Gang durch versunkene Städte.

    Ein Ausflug ins Reich der Archäologie, Prisma-Verlag, S. 126-139

    [3] Dominik Hofmeister: Das Forum von Pompeji, Referat Exkursion Campania felix, LMU Klassische Philologie Prof. Dr. Markus Janka 2011, http://www.fachdidaktik.klassphil.uni-muenchen.de/forschung/exkursion/referate/hofmeister.pdf (18.02.2014)

    [4] Elias Kirchgässner: Der Kult der Venus Pompeiana, Albert Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.

    Proseminar „Kulte und Heiligtümer in Pompeji“, SS 2008, Dr. Alexander Heinemann / Dr.Dirk Schnurbusch, file:///Users/experimentalwe/Downloads/Venus%20(1).pdf (19.02.2014)

    [5] Internetseite: Pompeji. Natur, Wissenschaft und technik in einer römischen Stadt. Landwirtschaft, http://pompeji.digitalimagecorp.de/index.htm?/landw.htm (19.02.2014)

    [6] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 102

    [7] Dieter Groh / Michael Kempe / Franz: Naturkatastrophen. Beitrage zu ihrer Deutung Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Holger Sonnabend: Wahrnehmung von Naturkatastrophen in der Antike: Das Kampanien- Erdbeben von 62. n. Chr. und der Ausbruch des Vesuv 79. n. Chr. , Gunter Narr Verlag Tübingen 2003, S. 37

    [8] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 92

    [9] Siegfried Oertwig: Gang durch versunkene Städte.

    Ein Ausflug ins Reich der Archäologie, Prisma-Verlag, S. 129

    [10] Internetseite: Vulkane.net, Pompeji. Der Untergang einer römischen Stadt, http://www.vulkane.net/vulkane/pompeji/pompeji.html (19.02.2014)

    [11] Fabio Ghelli: Die zweite Rettung Pompejis , Zeit Online 2013, http://www.zeit.de/kultur/2013-09/italien-pompeji-rettung/seite-2 zweite retung pomples (19.02.2014)

    [12] Henning Klüver: Pompeji stirbt noch einmal, Süddeutsche Zeitung Online, 2013, http://www.sueddeutsche.de/wissen/kultur-in-italien-pompeji-stirbt-noch-einmal-1.1710809 (19.02.2014)

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    Raum[1]

    Lukas Stopczynski: “99231″, Photography, 2004-2014

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    Raum[2]

    Lukas Stopczynski: “08″, Photography, 2004-2014

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    Raum[3]

    Lukas Stopczynski: “14″, Photography, 2004-2014

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    Relationen

    Drawing by Lukas Stopczynski, ABK-Stuttgart 2013

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    Rungholt

    Die einstige Nordseestadt wird auch als das „Vineta der Nordsee“ benannt. [1] Siehe deshalb hierzu Vineta. [2]

    [1] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S.32

    [2] Lokalisierung bezogen auf: „vineta allerorten, vineta weit und breit“

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    TO BE

    [...]

    Hamlet:

     

    To be, or not to be: that is the question:

    Whether ’tis nobler in the mind to suffer

    The slings and arrows of outrageous fortune,

    Or to take arms against a sea of troubles,

    And by opposing end them? To die: to sleep;

    No more; and by a sleep to say we end

    The heart-ache and the thousand natural shocks

    That flesh is heir to, ’tis a consummation

    Devoutly to be wish’d. To die, to sleep;

    To sleep: perchance to dream: ay, there’s the rub;

    For in that sleep of death what dreams may come

    When we have shuffled off this mortal coil,

    Must give us pause: there’s the respect

    That makes calamity of so long life;

    For who would bear the whips and scorns of time,

    The oppressor’s wrong, the proud man’s contumely,

    The pangs of despised love, the law’s delay,

    The insolence of office and the spurns

    That patient merit of the unworthy takes,

    When he himself might his quietus make

    With a bare bodkin? who would fardels bear,

    To grunt and sweat under a weary life,

    But that the dread of something after death,

    The undiscover’d country from whose bourn

    No traveller returns, puzzles the will

    And makes us rather bear those ills we have

    Than fly to others that we know not of?

    Thus conscience does make cowards of us all;

    And thus the native hue of resolution

    Is sicklied o’er with the pale cast of thought,

    And enterprises of great pith and moment

    With this regard their currents turn awry,

    And lose the name of action.–Soft you now!

    The fair Ophelia! Nymph, in thy orisons

    Be all my sins remember’d.

     

    [...][1]

    [1] William Shakespeare : Hamlet, Act3. Scene1 S.134 dtv Verlag 2003 (der englische Text basiert auf der Arden Ausgabe London/NYC 1982

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    Troja

    „A document [...] that has been written upon several times, often with remains of earlier, imperfectly erased and still visible [...]“/ „ scraped again“ [1]

     

    Der Dichter Homer, dessen reale Existenz nicht mit Sicherheit belegbar ist,[2] überliefert in seinen Epen „Ilias“ und „Odyssee“ den Mythos der Trojanischen Kriege.[3] In diesen Erzählungen wird die Stadt Ilios beschrieben, welche in der trojanischen Ebene gelegen haben soll.[4] Diese mythologische Stadt Ilios, auch als Troja bekannt, ist Kernpunkt eines altertumswissenschaftlichen Streits, über die historisch reale Identität der Stadt. Die meisten Lokalisierungshypothesen verorten Troja auf dem Hisarlik Hügel nahe der Dardanellen, einer Meeresenge in der heutigen Türkei.[5] Auf diesem Hügel wurden bei unterschiedlichen Ausgrabungen zehn verschiedene Siedlungen entdeckt, welche übereinander auf den natürlichen Gesteinsschichten des Hügels lagen. Die städtischen Bebauungsschichten werden nach ihrer zeitlichen Datierung in Troja I (römisch eins) bis Troja X eingeteilt.[6][7] Nach diesem überraschenden Fund des städtischen Schichtkuchens, begannen erneut wissenschaftliche Identitätshypothese Homers Mythos innerhalb des künstlichen Hügels zu suchen. Anstatt den Mythos des trojanischen Krieges, und damit auch die Stadt Ilias, als fiktiven Sagenstoff[8] anzuerkennen, wird der Boden auf der Suche nach einem Authentizitätsanspruch aufgewühlt, um die wissenschaftliche Praxis selbst zu bestätigen. Was man eben nicht findet, ist das ein gewaltiges Troja, sondern verschiedene urbane Versionen eines Mythos, der von „Selbstvergewisserung, Ortsbestimmung und Identitätsfindung und Wahrung“ bronzezeitlicher Kulturen, griechischer Kolonialisten und römischen Siedlern in der Einfahrt zur Schwarzmeerregion berichtet. [9] [10] [11] [12] In der palimpsesten Qualität dieses städtischen Grabhügels, kann die Monumentalität der wehrhaften Stadt, der Mythos ihrer Uneinnehmbarkeit, durch 2000 Jahre urbane Prozessualität ersetzt werden, in welcher der Untergang erst das Fundament städtischer Erneuerung darstellt. An die Stelle einer Authentizitätsfrage Trojas, als finales Produkt einer Kultur, rückt der Fokus auf die Betrachtung der Konzeption von Kultur anhand der Dynamik einer Siedlungsstätte unter Bedingungen ökonomischer, politischer und natürlicher Veränderungen. Troja sollte vielmehr als bemerkenswertes Beispiel zeitlicher Sedimentierung verschiedener Versuche einer Stadt gelesen werden, die in einer von Zufälligkeiten und Eventualitäten belebten menschlichen und natürlichen Geschichte geformt worden ist. Dass kriegerische Verwüstungen, verschlingende Feuer oder zerstörerische Erdbeben eben nicht nur das Ende sondern auch den Anfang einer Stadt bedeuten kann.[13] In dem Probieren unterschiedlicher urbaner Strategien an dem gleichen Ort in aufeinander folgenden Epochen, wird der Prozess des Versinkens zum Übergang verschiedener Versionen von Urbanität deutlich.

     

     

    Troja wurde nicht ausgetauscht gegen ein „New Troja“, sondern unterliegt ähnlichen Dynamiken wie beispielsweise eine Computersoftware, welche niemals ein „Ende“ hat, sondern durch ständiges „Updaten“ fortgeführt wird– zwischen Beta-Version und „Re-Launches“ versinken als dynamischer, multidimensionaler Zustand unserer Städte, in einer der Stringtheorie unterstellten Welt. [14]

     

    „[...] Eine Möglichkeit dazu finden wir in der Stringtheorie. Sie zeigt uns den kleinsten Baustein unseres Universums – unseres Seins – auf, welche die vier uns bekannten, wissenschaftlich fundierten Kräfte (starke und schwache Radioaktivität, Gravitationskräfte und Magnetismus) als Erscheinungsformen ein und derselben Urkraft darstellt und damit die scheinbaren Widersprüche zwischen der Quantenphysik und der Relativitätstheorie vereinen kann.

    Die primäre Aussage der Stringtheorie ist also, dass alle Elementarteilchen (z.B. Elektronen oder Quarks) nichts anderes als verschiedene Aspekte der sogenannten Strings sind. Die Theorie baut dabei auf 11 Dimensionen auf. Strings können wir uns als eindimensionale Fäden vorstellen, welche wie Seiten (daher auch der englische Name String) in einem vieldimensionalen Raum schwingen. Je nachdem, mit welcher Frequenz (Energie) und in welchen der Raumdimensionen die Strings schwingen, stellen sie nach den Vorstellungen der Stringtheoretiker genannte Elementarteilchen dar.“ [15] [16]

    [1] Georg Bornstein/ Ralph G. Williams: Editorial Theory in the Humanities,

    University of Michigan 1993, GoogleBooks , http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=D9rPHqyrTjAC&oi=fnd&pg=PA1&dq=Palimpsest&ots=oKX3XNrGK5&sig=R68nS0QT4WkU9K9HKbHN-vfFegE#v=onepage&q=Palimpsest&f=false (22.02.2014)

    [2] Betreiber der Internetseite nicht bekannt, es wird folgende Quelle angegeben: Joachim Latacz: Homer. Der erste Dichter des Abendlands, Artemis München, Zürich 1989, S. 89-90, http://www.bhak-bludenz.ac.at/literatur/griech_antike/homer.htm (22.02.2014)

    [3] Zeno.org Bibliothek: Homer, http://www.zeno.org/Literatur/M/Homer (20.02.2014)

    [4] Brockhaus Conversations-Lexikon 1809: Troja, http://www.zeno.org/Brockhaus-1809/A/Troja (20.02.2014)

    [5] Joachim Latacz: Entgegnung auf Wolfgang Kullmann. Besprechung von J. Latacz, Troia und Homer, in Gnomon 73, 2001, 657-663 , Dez. 2001, S. 3 , http://www.uni-tuebingen.de/troia/deu/lataczentgegnung.pdf (22.02.2014)

    [6] Joel Levy: Lost Cities. Versunkene Städte der Vergangenheit,

    Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, S. 40-44

    [7] Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. Koehler& Amelang. http://tocs.ulb.tu-darmstadt.de/128535490.pdf (22.02.2014)

    [8] Elen Pallanzta: Der Trojanische Krieg in der nachhomerischen Literatur bis zum 5. Jahrhundert v. Chr., Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. 1997

    [9] Zitat aus Elen Pallanzta: Der Trojanische Krieg in der nachhomerischen Literatur bis zum 5. Jahrhundert v. Chr., Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br,

    1997, S. 9, H.-J. Gehrke „Internationale Geschichte“

    [10] Elen Pallanzta: Der Trojanische Krieg in der nachhomerischen Literatur bis zum 5. Jahrhundert v. Chr., Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. 1997, S. 9

    [11] Elen Pallanzta: Der Trojanische Krieg in der nachhomerischen Literatur bis zum 5. Jahrhundert v. Chr., Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. 1997, S. 7-10

    [12] Rasumow / Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.32-44

    [13] Joel Levy: Lost Cities. Versunkene Städte der Vergangenheit,

    Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, S.44

    [14] Interview: Pof. Gaberdiel über die Strings, Die Stringtheorie. Eine Welt aus Saiten, VMP Vereinsanzeiger 2008, https://vmp.ethz.ch/pdfs/vamps/vamp2008-3_winter.pdf (22.02.204)

    [15] Internetseite: Stringtheorie, Architequus, 2012,

    http://www.architequus.de/philosophie/phil-string.htm (22.02.2014)

    [16] Wikipedia Eintrag: Stringtheorie. http://de.wikipedia.org/wiki/Stringtheorie (22.02.2014)

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    Venedig

    „Alle Städte sind gleich, nur Venedig is a bissele anders“, Friedrich Otoberg

     

    Eine Stadt im Nordosten Italiens, welche sich innerhalb der Lagune von Venedig sowohl auf dem Festland, als auch auf den 118 Inseln[1] verteilt. Die Stadt nimmt eine Gesamtfläche von 41 450 Hektar ein, wovon 25 770 Hektar innerhalb der Lagune auf den Inseln liegen. [2] Im Jahr 2012 bevölkerten circa 269 810 Menschen die Stadt, etwas weniger als 1/5 verteilen sich auf das historische Zentrum und die größeren bewohnbaren Inseln in der Lagune. Zu den wichtigsten Einnahmequellen der Stadt zählen der Tourismus des historischen Zentrums und die auf dem Festland betriebene Industrie.[3] Darüber hinaus zählt Venedig gemeinsam mit der Lagune zum UNESCO Weltkulturerbe.

     

    Als Geburtstag Venedigs gilt der 25. März 451 v. Chr., als die von Attila geführten Hunnen über die Apenninen-Halbinsel herfielen, die Festung Aquileia zerstörten und die Überlebenden zwangen, auf den Laguneninseln Zuflucht zu nehmen. Zuvor lebte auf diesen Inseln ein alter slawisch illyrischer Stamm, der 42. v.Chr. in das Römische Reich eingegliedert wurde. Die neuen zugezogenen Siedler verteilten sich auf die verschiedenen Inseln in der Lagune.[4] In den Jahrhunderten nach ihrer Gründung nutzte die Lagunensiedlung ihre geografische und politische Lage zwischen den Großmächten geschickt aus und entwickelte sich zu einer starken Handels- und Seemacht. Im 11. Jahrhundert stieg die Handelsmacht zur unabhängigen Republik auf und konnte sich dank ihrer erkämpften Monopolstellung im Fernhandel und politischen Souveränität zu einem Zentrum der Kunst und Wissenschaft entwickeln. Unter ökonomischem Druck entwickelte sich auch der Ausbau der Stadt mit weiterer Landgewinnung und Trockenlegung einiger Sümpfe in der Lagune und einer zeitweisen Bevölkerung von 180 000 Menschen die sie zur größten Stadt Europas machten. Erst mit dem Bedeutungsverlust alter Handelsrouten und dem Wegfallen von einstigen Handelsprivilegien im 17. Jahrhundert verlor Venedig seinen überregionalen Einfluss und wurde zu einer Lokalmacht. Die Selbstständigkeit endete mit der Eroberung der Stadt 1797 durch die Franzosen unter Napoleon Bonaparte.[5] Schließlich findet Venedig 1866 in dem neu gegründeten Königreich Italien ihren Platz.[6]

     

    Die Stadt liegt auf mehreren großen Inseln in der 56,6 km auf 9,6 km breiten Lagune, welche durch drei Nehrungen vom Meer befahren werden kann: Porto di Lidio, Porto di Malamocoo, Porto di Chioggae.[7] Weiter müssen circa 20% der Lagune durch Dämme gegen das Wasser geschützt werden. Insgesamt weist die Lagune 118 Inseln auf, von denen der historische Stadtkern auf einigen der größeren zentralen Inselgruppe liegt. Dieser ist seit dem Bau einer Eisenbahnbrücke 1846 zum ersten Mal mit dem Festland verbunden. Die Brücke hat 210 Bögen und ist etwa 3,6 Kilometer lang. Der Aufbau des Stadtkerns war durch jede separate Insel und ihre spezifischen Funktion bestimmt, auf der je nach Größe ein zentraler Platz als Kommunikations-, Verkehrs- und Handelsknotenpunkt diente.

     

    Diese Stadtstruktur verlor aber mit der Nachverdichtung der Stadt und Bebauung der Plätze ihre Rolle. Durchzogen werden die Inseln von 175 Kanälen mit einer Gesamtlänge von 37km, welche die Lebensadern für Verkehr, Warentransport und die Kommunikation Venedigs bildeten und unabdingbar für die Hygiene der Stadt sind. Der Canale Grande bildet hierbei die Hauptwasserstraße und durchzieht das Zentrum in einer vier Kilometer langen S-Kurve mit Breiten zwischen 40 und 70 Metern. Abgesehen von den Hauptkanälen wurden jedoch ab dem 18. Jahrhundert starke Veränderungen an den Kanälen und ihren Funktionen durch Aufschüttungen vorgenommen und ihre Pflege bis 1990 stark vernachlässigt.

     

    Insgesamt ist die Stadtstruktur Venedigs von der zwiegespaltenen Symbiose zum Wasser bestimmt. Die venezianischen städtebaulichen Handlungen in diesem Spannungsfeld haben aber dadurch einen einzigartigen Organismus herausgebildet, in dem immer wieder das Verhältnis von Gebauten zum Wasser neu ausverhandelt werden musste.[8] Obwohl niemals ein einheitlicher Plan befolgt wurde, überwogen seit dem 13. Jahrhundert die gemeinsamen Interessen und Notwendigkeit zu Ausbau, Pflege und Erhalt des Stadtkörpers gegenüber den Einzelinteressen von Bauherren. In dieser Kontinuität wurde die Stadt im Wasser seit dem Hochmittelalter oft als ein einziger Stadtkörper, in dem die Kanäle die Blutbahnen bilden beschrieben. Trotz der übergeordneten Homogenität des gesamten Stadtkörpers entstand im Inneren Venedigs eine urbane Unvorhersehbarkeit, die der Enge der verschiedenen Programmatiken und den Unterbrechungen durch die vielen Kanäle geschuldet war. Hier bildet die Architektur der circa 200 Adelspaläste entlang des Canale Grande das entsprechende Sinnbild. Die im 12. und 13. Jahrhundert begonnene Erschließung der Uferfront des großen Kanals, gliedert den großen Kanal in das Stadtbild ein und schafft die Möglichkeit einen urbanen Laufsteg entlang der Uferkante auszubilden. Die gemeinsame zweigeschossige Typologie der Paläste, die im Erdgeschoss einen Arkadengang formt, ist durch unterschiedliche Stile wie dem Byzantinischen, solche der Romanik und Gotik oder der Renaissance unterschieden. Die Konstruktion und Typologie der Adelspaläste ist aber als eine „endogene“ Baukunst, aus der Notwendigkeit ihres Baugrundes heraus entstanden.[9]

     

    So sieht man entlang des Canale Grande, als urbanes Rückgrat, dass sich die wiederholende Materialität und Farbigkeit durchzieht, die das Bild der Stadt bestimmt, aber immer wieder von den Kanälen getrennt und über 400 Brücken verbunden wird.[10] Diese Dichte schafft eine räumliche Intensität und Kontinuität, welche nur von den kleinen urbanen Frakturen– den Plätzen und Brücke, überhaupt differenziert werden kann. Dadurch aber entstehen auf diesem engsten Raum Unvorhersehbarkeit als Charakteristikum der Stadt.[11] Diese städtische Heterogenität, an deren Planung viele moderne Städtebauer scheitern, gelingt Venedig aus einem urbanökonomischen Zwang.Ein übergeordnetes Ideal (città ideale) kann in Venedig(città real) nicht gefunden werden, aber in ihrer undurchdringlichen Komplexität erlebt .

     

    „Gerade an den Plätzen zeige sich, so Huse, dass in Venedig alles bereits im Überfluss vorhanden ist, „was die Stadtkritik des späteren 20. Jahrhunderts [...] forderte“: „Struktur und Identität, Bildhaftigkeit und Grenzlinien, Wege, Brennpunkte und Merkzeichen, Dichte und Weite, Richtungsdifferenzen und Wiederholungen, Farbigkeit und ortsspezifische Materialien, Vielschichtigkeit und Bildkraft.“ [12]

     

    Die Methoden zur Landgewinnung und Gründung der Gebäude haben sich über die Jahrhunderte nicht geändert. Ganz Venedig steht auf Pfählen, die bis zu drei oder zehn Meter tief in den weichen Boden eingesetzt werden. So können manche Brücken der Stadt auf bis zu 12.000 und Gebäude auf mehreren Millionen solcher Pfähle stehen. Dieser dichte künstliche Stützenwald hält zunächst eine Plattform aus Eichen- und Lärchenbohlen. Dieser sogenannte Zattaron funktioniert wie ein Ponton, auf dem die Steinfundamente und schließlich das oberirdische Mauerwerkgehalten werden. Die Fußböden, die auf den Steinfundamenten aufliegen, müssen den besonders feuchten Bedingungen speziell angepasst werden, was zu einer einzigartigen Entwicklung der Böden geführt hat. Über den Unterboden aus Holz wird eine Mischung aus Kalkmörtel und zerbröseltem Ziegelsteinen zu einer 40 Zentimeter dicken Schicht gegossen. Dieser ist aufgrund seiner Materialheterogenität für große Verformungen, welche bei dem Abtrocknen entstehen können, bestens angepasst. Weiter sind die Außenwände vom Innenausbau entkoppelt und bilden so eine separate statische Einheit, die flexibel auf diesen dynamischen Untergrund der Lagune reagiert. Und um diesen möglichst wenig zu belasten sind die meisten Gebäude aus Hohlziegeln erbaut, den Mattoni.[13]

     

    Trotz der zahlreichen Gelder und Hilfsprogrammen zur Erhaltung und Restaurierung der Stadt befinden sich viele der alten Gebäude des historischen Kerns in schlechtem Zustand. Gründe dafür liegen in den steigenden Umwelt- und Industriebelastungen, den sich häufenden jährlichen Überflutungen (Acqua alta), oder der Abwanderung ihrer Bewohner. Viele der unteren Geschosse sind somit nicht mehr bewohnbar. Weiter transformiert sich das Bild des neuen Venedigs durch die Hochwasserschutz-Architektur, kleineren und größeren Ausmaßes. Wenn man von einer einstigen Homogenität des venezianischen Stadtbildes gesprochen hat, so muss man für das moderne Venedig die mehrstöckigen Kreuzfahrtschiffe in die urbane Silhouette genau so mit einzeichnen wie einst die herausragenden Kirchentürme aus der sonst niedrigen Bebauung.[14]

     

    Das Entstehen der Lagune von Venedig geht auf Sedimentablagerung der in die Bucht mündenden Flüsse vor etwa 6000 Jahren zurück, welche mit der Zeit den Nehrungsreifen, der die Lagune bis heute vom Mittelmeer abtrennt, aufschichtete(Lidi). Jedoch wurden diese natürlichen Phänomene schon bald von anthropogenen Raumeingriffen überlagert. Aber auch ohne diese meist unvorhersehbaren menschlichen Eingriffe bleiben Lagunen aus ihrer geomorphologischen Gegebenheit heraus, permanenten Dynamiken unterworfen. Selbst die Lagunen als System, ist nur ein Stadium zwischen Landentstehung oder dem Absinken zu einer Meeresbucht.[15]

     

    Deshalb schon befindet sich Venedig als Stadt in einer schwierigen oder anders gesagt besonderen Ausgangssituation. Die momentan messbare Absenkung der Oberfläche der venezianischen Inseln im Verhältnis zum Meeresspiegel deutet immer mehr auf die Bildung einer Meeresbucht hin. Die aufeinanderfolgenden Torfschichten, die den Untergrund der Lagune ausmachen, erstrecken sich über eine Gesamttiefe von 130 Metern. Diese Torfschichten unterliegen aufgrund ihrer geringeren Dichte einer natürlichen Nachverdichtung welche mehrere Millimeter im Jahr betragen kann. Beschleunigt werden kann das durch den Anstieg des Meeresspiegels, welcher als weiteres Gewicht fungiert. Die Messdaten für die venezianische Lagune gehen auf 1908 zurück, in der die Sinkgeschwindigkeit nur geringe Werte von ca. 1mm pro Jahr betrugen, die sich aber erhöht haben, verglichen mit neueren Messungen von 1942 (2,3 mm), 1961 (5,1mm) und den heutigen Messungen, die sich auf bereits nahezu 10 bis 15 mm belaufen.[16][17][18]

     

    Anzeichen für das allmähliche Versinken können an manchen Gebäuden bereits abgelesen werden, bei denen Eingangsportale oder Säulen abgesunken sind.[19] Es besteht die geologische Hypothese nach Bankowski von 1976, dass sich ganz Norditalien unter intensiven neotektonsichen Veränderungen seit dem Mittelalter befindet und es auch zu Festlandabsenkungen kommen könnte.[20] Der Prozess des Absinkens der Stadt wird zudem durch Abpumpen des Grundwassers und der gestiegenen Gewichtsbelastung durch Industriebauten wie den Hafenanlagen beschleunigt.[21] Kumulativ bedroht der durch den Klimawandel ansteigende Meeresspiegel nicht nur die Gebäude und Infrastruktur, sondern auch das gesamte Ökosystem der Lagune. Der erhöhte Wasserpegel bewirkt Erderosionen an der nördlichen und südlichen Lagunenflanke, die wiederum auf das Tierleben im Wasser Auswirkungen hat.[22] Mit diesen klimatischen Veränderungen haben auch die jährlichen Überflutungen der Stadt chronisch an Intensität zugenommen.

     

    Die verheerendste Überschwemmung traf die Stadt im Dezember 1966. Die Vereinigung von zwei Zyklopen rief eine solche Flutwelle nach sich, dass 40% der Stadt unter den Wassermassen versunken ist. Der Wasserpegel stieg auf 194 Zentimeter über Normalnull an und setzte die Existenzberechtigung der Lagunenstadt in Frage, die von einer breiter internationalen Hilfsbereitschaft beantwortet wurde.[23] Hatte diese Flutkatastrophe die Weltöffentlichkeit für das Problem Venedigs empfindlich gemacht, nutzten die Berichterstatter diese neuzeitliche Gelegenheit aus um den Kampf der Bewohner gegen die Natur für eine apokalyptische Aura der Stadt auszunutzen zu vermarkten.[24]

    Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass man über die Lagune sagt, sie habe drei Feinde: das Meer, die Erde und den Menschen.[25] Besonders gravierend wurde dies 1488, in Folge einer drohenden Verlandung der Lagune, als man die einmündenden Flüsse in die Adria umleitete und damit immer das natürliche Gleichgewicht störte.[26] Die spätere Industrialisierung der Lagune und die wachsende städtische Entwicklung verschärften die anthropogenen Veränderungen ihrer Umwelt. Denn die Erschließung und der Wachstum des Ortes Margheras, ein Festlandvorort Venedigs, erforderte die Vertiefung der Wasserkanäle, um größeren Frachtschiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Damit waren alle künstlichen Bestandteile künftiger Überschwemmungen vom Menschen entworfen worden, die zusammen mit dem sogenannten Steinkrebs, hervorgerufen durch die giftigen Industrieabgase, an den steinernen Fundamenten ihrer Stadt kontinuierlich nagen sollten.[27]

     

    Aber auch gesellschaftliche Veränderungen hatten von jeher die existenzielle Lage der Lagunenstadt immer wieder aus dem Gleichgewicht gebracht. Das in Folge der Industrialisierung erschlossene Festland bot nicht nur neue Arbeitsplätze sondern auch modernere, angenehmere Wohnqualitäten, die das Gleichgewicht zu Gunsten des Festlandes zum allerersten Mal verschob. Durch das Abwandern der Menschen standen viele Gebäude im historischen Stadtzentrum leer und wurden nicht mehr gepflegt oder restauriert, was den Zustand der ohnehin maroden Bausubstanz teilweise bis zum Einsturz brachte. Mit der Flucht auch vor den gestiegenen Preisen innerhalb der von Touristen eroberten Innenstadt, erfuhr die städtische Infrastruktur eine Wandlung, hin zu den Bedürfnissen einer neuen, temporäreren Benutzung der Stadt. So halbierte sich alleine in den vergangenen 43 Jahren die Zahl der Einwohner im Zentrum. Dies veränderte für viele Venezianer die Identität der Altstadt, als pulsierender, urbaner Mittelpunkt hin zu einer „seelenlosen“ Hülle für den Kommerz. Doch auf dieses Geld sind 50% der Einwohner, die direkt oder unmittelbar vom Tourismus abhängig sind auch gleichzeitig angewiesen. Die 63,4 Mio. Touristen, welche jährlich in die Region kommen, von denen wiederum alleine 16 Millionen nach Venedig reisen,[28] bilden zwar einerseits die neue ökonomischen Daseinsberechtigung der Stadt[29] aber auch parallel die Möglichkeit ihres urbanen Untergangs, endend in einem historischen Freizeitpark, welcher wiederum selbst unter circa 58.000 Tonnen Tourismusmüll versinkt.[30]

    Aber die Stadt hat sich schon immer, und bis zum heutigen Tage erfolgreich gegen ihr Versinken gewehrt– wenn auch zeitweise mit einem ambivalenten Verhältnis zur Effektivität. Konsistenz zeigte im 14.Jahrhundert ein erster zentraler Plan der venezianischen Republik, der die Stadt vor den Sturmfluten sichern sollte. Mit dem Baubeginn einer der größten Wehranlage ihrer Zeit, wohlgemerkt gegen das angreifende Wasser, und dem institutionellen Ausbau gesetzlicher Regelungen zum Schutz der Lagune, nahmen die Republikaner die Verteidigung ihrer Paläste in die Hand. Überwacht wurden diese Maßnahmen streng vom „Magistrato alle acque institutionen“, der 1505 gegründet wurde und die Kontrolle durch harte Strafen durchsetzen konnte. Als Beispiel wurde demjenigen, welcher einen Deich beschädigte oder zerstörte mit dem „entfernen seines Auges und dem Abschneiden seiner Hand, sowie dem Verlust seiner gesamten Habe“ gedroht.[31][32]

     

    Diese ersten und noch relativ einfachen Schutzmauern aus dem 14. Jahrhundert wurden im 18. Jahrhundert durch den bis heute noch erhaltenen Murazzi verstärkt. Die Errichtung, dieser mit Steinplatten bedeckten fünf Kilometer langen Erdaufschüttung, die durch schwere Steinblöcke gesichert wurde, dauerte 39 Jahre.[33] Doch auch diese weiterentwickelten Deiche konnten der Flut 1966 nicht standhalten, weswegen die Ingenieure an weiteren Schutzmechanismen für die Inselstadt überlegen. Besonders neuartige Dammanlagen sollen die Stadt in Zukunft vor Sturmfluten schützen. Auch wenn experimentellere Lösungen mit pneumatischen Ballondämmen oder dem Anheben des gesamten Lagunenbodens durch Bodeninjektionen, wird wohl in Zukunft, vielleicht sogar schon ab 2016, eine riesige hydrotechnische Dammanlage die Postkarten Venedigs schmücken und ein neues technokratisches Stadtbild zeichnen.[34] Diese 1996 beschlossene zukunftsweisende Dammanlage mit dem auf den biblischen Propheten verweisenden Akronym „MO.S.E.S“ (Modulo sperimentale elektromeccanico),[35] soll die Bewohner vom Furchtbild der steigenden Acqua Alta zukünftig befreien. Wie einst Moses das Rote Meer teilte, um das auserwählte Volk zu retten, soll der venezianische MO.S.E.S an den drei Laguneneinfahrten installiert werden. Die auf dem Meeresgrund liegende 600.000 Quadratmeter große Betonkonstruktion soll mit verankerten und beweglichen Klappwehren den Flutschutz bewerkstelligen, ohne dabei die gewinnbringende Kreuzfahrtschiffe bei der Einfahrt zu behindern. Nach aktuellen Schätzungen soll das Projekt mehr als sechs Milliarden Baukosten verschlingen und mit der „Eröffnung“ 2016 jedes Jahr weitere 20 Millionen Wartungskosten aufzehren. Umweltschützer stehen dem großflächigen Flutschutz skeptisch gegenüber und befürchten massive Veränderungen der Lagunenfauna durch das Verhindern eines natürlichen Wasseraustauschs zum Meer. So könnte der Murazzi des 21. Jahrhunderts zu anthropogenen Veränderungen des Ökosystems mit unbekannten Langzeitfolgen für die Lagune und ihren Bewohnern führen, wie bereits das Umleiten der Flüsse im 14. Jahrhundert.[36] [37]

     

    Im Kontrast dazu wäre die Reinigung der Kanäle, die Verminderung des Grundwasser-Abpumpens, oder die Reduzierung und Filterung der Industrieabfälle überschaubare und sensiblere Hilfsmaßnahmen, deren Folgen weitaus sicherer kalkuliert werden können.[38][39][40]

    Den Problemen des Massentourismus möchten die Bewohner der 1987 zur UNESCO Kulturerbe ernannten Stadt aber auch im Notfall ohne politische Unterstützung entgegen treten.[41] So organisieren sich die Venezianer zur Bürgerinitiativen wie der „40xVenezoa“ oder „NO GRANDI NAVI“, um gegen den täglichen Tumult von bis zu 130.000 Besuchern und ihren Folgen einzutreten. Sie kämpfen für eine Reglementierung der unkontrollierbaren Touristenströme und gegen die riesigen Kreuzfahrtschiffe. Die Stimmen gegen den Ausverkauf ihrer Stadt als Vergnügungspark werden lauter, trotz einiger Gegenstimmen, die um die wegfallenden Arbeitsplätze bangen und ihre wirtschaftlichen Interessen über das urbane Lebensgefühl und die Natur stellen. Der Protest der Einwohner hat trotzdem schon etwas bewirkt: Die Stadtregierung entschied die Einfahrt für Kreuzfahrtschiffe ab April 2014 um 20% zu reduzieren. Nichtsdestotrotz würden immer noch fünf der großen Schiffe gleichzeitig vor Venedig ankern, denn nicht umsonst hat Venedig seine Popularität und Mythos ausbauen können, gerade weil es so gut und einfach ist die Altstadt zu erreichen. Unter diesem touristischen Raubkapitalismus, der Flucht der Einheimischen und einem ökonomisch ökologischem Interessenkonflikt der Politik, könnten die Rettungsaktionen für den fragilen Stadtorganismus zu spät kommen, und nichts als eine „urbane Leiche“ oder freudloses „Veniceland“ zurücklassen, welches allen Grund hätte in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.[42] [43] [44]

     

    So nimmt in dieser zukünftigen Ungewissheit der Illustrator Antonio Scuratis in dem letztes Kapitel seiner Science-Fiction Serie „ La seconda mezzanotte“ möglicherweise schon die Zukunft voraus: Venedig ist längst untergegangen, von einem chinesischen Mafiakonzern rekonstruiert und zu einem Freizeitpark umgewidmet worden; in den Gassen kämpfen die sterilisierten Bewohner als Gladiatoren für makabre Wettspiele um ihr Leben. Im Umgang mit Stadtraum werden so immaterielle Werte genauso wichtig wie rationale ökonomische Planung und technische Sicherung und Kontrolle.[45]

     

    Aber es stellt sich die Frage, ob Venedig jemals in Sicherheit existieren kann oder so erst, aus der territorialen Unsicherheit heraus zu eben diesem spannenden, dynamischen Kulturraum und Stadtraum werden konnte. Alleine das Fundament, der artifizielle Stützenwald (an dem ein natürlicher Wald sein Leben verlor), weisen auf das Verhältnis der Stadt zu ihrem Kontext hin. Was sich zwischen die Stadt und den sumpfigen Morast stellt, in dem es jederzeit zu versinken droht, ist die menschliche Erfindungskraft. Diese hat Venedig erst möglich gemacht und bis jetzt in all den Ingenieurleistungen und politischen Entscheidung Leben eingehaucht, zu dem gemacht was es ist: ein dynamisches brüchiges Kunstwerk, das sich entschlossen gegen jedes Wasser stellt, welches die Erhabenheit der Stadt glätten will.[46] [47]

     

    Dieser nach Außen geführte Kampf, setzt sich im Inneren Venedigs fort, in ihrem atomaren urbanen Raum prallen Brüche (Kanäle) und Brücken aufeinander, Wasser gegen die Häuserfassaden, Ökologie gegen Ökonomie und Intensität gegen die Unbewohnbarkeit. So setzt die Stadt sich als Fremdkörper in der Lagune fest, und wie soll sie auch anders als hin und her gerissen sein, wenn selbst die Laguna, als Uneindeutiges „weder dem Land noch dem Wasser angehört“.[48] Und damit erfüllt es alles, was eine „echte“ Stadt benötigt, im Gegensatz zu einer leblosen Utopie, deren versinken durch ihren Raumentzug gerade kein Momentum der Veränderungen umsetzten kann. Foucaults Heterotopie scheint in Venedig erfüllt zu sein, aber nur weil es im Prozess des Versinkens erst diese Gegensätze entwickeln kann. Dieser Untergang ist eine unausweichliche Bewegung, selbst im Ideal ist sie mit eingeschlossen, aber erst im Bezugsystem entsteht die Reibung die realen Raum so ausmacht. In der Leere des Weltraums schwebt man im Equilibrium, und versinkt erst wieder in der Gravitation eines Bezugsystem.

    [1] Stadtverwaltung Venedig , Internetauftritt (Comune di Venezia)

    [2] Stadtverwaltung Venedig , Internetauftritt (Comune di Venezia) http://www.comune.venezia.it/flex/cm/pages/ServeBLOB.php/L/IT/IDPagina/18700 (18.11.2013)

    [3] Stadtverwaltung Venedig , Internetauftritt (Comune di Venezia) http://www.comune.venezia.it/flex/cm/pages/ServeBLOB.php/L/IT/IDPagina/18700 (18.11.2013)

    [4] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.118

    [5] Internetseite: Die Stadt Venedig, Ein Überblick, http://www.geschichte-venedigs.de/venedig.html (14.12.2013)

    [6] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau 1984, S.120

    [7] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau 1984, S.121

    [8] Norbert Huse: Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, C.H. Beck Verlag , München 2005, S. 7-34, Google eBooks, http://books.google.de/books?id=vb7ACdry8tcC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false (17.12.2013)

    [9] Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag Köln, Weimar 2007, S.. 13

    [10] Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag Köln, Weimar 2007, S.. 31

    [11] Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag Köln, Weimar 2007, S. 38

     

    [12] Norbert Huse: Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, C.H. Beck Verlag , München 2005, S. 35, Google eBooks, http://books.google.de/books?id=vb7ACdry8tcC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false (17.12.2013)

    [13] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau 1984, S.122

    [14] Wikipedia Artikel: Wasserwege in Venedig, http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserwege_in_Venedig (21.12.2013)

    [15] Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag Köln, Weimar 2007, S. 60

    [16] Siegfried Oertwig: Gang durch versunkene Städte, Prisma Verlag,Leipzig 1960, S.128-129

    [17] Laura Carbognin / Paolo Gatto / Giuseppe Mozzi: Publicationation n°121 of the International Association of Hydrological Sciences Proceedings of the Anaheim Symposium, December 1970, http://itia.ntua.gr/hsj/redbooks/121/iahs_121_0025.pdf (19.02.2014)

    [18] N. Castelletto / M. Ferronato / G. Gambolati / M. Putti / P. Teatini: Can Venice be raised by pumping water underground? A pilot project to help decide, Volume 98, Issue 4, 30 October 2005, Mapping regional land displacements in the Venice coastland by an integrated monitoring system,Pages 403–413, http://www1.gly.bris.ac.uk/bumps/secure/POTW/LiftVenice.pdf (19.02.2014)

    [19] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.128

    [20] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.130

    [21] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.130

    [22] N. Castelletto / M. Ferronato / G. Gambolati / M. Putti / P. Teatini: Can Venice be raised by pumping water underground? A pilot project to help decide, Volume 98, Issue 4, 30 October 2005, Mapping regional land displacements in the Venice coastland by an integrated monitoring system,Pages 403–413, http://www1.gly.bris.ac.uk/bumps/secure/POTW/LiftVenice.pdf (19.02.2014)

    [23] Rasumow/Chasin : Versinkende Städte. Verlag Progress, Moskau 1984, S.117

    [24]Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag, Köln Weimar 2007, S. 38

    [25] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.122

    [26] Christian Mathieu: Beihefte zum Archiv für Luftgeschichte, Hft. 63

    [27] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte. Verlag Progress, Moskau 1984, S.125

    [28] Tourismusstatistiken auf regionaler Ebene : Europäische Union 2011,

    http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statistics_explained/index.php/Tourism_statistics_at_regional_level/de (03.01.2014)

    [29] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau 1984, S.132

    [30] Josefine Fehr: Venedig. Perle der Adria, http://www.planet-wissen.de/laender_leute/italien/venedig/ (10.01.2014)

    [31] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau, 1984, S.124

    [32] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau, 1984, S.121

    [33] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau, 1984, S.122

    [34] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress Moskau, 1984, S.135

    [35] Internetseite: MOSE, To protect Venice and ist lagoon from high waters, http://www.mosevenezia.eu/?page_id=6&lang=en (10.01.2014)

     

    [37] Internetseite: Sal.ve. activities for the safeguarding of Venice and ist lagoon, http://www.salve.it/uk/default.htm (16.01.2014)

    [38] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.134

    [39] Rasumow/Chasin: Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.133

    [40] Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag Köln Weimar 2007, S. 12

    [41] http://www.deutschlandfunk.de/venedig-und-der-

    massentourismus.795.de.html?dram:article_id=118915 (17.12.2013)

    [42] Dirk Schümer: Der Kreuzzug. Tourismus in Venedig, FAZ online http://www.faz.net/aktuell/reise/nah/tourismus-in-venedig-der-kreuzzug-12667689.html?printPagedArticle=true (12.01.2014)

    [43] Rasumow/Chasin : Versinkende Städte, Verlag Progress, Moskau 1984, S.130

    [44] Dirk Schümer: Der Tod hat jetzt mal Pause! Venedigs Geschäft mit dem Untergang. FAZ online 2012 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/venedigs-geschaeft-mit-dem-untergang-der-tod-hat-jetzt-mal-pause-11976350.html?printPagedArticle=true (12.012.2014)

    [45] Christian Mathieu: Inselstadt Venedig. Umweltgeschichte eines Mythos in der Frühen Neuzeitseite, Böhlau Verlag, Köln Weimar 2007

    [46] Thomas Schmid: Interview mit Bügermeister Massimo Cacciari „ Nichts ist hier natürlich“, Mares No.18, März 2000, https://www.mare.de/index.php?article_id=1003 (16.12.2013)

    [47] Thomas Schmid: Interview mit Bügermeister Massimo Cacciari „ Nichts ist hier natürlich“, Mares No.18, März 2000, https://www.mare.de/index.php?article_id=1003 (16.12.2013)

    [48] Wiebke Amthor: Heterotopie aus Fakt und Fiktion. Beispiel Venedig, http://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/779/807 (15.01.2014)

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    Versinken

    „Denn, glaubt es mir! – das Geheimnis, um die größte Fruchtbarkeit und den größten Genuss vom Dasein einzuernten, heißt: gefährlich leben! Baut eure Städte an den Vesuv!“[1]

     

    Städte und Siedlungen werden an Plätzen gegründet, welche ökologische, wirtschaftliche, strategische oder sakrale Bedingungen in einer komplexen Korrelation zueinander für einen bestimmten Nutzer erfüllen. Das Wachstum und die Bedeutung einer Stadt sind an die Wechselwirkungen dieser Faktoren geknüpft. Das Verlegen von Handelswegen, Zerstörungen der landwirtschaftlichen Grundlage durch Naturkatastrophen, Trockenperioden nach Klimaveränderungen, plötzlichen Erdbeben und anderen geomorphologischen Verwandlungen unseres Planeten, politischen Erneuerungen oder vernichtenden Kriegen können die Existenz einer Stadt beeinflussen. Auch beschränkt die Bausubstanz der Gebäude unweigerlich die Lebensdauer einer Stadt. Gerade viele antike und mittelalterliche Städte wurden so nicht für die Ewigkeit erbaut. So standen die natürlichen Baumaterialien und gesellschaftliche Strukturen und Siedlungen in einer Erprobung. Dieses „Ausprobieren“ führte zum Versinken, von dem wir in Mythen und Geschichten aus längst vergangener Zeit erfahren. Die Entwicklung zeigt, dass eben ein Versinken nicht zu einem vollständigen Untergang führt. Doch nach wie vor sind viele Metropolen von einem Untergang bedroht, sei es durch Klimawandel gestiegenem Meeresspiegel oder anthropogenen Katastrophen. Durch die Nachvollziehbarkeit der komplexen Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur, Opfer und Täter, wird das Begriffspaar scheinbar aufgelöst. Wir verändern Natur, die Natur verändert unseren Lebensraum an den wir uns wieder anpassen müssen. Längst ist also eine dualistische Trennung und Beurteilung in gut und böse nicht mehr möglich. Gerade anhand der Geschichte des Versinkens kann man das Verhältnis und Verständnis von Natur und Mensch ablesen. [2] [3] Vom göttlichen Strafgericht über die naturwissenschaftlich unkontrollierbare Natur zur Selbstverschuldung und Ursachenforschung, welche in einer Zivilisationskritik mündet. Hier oszilliert die Stadt, als Spiegelbild menschlicher Kultur und Kraft verstanden, zwischen den beiden Polen eines Systems. Die Stadt wird im prozessualen Versinken zum Indikator dieser Beziehung. Natur ist nicht mehr nur die baumbestückte Allee oder das grüne Gras unserer Stadtparks; aber genau so wenig lässt sie sich nur noch jenseits der Stadtmauer finden. Die Verschmelzung dieser Pole ist möglich und führt, wie die Städte Venedig und New Orleans zeigen, zu hybriden Zwittergebilden. In ihren wird die Fragilität und gleichzeitige Flexibilität sichtbar, welche den dynamischen, urbanen Organismus bildet. Die Unbeständigkeit evoziert die Risikobereitschaft der Bewohner. Mit diesem ständigen Risiko beginnt ein positives Experiment.

     

    Ein ständiges Mutproben, welches sich ein Stück der Tatsachen unserer menschlichen Existenz bewusst wird. Die Tatsache, dass wir auf der Kruste eines 6000° C heißen Feuerballs unsere Siedlungen aufgeschlagen, in der Hoffnung nicht von den umgebenen Weltmeeren verschlungen zu werden. Unsere Chancen stehen gegen die Milliarden Jahre erdzivilisatorischer Veränderung, die oftmals das Aussterben von Spezies nach sich zog. Genau aus der Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen speist sich der komische Drang des Menschen zum Leben; nicht nur zum Überleben.

    Das der Untergang einer Struktur auch den Raum für etwas Neues birgt, wird in den vielen urbanen Sedimenten unserer Erde sichtbar. Selbst die Tabula rasa mag geglättet worden sein, aber ohne Untergrund lässt sich auch nichts neu aufschreiben.

     

    Um den Menschen vor Kälte, Nässe, Wind, Hitze, wilden Tieren und sich Selbst zu schützen, reicht das Bauen aus, wie wir es seit Jahrtausenden kennen. Erst in der Architektur können wir unser Verständnis von Schutz und Schutzlosigkeit formulieren. [4] Bauen erzeugt Schutz, Architektur kann Schutznotwendigkeit definieren, und wie würden diese am Prozess des Versinkens aussehen? Aber auch baulich scheint wenig an eine Lösung gedacht, wenn die gleichen Gebäude in Backnang, auch den Fluten an der Elbe standhalten müssen.

    Michel Foucault stellt Raum als Produkt von Machtverhältnissen dar.

    Die Stadt als Verflechtung von Mensch und Umgebung. Eine Kondition des Ungleichgewichtes und ständigen Kräftemessens führt zur „Bewegung“ in/der Stadt und ihrer Bewohner. Ein Experiment, das wir technologisch schon bereit sind einzugehen aber nicht im Stande sind, Architektonisch zu übersetzen. Nur in den städtischen Utopien oder Träumen eines Italo Calvino werden urbane Experimente und Versuche an unseren Städten möglich.

     

    Gesellschaftlich und technologisch vollziehen wir bereits diese Träume, mit all ihren Risiken.

    Warum können wir eine soziale Diskussion über aktive Sterbehilfe nicht auf den Raum und sterbende urbane Strukturen übersetzen? Ich fordere (u.a) die aktive Sterbehilfe für Städte!

    Keine passiven Akupunkturen einer schrumpfenden Städte, sondern sie behutsam versinken zu lassen.

    “[…|. It’s kind of been like trying to give aspirin to a cancer patient [...]”

    Len Bahr, director of Louisiana Goverment ,2005

     

    „Vorbereitende Menschen. Ich begrüsse alle Anzeichen dafür, dass ein männlicheres, ein kriegerisches Zeitalter anhebt, das vor allem die Tapferkeit wieder zu Ehren bringen wird! Denn es soll einem noch höheren Zeitalter den Weg bahnen und die Kraft einsammeln, welche jenes einmal nöthig haben wird, – jenes Zeitalter, das den Heroismus in die Erkenntniss trägt und Kriege führt um der Gedanken und ihrer Folgen willen. Dazu bedarf es für jetzt vieler vorbereitender tapferer Menschen, welche doch nicht aus dem Nichts entspringen können – und ebensowenig aus dem Sand und Schleim der jetzigen Civilisation und Grossstadt-Bildung: Menschen, welche es verstehen, schweigend, einsam, entschlossen, in unsichtbarer Thätigkeit zufrieden und beständig zu sein: Menschen, die mit innerlichem Hange an allen Dingen nach dem suchen, was an ihnen zu überwinden ist: Menschen, denen Heiterkeit, Geduld, Schlichtheit und Verachtung der grossen Eitelkeiten ebenso zu eigen ist, als Grossmuth im Siege und Nachsicht gegen die kleinen Eitelkeiten aller Besiegten: Menschen mit einem scharfen und freien Urtheile über alle Sieger und über den Antheil des Zufalls an jedem Siege und Ruhme: Menschen mit eigenen Festen, eigenen Werktagen, eigenen Trauerzeiten, gewohnt und sicher im Befehlen und gleich bereit, wo es gilt, zu gehorchen, im Einen wie im Anderen gleich stolz, gleich ihrer eigenen Sache dienend: gefährdetere Menschen, fruchtbarere Menschen, glücklichere Menschen! Denn, glaubt es mir! – das Geheimniss, um die grösste Fruchtbarkeit und den grössten Genuss vom Dasein einzuernten, heisst: gefährlich leben! Baut eure Städte an den Vesuv! Schickt eure Schiffe in unerforschte Meere! Lebt im Kriege mit Euresgleichen und mit euch selber! Seid Räuber und Eroberer, so lange ihr nicht Herrscher und Besitzer sein könnt, ihr Erkennenden! Die Zeit geht bald vorbei, wo es euch genug sein durfte, gleich scheuen Hirschen in Wäldern versteckt zu leben! Endlich wird die Erkenntniss die Hand nach dem ausstrecken, was ihr gebührt: – sie wird herrschen und besitzen wollen, und ihr mit ihr!“ [5]

     

    Wo sind „vorbereitenden Architekten“ unserer Zeit?

    [1] Friedrich Wilhelm Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft – Kapitel 7, http://gutenberg.spiegel.de/buch/3245/7

    [2] Christophe Girot: Miszellen zur Landschaft, Pamphlet 18, Institut für Landschaftsarchitektur ILA, gta Verlag ETH, Zürich 2013

    [3] Christophe Girot / Albert Kurchengast: Miszellen zur Landschaft. Nach der Natur ist vor der Landschaft, Pamphlet 18, Institut für Landschaftsarchitektur ILA, gta Verlag ETH, Zürich 2013, S. 40

    [4] Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur. Zur Reformulierung einer Universalwissenschaft, Edition ArchitekturDenken transcript Verlag, Bielefeld 2008, S.88-89

    [5] Friedrich Wilhelm Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft – Kapitel 7, http://gutenberg.spiegel.de/buch/3245/7

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    Vineta

    „Vineta, vineta, du riucke stadt, vineta sall unnergahn wieldeß se hat väl böses dahn“ [1]

     

    Das sagenumwobene Vineta ist der Erzählung nach eine versunkene hochmittelalterliche Handelsstadt, die Aufgrund ihres überschwänglichen Lebensstils abgestraft und in den Wogen der Ostsee untergegangen ist. Die unterschiedlichen →Lokalisierungshypothesen versuchen diese Sage an der südlichen Ostseeküste in einem Bereich um die Insel Usedom und ihrer östlich angrenzenden polnischen Insel Wolin zu lokalisieren. Hierfür werden mittelalterliche verkehrsgeographische Argumente und Verweise und Hinweise aus deutschen historischen Berichten herangezogen.[2] Diese besondere Position an der Einfahrt in die Meeresbucht, brachte dem Mythos nach Vineta den beschriebene Reichtum und die Handelstüchtigkeit, der „Metropole des vorhansischen Ostseehandels.“ Für nähere Ausschmückungen der Sagen greifen diese die Aufzeichnungen deutscher Chroniker ihrer Zeit auf. Das historische Urbild der Vineta Sage soll sich nämlich auf frühstädtische Siedlungen[3] der pommerschen Bucht nahe Wollin, Ralswiek[4] bei Rügen oder Menzlin im Peenetal[5] stützen, deren Existenz und Reichtum in den mittelalterlichen Chroniken erwähnt werden. Im Überschneidungspunkt der Aufzeichnungen steht die umschriebene wendische[6] Ostseestadt Jumne.[7] Dieser slawische Stadtname wurde durch die lateinische Schreibweise im Laufe der handschriftlichen Überlieferungen von IVMNETA zum heutigen Vineta umgewandelt.[8]

    Der Chronist Adam vom Bremen gibt eine wohl übertriebene Beschreibung Jumnes als „größte von allen Städten Europas“ – und unterstreicht in dem Bericht die Bedeutung des „internationalen“ Handelstreffpunkts. Weiter geben archäologische Untersuchungen in der pommerschen Bucht Aufschluss über einen mehrgliedrigen Siedlungskomplex, der sich mit dem Vorbild Vinetas zu decken scheint. Eine Art Burgstadt, die aus einem geschlossenem, stark befestigten Kern und einer leicht umwehrten Siedlung bestand.[9] Die damalige Bedeutung solcher Burgstädte an der südlichen Ostseeküste ist als das Ergebnis kontinuierlich zusammenwachsender Stammesgesellschaften während der Eisenzeit und den optimalen natürlichen Voraussetzungen ihrer Lage zu lesen. So konnten diese Hafenstädte mit aufkommendem Fernhandel ihre Lage als wichtige Umschlagplätze des Ost- West Handels behaupten und ihre Bedeutung weiter ausbauen.[10][11] Ihr Gewicht für den internationalen Handel wird auch in arabischen Chroniken erwähnt, deren Warenaustausch durch Münzfunde in der Ostsee wiederum bestätigt werden konnte. [12]Abseits dieses historischen Fundaments einer möglichen reichen Handelsstadt erfahren wir aus drei verschiedenen Vineta-Sagen über die Untergangszenarien der Stadt. In diesen drei verschiedenen Geschichten tauchen stets die beiden Grundthemen, die Uneinigkeit der Bürger untereinander und ihr ungezügeltes Leben, welches die Bestrafung durch das Meer nach sich zieht, auf.

     

    In der ersten der drei Hauptsagen Vinetas geht es um eine von den alten Bewohnern gedeutete Warnung vor dem baldigen Untergang der Stadt. Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor ihrem Versinken soll die Stadt als Luftbild auf dem Meer erschienen sein. Jedoch wurden die alten Bewohner ignoriert, woraufhin die Stadt mit ihren Bewohnern restlos verschwand und man nur noch das Glockenläuten vom Meeresgrund gehört haben soll.[13]

     

    Eine andere Sage erzählt, wie sich durch den Reichtum der Bewohner ihr „Stolz, Übermut und Gottlosigkeit und allerlei unheiliges Wesen“[14] wie ein dunkler Schatten über die Stadt legte. Dieser Reichtum sei über den der Gotteshäuser hinaus und auf eine „schamlose Weise für Unheiliges missbraucht“ worden. Daraufhin solle Gott mit einer Sturmflut über die sündige Stadt gerichtet haben und ließ sie im Meer untergehen. Auch in diesem Mythos läuteten die Glocken des Kirchturms klagend weiter, und sollen mit ihrem unwiderstehlichen Klang Seefahrer in die Tiefen locken.[15]

     

    Die letzte der Hauptmythen Vinetas schmückt ihre angeblichen Laster in drei kurzen Geschichten aus, die auf verschiedene Art die Laster: Habgier, Selbstsucht und bürgerliche Uneinigkeit der verschiedenen Ethnien der Bewohner der Stadt aufweisen. Dank der Ablenkung durch die Laster und den Unruhen untereinander, gelingt es den Dänen in dieser Erzählung die Stadt einzunehmen und zu verwüsten. Jene Vinetabewohner die in die umliegenden Städte fliehen konnten wurden vom Zorn Gottes verfolgt und brachten die Zerstörung zu ihren Nachbarn.[16]

     

    Einigen Wahrheitsbezügen der Untergangmythen Vinetas könnten aufgrund des historischen Kontext des 11. Jahrhunderts und geografischen Gegebenheiten der südlichen Ostseeregion wieder gefunden werden. Die Besetzung der Stadt durch die Dänen, welche in einer der Vinetasagen zur Zerstörung der Stadt führt, kann in Verbindung zu den Überfällen der Wikinger auf die verschiedenen pommerschen Städte in der Zeit von 1170 bis 1184 zurück geführt werden. Gerade Frühstädte die nicht in der Geborgenheit feudaler Organisation, beschützt durch einen mächtigen Landesherren, standen, waren solchen Angriffen oft schutzlos ausgeliefert und mussten häufig ihre Siedlungen aufgeben.[17] Weitere tiefgreifende sozialökonomische Veränderung in Europa, durch die feudalen Systeme injiziert, hätten so auch den wirtschaftlichen Bankrott einiger Handelsstädte der Ostsee erklären können.[18] Der Fernhandel verlor Ende der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert in dieser Region, durch die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen Europas, seine Bedeutung gegenüber der inländischen Produktion.[19]

    Das in den Sagen beschriebene Versinken der Stadt im Meer könnte auf die verzeichneten Sturmfluten an der Ostsee zurückgehen. Bereits 1179 sind erste starke Fluten von Chronisten festgehalten, die große Zerstörungen nach sich zogen.[20] Die aber wohl verheerendste Jahrhundertflut traf am 1. November 1304 die Küsten der pommerschen Bucht und könnte mit ihrer Beschreibung: „ein großer Sturmwind, wie er seit Menschengedenken nicht gehört war. Riss Bäume aus der Erde und Dörfer und Mühlen um und machte so hohes Wasser um dies Land, dass das neue Tief aufbrach[…]. “ [21] [22]

    Trotz all der vermeintlichen Lokalisierungsversuche Vinetas, darf man nicht den mythologischen Gehalt dieser Geschichte außeracht lassen. Ähnliche natürliche und ökonomische Phänomene haben sich zur gleichen Zeit auch an der deutschen Nordseeküste abgespielt, welche eine sehr ähnliche Mythosbildung um versunkene Städte ausgebildet hat.

     

    Hier wird u.a. die Stadt Rungholt als „Zwillings“ gesehen, welcher oft auch als „Vineta des Nordens“ bezeichnet wird.[23]Aus dem Auftauchen gleicher Deutungsmuster ähnlicher Naturkatastrophen, wie den in Küstenregionen vorkommenden Sturmfluten, wird ein wesentlicher Blick auf das Verständnis der menschlichen Gemeinschaft zur Natur deutlich. Der im Mittelalter stark religiös geprägten Gesellschaft blieb zunächst nichts anderes übrig, als aus ihrem Erklärungshorizont heraus die Naturkatastrophen als Strafe Gottes für ihren moralischen Verfall zu deuten. Die also nicht aufzuhaltende Krise kann so durch die Einordnung in einen Sinneszusammenhang, dem religiösen Regelverstoß, begreifbar und letztendlich bewältigt werden. Für einen Strenggläubigen wäre die Hilflosigkeit des Menschen gegenüber der Strafe auch dadurch legitimiert, da der Mensch nicht in das Handeln Gottes eingreifen darf oder kann: „Womit soll denn Gott strafen, wenn man ihm die Zuchtrute aus der Hand windet?“.[24]

     

    So muss man diese Bewältigungsmuster gerade auch in Anbetracht ihrer technischen Entwicklung und daraus resultierenden primitiven Schutzmaßnahmen sehen. Es bleibt den Menschen dieser Zeit nichts anderes übrig, als die transzendenten Deutungsmuster, welche schon im vorbiblischen Atlantis Mythos auftauchen, anzuwenden. Die Verarbeitung im Vineta- und Rungholt- Mythos zeigt auch, wie gravierend die Folgen solcher Naturereignisse für vormoderne Gesellschaften waren. Die existenzielle Abhängigkeit von ihrem Lebensraum, in einer von Landwirtschaft bestimmten Welt, setzte Veränderungen der Umwelt stärker in drastischere Entwicklungen der Gesellschaft um. Im Gegensatz zu heute war ein Verlassen des betroffenen Gebietes überlebensnotwendig.[25] Die „räumliche Bewältigungsstrategie “ von Katastrophen in dieser Zeit, hierbei kann auch die ökonomischen Katastrophe hinzugezogen werden, war durch die Abhängigkeit von der Natur viel radikaler und manifestiert sich in Binnenmigration oder einigen der großen Auswanderungswellen jener Zeit.[26] Die Migrationsgeschehen aufgrund von Umweltzerstörungen heutzutage, die Zahl betrug 1999 etwa eine halbe Milliarde Menschen, sind zwar nicht faktisch nicht weniger geworden, bewegen sich aber in weniger weit entwickelten Ländern deren Staatsstruktur und Infrastrukutr weniger ausgebaut ist. [27]

     

    Die Veränderung der Deutungen von Naturkatastrophen bewegt sich parallel mit der Aufklärung und naturwissenschaftlichen Bildung des Menschen. Diese wissenschaftlichen Erklärungsansätze wandeln nicht nur das Naturverständnis, weg von einem unkontrollierbaren Göttlichen, sondern ermöglichen eben auch die ersten technischen Überlegungen zur Abwehr und Schutz des Menschen vor der Natur. Diesen erweiterten Handlungsspielraum verliert der Mensch im Zuge seiner technischen Evolution wieder durch den Glauben an die Technik. [28]

     

    Das Auftauchen der Atlantis- Mythologie in den Erzählungen über den Untergang Vinetas[29], steht für die Deutungshoheit einer religiös transzendenten Vorstellung von Natur. Gleichzeitig wirft es ein Licht auf eine Dynamisierung der Gesellschaft durch Krisen (dargestellt durch das Versinken): Äußere Dynamiken werden übertragen auf gesellschaftliche Dynamiken. Entdynamisierung einer von Technikglauben geprägten Wohlstandsgesellschaft ist eine Konsequenz, die sich heute abzeichnet.[30]

    [1] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991

    [2] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 29-32

    [3] Bezieht sich auf Michael Mitterauer: Von der antiken zur mittelalterlichen Stadt. Markt und Stadt im Mittelalter, Beiträge zur historischen Zentralitätsforschung, Stuttgart 1980, S. 52-67 „Hierbei wird der „mittelalterliche Stadtbegriff erweitert. Eine Burgstadt oder Frühstadt bezeichnet eine frühe Form stadtartiger Besiedlung.“ Winfried Schich: Wirtschaft und Kulturlandschaft, Gesammelte Beiträge 1977 bis 1999 zur Geschichte der Zisterzienser und der „Germania Slavica“, Google eBooks, S.266 http://books.google.de/books?id=lAXvFcILf-wC&pg=PA266&lpg=PA266&dq=wann+wird+eine+stadt+fr%C3%BChstadt+bezeichnet&source=bl&ots=SYJOALQHTF&sig=VJBZheiMw08zEAZp0xa0Pb3wfKo&hl=de&sa=X&ei=xKbzUpnCBsaIzAPt4YDYCQ&ved=0CCwQ6AEwAA#v=onepage&q=wann%20wird%20eine%20stadt%20fr%C3%BChstadt%20bezeichnet&f=false (15.01.2014)

     

    [4] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S.97

    [5] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S.111

    [6] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 29

    Wikipedia Eintrag: Wenden, http://de.wikipedia.org/wiki/Wenden (16.01.2014)

    [7] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 20

    [8] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 52

    [9] Winfried Schich: Wirtschaft und Kulturlandschaft, Gesammelte Beiträge 1977 bis 1999 zur Geschichte der Zisterzienser und der „Germania Slavica“, Google eBooks, S.264, http://books.google.de/books?id=lAXvFcILf-wC&pg=PA266&lpg=PA266&dq=wann+wird+eine+stadt+fr%C3%BChstadt+bezeichnet&source=bl&ots=SYJOALQHTF&sig=VJBZheiMw08zEAZp0xa0Pb3wfKo&hl=de&sa=X&ei=xKbzUpnCBsaIzAPt4YDYCQ&ved=0CCwQ6AEwAA#v=onepage&q=wann%20wird%20eine%20stadt%20fr%C3%BChstadt%20bezeichnet&f=false (15.01.2014)

    [10] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 28

    [11] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens,

    Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 77

    [12] Erich Rackwitz: Geheimnis um Vineta, Kinderbuchverlag Berlin, S. 9

    [13] Erich Rackwitz: Geheimnis um Vineta, Kinderbuchverlag Berlin, S. 9

    [14] Erich Rackwitz: Geheimnis um Vineta, Kinderbuchverlag Berlin, S. 9

    [15] Erich Rackwitz: Geheimnis um Vineta, Kinderbuchverlag Berlin, S. 13

    [16] Erich Rackwitz: Geheimnis um Vineta, Kinderbuchverlag Berlin, S. 19

     

     

     

    [17] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 29

    [18] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 30

    [19] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S.148

    [20] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 56

    [21] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 5

    [22] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S.121

    [23] Hermann Schreiber/Georg Schreiber: Versunkene Städte. Ein Buch von Glanz und Untergang, Paul Neff Verlag Wien, Berlin, Stuttgart 1955. S. 32-35

    [24] Dieter Groh / Michael Kempe / Franz: Naturkatastrophen. Beitrage zu ihrer Deutung Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert,

    Gunter Narr Verlag Tübingen 2003, S.21 , https://www.academia.edu/1017520/Naturkatastrophen._Beitrage_zu_ihrer_Deutung_Wahrnehmung_und_Darstellung_in_Text_und_Bild_von_der_Antike_bis_ins_20._Jahrhundert (16.01.2014)

    [25] Dieter Groh / Michael Kempe / Franz: Naturkatastrophen. Beitrage zu ihrer Deutung Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert,

    Gunter Narr Verlag Tübingen 2003, S.13,

    https://www.academia.edu/1017520/Naturkatastrophen._Beitrage_zu_ihrer_Deutung_Wahrnehmung_und_Darstellung_in_Text_und_Bild_von_der_Antike_bis_ins_20._Jahrhundert (16.01.2014)

    [26] Dieter Groh / Michael Kempe / Franz: Naturkatastrophen. Beitrage zu ihrer Deutung Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, Gunter Narr Verlag Tübingen 2003, S.21 , https://www.academia.edu/1017520/Naturkatastrophen._Beitrage_zu_ihrer_

    Deutung_Wahrnehmung_und_Darstellung_in_Text_und_Bild_von_der_Antike_bis_ins_20._

    Jahrhundert (16.01.2014)

    [27] Deutsches Komitee für Katastrophenvorsorge e.V. (DKKV) Zukünftige Bedrohungen durch

    (anthropogene) Naturkatastrophen Volker Linneweber (Hrsg.), http://www.pik-potsdam.de/~luedeke/kapitel6_DKKV.pdf (17.01.2014)

    [28] Dieter Groh / Michael Kempe / Franz: Naturkatastrophen. Beitrage zu ihrer Deutung Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, Gunter Narr Verlag Tübingen 2003, S.10 , https://www.academia.edu/1017520/Naturkatastrophen._Beitrage_zu_ihrer_Deutung_Wahrnehmung_und_Darstellung_in_Text_und_Bild_von_der_Antike_bis_ins_20._Jahrhundert (16.01.2014)

     

    [29] Ingrid Lange / P. Werner Lange: Vineta. Atlantis des Nordens, Urania Verlag, Leipzig 1991, S. 6

    [30] Dieter Groh / Michael Kempe / Franz: Naturkatastrophen. Beitrage zu ihrer Deutung Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert,

    Gunter Narr Verlag Tübingen 2003, S. 4 , https://www.academia.edu/1017520/Naturkatastrophen._Beitrage_zu_ihrer_Deutung_Wahrnehmung_und_Darstellung_in_Text_und_Bild_von_der_Antike_bis_ins_20._Jahrhundert (16.01.2014)

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